Die Gitarre ist sein Leben

Die Gitarre war rot - das hat Paul Walke fasziniert. Angus Young, Leadgitarrist von AC/DC, hatte eine rote Gitarre und deshalb hat sich Walke auch eine rote Gitarre gekauft. Diese Faszination hat ihn nicht mehr losgelassen. Der Ockstädter hat ein eigenes erfolgreiches Trio gegründet. Talent, Inspiration und Zufälle prägen seinen musikalischen Weg.
Er ist der einzige Gitarrist. Damit meint der Ockstädter Paul Walke die Studierenden in seinem Semester. »Im ganzen Studiengang sind wir nur 40, da kennt jeder jeden«, erzählt der 20-Jährige, der beim bekannten Jazzgitarristen und Komponisten Norbert Scholly im dritten Semester Jazz-Gitarre studiert.
Das Gespräch mit Walke fand natürlich im Friedberger Bistro Pastis statt, wo der Gitarrist mit seinen beiden Mitstreitern - Schlagzeuger Malte Twiest und Niklas Schumacher am Kontrabass - kürzlich begeistert gefeiert wurde. Auf Einladung der Musikschule Friedberg spielte dort das Paul-Walke-Trio aus Mainz modernen Jazz. Kopf und Namensgeber des Trios, deren Mitglieder alle an der Hochschule für Musik in Mainz Jazz- und Popularmusik studieren, ist Gitarrist Walke.
Dass der junge Musiker letztendlich zum Jazz fand, ist das Ergebnis von oft zufälligen Begegnungen und Inspirationen und dies seit frühester Kindheit. »Meine Eltern haben schon immer Wert darauf gelegt, dass wir drei Kinder ein Instrument spielen«, erzählt der Ockstädter, der das musikalische Talent wohl von seiner Mutter »geerbt« hat. Warnke: »Sie hat Querflöte gelernt und spielt auch etwas Klavier.«
Im Alter von sechs Jahren ging er zur musikalischen Früherziehung in die Musikschule Friedberg, in der Kinder an verschiedene Instrumente heran geführt werden. »Die Gitarre hat mich sofort fasziniert«, erinnert sich der Musikstudent und begann mit sieben Jahren bei Gitarrenlehrer Fritz Haas klassische Gitarre zu erlernen.
Er wollte auf die Bühne
Fünf Jahre später wechselte er zu Saskia Legler an die Musikschule Bad Nauheim und entdeckte die Rockmusik für sich. »Mein Vater ist Rock-Fan«, erzählt Warnke, dessen musikalisches Vorbild zu jener Zeit AC/DC-Leadgitarrist Angus Young wurde. »Ich habe mir sogar eine rote Gitarre gekauft, so wie Angus sie spielte«, erinnert sich Walke, der in Band-Workshops der badestädtischen Musikschule mitwirkte und sogar für kurze Zeit eine eigene Band hatte.
Als er mit 17 Jahren sein Abitur an der Friedberger Augustinerschule gemacht hatte, entschloss er sich zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr an der Musikschule Bad Nauheim, wo er unter anderem die neuen Kurkonzerte in der Trinkkuranlage betreute. Warnke: »Ich baute auf und ab und dachte mir, du willst auch mal auf der Bühne stehen.« Auch Luis Schnell war in dieser Zeit als FSJ’ler an der Musikschule tätig. Der Bassist spielte im Landesjugendjazzorchester und er nahm Warnke mit. Warnke: »Ich wurde Mitglied im Junior-Orchester, in dem die Jüngeren gefördert werden.« Heute spielt er mit anderen Studenten im »Senior-Orchester.«
So langsam wuchs die Begeisterung für den Jazz, auch dank Vincent Rocher, Gitarrenlehrer an der Friedberger Musikschule. Bei den monatlichen Sessions der »Tuesday Night Band« im Pastis hatte Walke den begeisterten Gipsy-Jazz-Gitarristen kennen gelernt.
»Das alles hat viel Freude gemacht, und mir wurde klar, dass Gitarre spielen mein Leben sein kann.« Seine Studienvorbereitung absolvierte er in der Musikwerkstatt Frankfurt, bevor er sich an einem halben Dutzend Musikhochschulen bewarb. In Mainz, Leipzig und Mannheim durfte er vorspielen, bestand alle drei Prüfungen und erhielt in Mainz den erhofften Studienplatz. Er begann sofort mit nahezu allen Studenten zu jammen, meist dabei war Schlagzeuger Malte Twiest, mit dem er zusammen im Landesjugendjazzorchester spielt.
Mit Bassist Niklas Schumacher fanden die Beiden den Musiker, »der genau zu uns passt. Wir sind enge Freunde geworden«, sagt Walke, der Stipendiant der Stiftung »Yehudi Menuhin - Live Music Now Frankfurt« ist. Darüber hinaus erhielt das Trio ein Projektstipendiat des Landes Rheinland-Pfalz, womit eine Kamera angeschafft wurde. Drei Videos wurden inzwischen gedreht und sind auf You Tube zu sehen.
Das junge Trio spielt intensiv Kompositionen von Paul Walke, abseits des Mainstreams, sowie eigene Arrangements von bekannten Jazz-Komponisten wie Bill Frisell, Thelonius Monk oder Elmo Hope. »In diesem Jahr haben wir schon zahlreiche Auftritte«, freut sich Walke, der ein Ziel hat: »Ich will Musik machen und davon leben können.« Dabei kann er sich auch andere Musikgenre durchaus vorstellen, denn »Ich liebe den Jazz, werde ihn aber sicher nicht in Stein meißeln.«