Die Energie des Lebens
Wieder ein langes Wochenende - Entspannung an einem spannenden Fest. Aber was ist an Pfingsten spannend? Es wird eine fast 2000-jährige Geschichte begonnen, eine Geschichte die auch heute Menschen bewegt - jedoch leider nicht nur positiv.
Es ist die Geschichte der christlichen Religion, der Kirchen. Das Pfingstfest wird der Geburtstag der Kirche genannt, die sich - mal positiv formuliert - in verschiedene Konfessionen ausdifferenziert hat. Viele dieser Konfessionen arbeiten inzwischen geschwisterlich zusammen, jedoch nicht alle.
Hauptperson von Pfingsten ist der Heilige Geist. Unbekannt? Für viele, obwohl er bekannt sein könnte, gebrauchen wir ihn oder Auswirkungen in unserer Sprache. Wenn ich sage: »Ich bin begeistert« oder »ich begeistere mich für eine Sportart« oder Geschichte oder dergleichen, dann rede ich, ohne es gleich religiös zu füllen, dennoch eigentlich vom Heiligen Geist.
Sage ich: »Ich bin mit Feuer und Flamme dabei«, dann steht im Hintergrund die Geschichte von den Feuerzungen, die auf die Jünger Jesu herabkommen. Mitunter sage ich, dass ich für etwas brenne - dann lodern äußerlich keine Flammen, aber innerlich ist das Feuer vorhanden, das sich auch in meinem Engagement dann zeigt.
Wenn jemand gar keine Energie mehr für irgendetwas hat, dann sprechen wir vom Burnout: Nichts geht mehr.
So sprechen wir durchaus in alltäglichen Bildern von dem, den wir oft nicht verstehen. Leben in Kirche und Gesellschaft wäre nicht denkbar ohne den Heiligen Geist, der kein Besitz der Kirchen ist, sondern er weht wo er will - als Energie des Lebens für alle.
Nur können wir diese Energie auch geistlos einsetzen, wir können aber auch eine Gemeinschaft erleben, in der ein guter Geist herrscht. Deswegen spricht man auch in der christlichen Spiritualität von der Unterscheidung der Geister: Nicht alles ist dann Heiliger Geist, nicht alles Ungeist.
Spannend bleibt es - gerade, wenn wir zu unterscheiden lernen, aber auch wenn wir uns mit unseren Begabungen für unsere Gesellschaft einsetzen und sie voranbringen. Denn der Geist Gottes wirkt nicht nur in den Kirchen - manchmal hat man das Gefühl, dass er in den Kirchen weniger entdeckt wird - es gibt viel Routine und »das war schon immer so«. Gottes Geist ist davon kein Freund - er führt ins Abenteuer des Lebens.
Ich wünsche ein spannendes Pfingstfest - vor allem nachhaltig danach.
Karl Heinrich Stein,
Pfarradministrator in Altenstadt und Büdingen und Leiter des Pastoralraumes Wetterau-Ost