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Die Altersgruppe 50+ führt die Unfall-Statistik bei E-Bikes an

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Elfriede Pfannkuche. © pv

E-Bike-Fahrer über 50 tauchen besonders oft in der Unfall-Statistik des Polizeipräsidiums Mittelhessen auf. Aber auch mit normalen Fahrrädern sind sie oft in Unfälle verwickelt.

Mobilität bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit - für alle Altersklassen. Das Fahrrad bringt einen dabei noch an die frische Luft, ist günstiger als ein Auto. Und auch die Parkplatzsuche in der Innenstadt verläuft meist unkomplizierter. Gerade für Menschen, die sich dabei nicht anstrengen wollen oder die vielleicht auch einfach nicht mehr die Puste haben, ist ein E-Bike eine attraktive Möglichkeit, sich fortzubewegen. Der Trend hat aber auch seine Kehrseiten. 50- bis 60-Jährige sind im Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Mittelhessen bereits auf dem Fahrrad gehäuft in der Unfallstatistik vertreten. Auf dem E-Bike führen sie die Statistik sogar an. Der ADFC betont jedoch den positiven Einfluss des Radfahrens auf die Gesundheit, bietet in manchen Ortsgruppen deswegen extra E-Bike-Fahrtrainings für Senioren an.

Gießen: Statistisch betrachtet hat jeder achte Haushalt ein E-Bike

Die Anzahl der Unfälle, an denen E-Bikes beteiligt sind, steigt. Genau genommen, geht es um Pedelecs, so die korrekte Bezeichnung für Fahrräder die mit einem Elektromotor durch Trittunterstützung fahren. Hatte die Polizei 2018 erst 46 Unfälle mit solchen E-Bikes registriert, waren es im vergangenen Jahr 116. Eigentlich kein Wunder, denn auch der Absatz der E-Bikes nimmt seit Jahren zu.

Das statistische Bundesamt hatte 2021 veröffentlicht, dass jeder achte Haushalt ein E-Bike besitzt. Vor allem anfangs waren die Räder noch bei älteren Menschen sehr beliebt, teilweise sogar als »Rentner-Rad« verunglimpft. Und so ist auch zu erwarten, dass die Altersgruppe, die häufiger ein E-Bike besitzt, auch häufiger in Unfälle damit verwickelt ist. Tatsächlich fällt auf, dass es einen Sprung in der Unfallstatistik für die vergangenen fünf Jahre gibt zwischen der Altersgruppe 45 bis 50 Jahre mit 47 Unfällen zu 50 bis 55 Jahre mit 77 Unfällen. Die Zahl steigt dann auch weiter auf 80 (55 bis 60 Jahren) und schließlich 90 (60 bis 65 Jahren) beteiligte Unfälle - die Spitze der Statistik.

Gießen: Altersgruppe 50+ ist auch mit normalen Rädern öfter in Unfälle verwickelt

Was dagegen spricht, dass dieser Effekt nur auf die höhere Verbreitung von E-Bikes in diesen Altersgruppen zurückzuführen ist, ist die Unfallhäufung mit normalen Rädern. Auch diese Statistik zeigt, dass die Altersgruppen zwischen 50 und 60 Jahren besonders oft vertreten sind. Nur die Altersgruppe 20 bis 25 Jahre ist noch öfter bei Radunfällen beteiligt. Es scheint also sowohl bei Fahrrädern als auch E-Bikes eine Unfallhäufung bei über 50-Jährigen zu geben.

Tourismusregion bietet Fahrsicherheitstrainings für Senioren mit E-Bikes an

Der ADFC Baden-Württemberg bietet deswegen gezielt Fahrsicherheitstrainings für Senioren auf E-Bikes an. Zunächst waren diese Kurse vom Bundesland finanziert, anschließend führte der Verein sie aus Eigeninitiative fort. Das E-Bike führe nämlich bei vielen Älteren dazu, dass sie das Fahrrad nach einigen Jahren der Inaktivität wieder neu für sich entdecken.

Die Tourismusregion Wetterau bietet seit zehn Jahren E-Bike-Touren an, gibt dazu regelmäßig Flyer mit den Terminen heraus (www.tourismus.wetterau.de). Auch Einführungskurse für E-Bikes bzw. Pedelecs stehen auf dem Programm. Diese Kurse leitet Elfriede Pfannkuche; die frühere Bürgermeisterin von Limeshain ist ausgebildete Radfahrlehrerin. Die Kursteilnehmer seien nicht nur ältere Menschen. »Das geht ab 40 los. Wenn die Leute ein Auto haben, lassen sie das Rad meist stehen.« Nach vielen Jahren der Abstinenz steigen sie dann aufs E-Bike und wundern sich. »Viele sind beim Auf- und Absteigen unsicher.« Die Scheibenbremsen sind gewohnungsbedürftig. »Und es kommt das Gewicht ins Spiel«, sagt Pfannkuche. Ein Rennrad stoppt man schnell, bei einem bis zu 30 Kilo schweren E-Bike ist das schwieriger. Die wenigsten Unfälle gebe es beim schnellen Fahren, Probleme bestünden in Kurven und in Engstellen. Das muss man üben, dann klappt das, weiß Pfannkuche unud sieht vor allem die Vorteile eines E-Bikes: Es sind Strecken möglich, die man nur mit eigener Muskelkraft nicht (mehr) bewältigen würde. Und man ist in Bewegung. Pfannkuche: »Man fährt ja nur, wenn man in die Pedale tritt.« Wer kein eigenes E-Bike hat, kann es sich bei der Tourismusregion ausleihen; der Einführungskurs wird am Bahnhof in Glauberg angeboten. »Manche Teilnehmer waren noch nie auf einem der Küppel rund um ihr Dorf.« Dank E-Bike können sie ganz neue Aussichten genießen. jw

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