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Die neue Naturkneipp- Anlage in Bad Salzhausen ist gesperrt

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Der neue Naturwassertretbereich im Salzbach ist gesperrt. Das Wasser steht hoch, Verfärbungen, vermutlich durch den Eisengehalt, wirken wenig einladend. © MARESCH

Zu wenig Wasser, dann wieder zu viel: Die kleine Anlage im Salzbach im Unteren Kurpark ist gesperrt. Auch die Pläne für die größere Anlage südlich der Schwefelquelle liegen erst einmal auf Eis.

Für Kneipp scheint Bad Salzhausen ein schwieriges Pflaster zu sein. Der Kurort soll als Teil des Wetterauer Kneipp-Bäder-Dreiecks neben Bad Nauheim und Bad Vilbel ein zentraler Kneipp-Standort werden. Weil die Kneippschen Inhalte ein natürliches wie niedrigschwelliges Angebot für alle Gesundheitsbewusste bieten. Kneipp wird als die passende Software für den Kurort gehandelt, der aufgrund seiner geringen Größe, der Naturnähe und zugleich bröckelnden Infrastruktur seine Nische neben den beiden großen Kurorten und vor allem eine Zukunft finden sollte. Einiges wurde bewegt, doch zum Wassertreten kommt man in Bad Salzhausen nicht.

Das Ziel: Der Kneipp-Kurort

Noch zu Zeiten von Bürgermeister Hans-Peter Seum wurde in engem Austausch mit Dr. Lutz Ehnert das Kneipp-Konzept angegangen. Der Internist praktiziert in Bad Nauheim und Bad Salzhausen. Er ist der Kneipp-Motor in Hessen und auch im Bundesverband aktiv. Ehnert trägt in unermüdlichem Einsatz und in zahlreichen Gremien dazu bei, dass das ganzheitliche Gesundheitskonzept in Praxis und Wissenschaft entsprechend positioniert wird. Und auch in der Politik sensibilisiert er für das Naturheilverfahren, das immaterielles Kulturerbe ist. Bad Salzhausen profitiert von diesem Engagement und erhielt viele Impulse: Der örtliche Kneipp-Verein wurde in die Bad Nauheimer Gemeinschaft aufgenommen, es wurden Bustransfers nach Bad Salzhausen aufgrund der Baustelle in Bad Nauheim für die Thermenbesucher eingerichtet, ein mobiles Wassertretbecken des Hessischen Kneipp-Landesverbandes im Unteren Kurpark aufgestellt, dort Kneipp-Tage organisiert. Im vergangenen Jahr wurde in Nidda eine Kneipp-Ampel eingeweiht. Ehnert forcierte zudem die Zusammenarbeit mit der Klinik Rabenstein, um die Voraussetzungen für das Prädikat Kneipp-Kurort zu erfüllen. Gemeinsam mit allen Beteiligten deutete man den Unteren Kurpark für die Errichtung von zwei Kneipp-Anlagen aus, für die die Stadt die Pläne in Auftrag gab.

Doch Kneipp sitzt symbolisch gesehen auf dem Trockenen. Der Bau der größeren geplanten Kneipp-Anlage an der Schwefelquelle war zunächst für 2021 angekündigt. Die Anlage sollte aus dem Landgrafenteich gespeist werden. Eine Zisterne war nicht möglich, denn der Untere Kurpark ist Heilquellenschutzgebiet. Dadurch forderten die Denkmalschutzbehörden ein hydrogeologisches Gutachten. Daraufhin wurde der Standort verworfen und ein Gelände am Mini-Golfplatz ausgewählt. Kurz darauf entschied die Politik, dass nun doch wieder im Kurpark gebaut werden sollte. Die ursprünglich geplante Version ist zwischenzeitlich reduziert und auch die ausgeguckte Lage wurde nochmals verworfen. Die Anlage sollte im Oktober 2022 nicht an, sondern südlich der Schwefelquelle entstehen. Davon ist allerdings nichts zu sehen.

Erneute Prüfung der großen Anlage

Ob und wann dort gebaut wird, wird erneut geprüft. Die Schließung der Therme und das Vorhaben, ein Vital- und Gesundheitszentrum stattdessen entstehen zu lassen, beschäftigt derzeit die Großgemeinde.

Der Kurort steht auch aufgrund von mehreren großen Bauprojekten vor einer radikalen Kur, die Zukunft vieler Betriebe auf tönernen Füssen.

Bad Salzhausen wird sich in den kommenden Jahren stark verändern und neu gedacht - ebenso die Möglichkeit, die Kneipp-Angebote mit dem neuen Vital- und Gesundheitszentrum zu kombinieren.

»Es ist ein offener Prozess. Erst mal muss festgestellt werden, was der Markt braucht. Dementsprechend wird das Angebot entstehen«, teilt Uwe Bonarius, Bereichsleiter Zentrale Dienste im Rathaus, mit. Kneipp ist eine von vielen Ideen, die die Stadtplaner einem Planungsbüro am heutigen Donnerstag während einer Kick-Off-Veranstaltung vortragen wollen. Ziel ist eine Marktanalyse für den kränkelnden Kurort. Die Ergebnisse, die in circa sechs Wochen vorgelegt werden, will man abwarten.

Der Zugang zu dem in diesem Sommer gebauten kleinen Tretbereich im Salzbach auf der Höhe des Wasserrads ist durch rotes Flatterband versperrt. Die Umsetzung war von Anfang an mit zahlreichen Problemen verbunden. Kurz nach Baubeginn war da ein unerwünschter, nicht zu lokalisierender Wasserzufluss, dann fand man historische Balken, wo ausgegraben wurde. Im Sommer brachte die Trockenheit den ohnehin geringen Bachlauf fast zum Erliegen, während in den vergangenen Wochen der Wasserstand zu hoch ist und eher an ein stehendes, als an ein fließendes Gewässer erinnert. Das Wasser ist eingetrübt, was durch den Eisengehalt des Wasser begründet wird.

Stehende Brühe: Ist der Biber schuld?

Die für den Sommer terminierte Einweihung wurde abgesagt. Unklar ist noch, warum so viel Wasser in dem schmalen Bachlauf steht. Aktuell prüft die Stadt Biberdämme in Geiß-Nidda.

Für die Kneipp-Anlagen inklusive Sanierung eines Brunnenhauses, der Schwefelquelle und anderes standen 350 000 Euro im Haushalt. Von denen wurden nach Auskunft der Verwaltung bislang 150 000 Euro ausgegeben.

An Kneipp will die Stadtverwaltung festhalten. In einem Gespräch mit Dr. Lutz Ehnert und dem Betreiber der Klinik Rabenstein, Thomas Bruschinsky, vor circa drei Wochen bekannte sich Bürgermeister Thorsten Eberhard zu dem Kneipp-Konzept für Bad Salzhausen und dem Ziel, spätestens bis 2027 Kneipp-Kurort zu werden.

Dafür sind unter anderem ein Kurmittelhaus für die örtlichen Kurmittel, ein Badearzt beziehungsweise eine Kurärztin Voraussetzung. Zudem müssen 100 Betten für die Patienten von Kneipp-Kuren vorgehalten werden.

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