1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

Die Spargelzeit beginnt

Kommentare

ndk_k_Spargelernte_1_jwn_4c_2
Der Burg-Gräfenröder Landwirt Heinz-Christian Bär überprüft den Reifegrad seines Spargels. Mit dem Wetter ist der Landwirt dieses Jahr sehr zufrieden. © Jürgen W. Niehoff

Es ist Ostern - und der erste Spargel aus Deutschland ist bereits auf dem Markt. In der Handelsklasse 1 allerdings werden mancherorts fast astronomische Preise von 25 Euro das Kilo aufgerufen. Bald aber, wenn die Ernte in vollem Gange ist, dürfte das sogenannte königliche Gemüse deutlich erschwinglicher werden.

Wird Spargel zu einem Luxusgemüse in Deutschland und für viele Familien kaum noch bezahlbar? Der Burg-Gräfenröder Landwirt Heinz-Christian Bär aus Burg-Gräfenrode schüttelt den Kopf. »Wenn die Ernte richtig losgeht, so um den 15. April, dann werden die Preise für den Spargel deutlich nachgeben«, sagt Bär. Er schätzt, dass der Preis dann auf unter 15 Euro je Kilo Spargel in der Handelsklasse 1 fallen wird. Das reiche gerade einmal so, um alle Kosten zu decken und für einen kleinen Gewinn.

»Doch bei dem Preis wird es nicht bleiben. Dafür sorgen die Importe und die großen Lebensmittelketten mit ihren Sonderaktionen«, klärt Bär über die zu erwartenden Preisschwankungen auf.

Dieses Spiel müssten die regionalen Bauern trotz fester Lieferverträge mit den großen Handelsketten zwar nicht mitmachen, das sei vertraglich ausdrücklich festgelegt, doch dann blieben sie auf ihrem Spargel sitzen. »Denn Spargel muss frisch auf den Tisch kommen.

Er ist zwar trotz des hohen Preises kein Luxusartikel, sondern eine Delikatesse, die man nicht jeden Tag zu sich nimmt. Wenn denn doch, dann muss er auch erntefrisch sein«, räumt der Roggauer Landwirt, der mittlerweile im Ruhestand ist, ein. Darauf legt er auf seinem Hof großen Wert. Und deshalb hat er viele Stammkunden, darunter auch größere Firmen oder Geschäfte, die ihm während der Spargelzeit die Stange halten und nicht auf Sonderangebote ausweichen.

Die ersten dunklen Wolken sind im vergangenen Jahr bei den Spargelbauern aufgezogen, als der Spargel wegen der höheren Preise nicht zuletzt wegen der Erhöhung des Mindestlohns plötzlich in den Regalen liegenblieb. In einigen Regionen wurde der Spargel am Ende aus wirtschaftlichen Gründen sogar nicht mal mehr geerntet. »Wir haben zwar Glück gehabt, nicht zuletzt wegen unserer Stammkunden, und haben alles ernten und verkaufen können, doch wir haben auf die neue Situation reagiert«, verrät Bär. So habe er für dieses Jahr kein neues Spargel-Pflanzgut nachgekauft.

Zur Erklärung: Eine Spargelpflanze treibt fünf bis sechs Jahre. Dann muss sie ersetzt werden. Auf den Ersatz und Neubepflanzung eines Teils der Fläche hat Bär in diesem Jahr verzichtet. »Das entspricht einer Stilllegung von 1,5 bis zwei Hektar oder rund 15 Prozent. Und damit liege ich im bundesweiten Trend«, erklärt er, während er auf dem Feld ein Pflanze freilegt, um deren Wachstum zu kontrollieren.

Mit dem Wetter sind wir in diesem Jahr sehr zufrieden. Der Regen hat sehr gutgetan und den Boden richtig durchweicht. Jetzt fehlt nur noch die Sonne, denn der Boden ist trotz der Planen über den Anbaureihen immer noch deutlich zu kalt. Dass trotzdem schon deutscher Spargel auf dem Markt angeboten wird, erklärt Bär damit, dass in diesem Fall mehrere Planen übereinander über den Spargel gespannt worden sind, wodurch die Temperatur darunter deutlich ansteigt und gleichzeitig auch den Preis nach oben drückt. Apropos Kosten, die spielen bei der Spargelernte und der anschließenden Preiskalkulation eine sehr wichtige Rolle.

Viele Erntehelfer durch Mindestlohn

Vor allem der Mindestlohn, der in diesem Jahr auf 12 Euro pro Stunde angehoben wurde. »In Spanien liegen die Löhne für die Erntehelfer bei sechs Euro, in Griechenland bei 3,50 Euro und in Ungarn sogar teilweise unter drei Euro. Da können die Bauern den Spargel natürlich zu ganz anderen Preisen anbieten. Das können wir nur wieder gutmachen durch Frische der Ware«, erläutert Bär die unterschiedlichen Bedingungen zur Preisgestaltung.

Die deutschen Bauern haben wegen des hohen Mindestlohns in diesem Jahr den großen Vorteil, dass es kein Mangel an Erntehelfern gebe. »Bei mir steht zurzeit das Telefon nicht still vor Nachfragen aus dem Ausland wegen Arbeitsstellen«, berichtet der Roggauer. Doch er vertraut weiterhin auf seinen festen Stamm von etwa 20 Erntehelfern, die er schon seit Jahren beschäftigt. Schwieriger sei es hingegen, Personal für den Hofladen oder die Verkaufsstände zu finden, denn die müssten sprachkundig sein. Und da fangen die Probleme an, denn Deutsche sind für derartige Aufgaben kaum noch zu begeistern. Doch noch hat Bär ein paar Tage bis zur Ernte und bisher hat er auch solche Probleme gelöst. Und dann hat er noch einen heißen Tipp bei den aktuell hohen Preisen. Er empfiehlt einfach erst einmal den deutlich günstigeren Spargel der Klasse 2 zu kaufen. »Der ist zwar ein bisschen krumm, schmeckt aber nicht viel schlechter«.

Auch interessant

Kommentare