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Die dunkle Seite der Rose

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Von: Hanna von Prosch

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koe_Rosenmuseum_Sonderau_4c_1 © Hanna von Prosch

»Rosenkrieg«, Dornen, Gift: Die Rose steht nicht nur für Schönheit und Liebe, sondern hat auch eine dunkle Seite. Das hat Museumsleiterin Dr. Jutta Pauli fasziniert und daher hat sie die neue Sonderausstellung im Rosenmuseum Steinfurth konzipiert, die heute öffnet.

Heute öffnet das Rosenmuseum in Steinfurth wieder seine Pforten und lädt zum Schauen, Staunen und Erleben ein. In der neuen Sonderausstellung entdeckt Museumsleiterin Dr. Jutta Pauli die »dunkle Seite der Rose« und verführt mit der »Faszination des Gegenteils«.

»Wenn der Titel nicht so schön gewesen wäre, hätte ich das Vorhaben aufgegeben. Es ist ein schwieriges, aber genauso faszinierendes Thema«, gesteht Pauli. Nach langem Nachdenken, Suchen von Texten und Exponaten, vor allem aber einer feinfühligen optischen Umsetzung ist hohe Ausstellungskunst entstanden. Die ist ab heute im Rosenmuseum zu sehen.

So wie die Rose an sich den Verstand und die Vernunft aus- und das Gefühl einschaltet, fühlt man sich beim Betreten der dunklen Räume mit den lichtakzentuierten Bildmotiven umhüllt von der Ambivalenz dieses Symbols. »Versteht das jeder, was uns die Rose zu sagen hat? Sind die Gäste bereit, hinter das Offensichtliche zu blicken?«, das fragte sich Pauli bei der Konzeption.

»Um das, was mir vorschwebte umzusetzen, brauchte ich die Inspiration meines langjährigen erfahrenen Architekten Bernd Jansen«, sagt sie. Denn sie setzt auf Perfektion. Die Betrachter werden geleitet durch Oberthemen wie Liebe, Enttäuschung, Vergänglichkeit, Risiko, Tod. Auf einer dunklen Rosentapete wechseln sich in eindrucksvollen Rahmen Texte und Gemälde ab. Die Passepartouts in Rot für die Liebe und in Schwarz für das Leid geben inhaltliche Orientierung.

An vier Hörstationen kann man in jeweils zweieinhalb Minuten tiefer einsteigen in die philosophischen Gedanken. Die Geschichte des Herakles am Scheideweg widmet sich dem Thema Tugend. Rilkes Grabinschrift wird erläutert, Pauli selbst verdeutlicht die Zerstörung des Liebesglücks und von Elke Heidenreich ist »Totenkopf und Rosen« zu hören. Und weil die Rose es wert ist, dass sie weitergedacht wird, empfiehlt Pauli, an Führungen teilzunehmen.

Mit leuchtenden Augen steht die Museumsleiterin vor einem großformatigen Druck, der Amor vor einem Giftschrank zeigt, wie er auf eine weiße Rose Gift tropft. »Das ist ein richtiges Früchtchen, der Kerl«, sagt sie und erklärt, dass er, der sogar den Götterfrieden zerstörte, nicht nur die zufällig von seinem Pfeil getroffene Liebe im Auge hat. Pfeil und Bogen hat er hier abgelegt. Ein anderes Bild zeigt das durch eine Liebesaffaire zerstörte Glück: »Die Schaukel« von Paul Boudet.

Keine Rose ohne Stachel: Da ist Dornröschen das beste Beispiel. Die Rosenhecke bietet Schutz, sie gilt es, bei der Eroberung zu überwinden. Beim Lied vom Heideröslein wehrt sich die Frau, wird aber dennoch vergewaltigt: »Röslein wehrte sich und stach, doch es half ihm kein Weh und Ach.« Bei den mittelalterlichen englischen Rosenkriegen erblüht nach der Versöhnung der verfeindeten Adelshäuser die Tudorrose neu.

Als Rosengarten wurde der altgermanische Kultplatz bezeichnet, die Verwundungen der Krieger wurden »Rosen« genannt. Im Bezug zum Krieg stehen zwei Fotografien aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. »Ein unter dem Kriegstrauma leidender Feldsoldat geht durch einen finsteren Wald, begleitet von einem nackten Kind mit einer Rose. Solche Bilder gehen einem nicht mehr aus dem Kopf«, sagt Pauli.

Vergänglichkeit, Schmerz und Tod

Sogar in der Werbung ist sie fündig geworden: »Mit falschen Versprechungen.« In lebensgroßen Figuren ist eine solche Szene nachgestellt. So offenbart diese Sonderausstellung die gesamte Macht des Sinnbilds Rose von der überschwänglichen oder verhaltenen, stets aber ersehnten Liebe. Bis zu tiefem Schmerz. Enttäuschung, Vergänglichkeit, Risiko, Tod. Schönheit und Noblesse der Blüte - immer wohnt ihr Vergänglichkeit inne.

Für die neue Saison hat Pauli auch den Museumsshop neu aufgestellt. Rosen blühen auf Papier und Stoff, duften in Seife und Bonbons, empfehlen sich in Büchern und Schmuck. Nicht zu vergessen das Café mit Rosenspezialitäten.

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koe_Rosenkrieg_010423_4c_1 © Hanna von Prosch
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koe_RosenZerstoerung_0104_4c © Hanna von Prosch

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