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Dorn-Assenheimer Gassigänger

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Alicia Reutzel und Marvin Roos freuen sich, den beiden Tierheim-Hunden Polar und Rufus etwas Auslauf verschafft zu haben. Mit dieser ehrenamtlichen Tätigkeit entlasten sie die Tierpfleger und ermöglichen den Tieren Abwechslung im Alltag. © Isabell Reißer

Dorn-Assenheim (isa). Tierheime platzen aus allen Nähten. Die Mitarbeiter müssen sich um immer mehr Schützlinge sorgen und kommen an ihre Belastungsgrenze. Gerade in solchen Situationen ist die Hilfe Ehrenamtlicher unersetzbar. Auch im Tierheim Elisabethenhof im Reichelsheimer Stadtteil Dorn-Assenheim ist ein Ablauf ohne sie undenkbar.

Plötzliche Bewegungen. Schrille Geräusche. Unruhe macht sich breit. Wahrscheinlich so nimmt die blinde Hündin Polar Autos wahr, die an der Landstraße neben dem Tierheim vorbeifahren. Während ihres Spaziergangs mit Marvin Roos bricht bei der dreijährigen Hündin Panik aus. Doch durch einen kurzen Stopp und die Hilfe ihres Gassigängers beruhigt sie sich wieder.

Alicia Reutzel ist seit knapp vier Jahren als Gassigängerin unterwegs. Die 24-Jährige kennt das Tierheim schon viele Jahre. Damals lernte sie bei einem Schülerpraktikum den Tierheim-Alltag kennen und kehrte wenig später als Ehrenamtliche wieder zurück. Seit zwei Jahren begleitet sie dabei ihr Freund Marvin Roos. Für beide ist die Arbeit im Tierheim ein Herzensprojekt. Mehrere Male die Woche kommt das Paar ins Tierheim, um mit den Hunden eine Runde zu drehen.

»Als Gassigänger wird man definitiv abgehärtet«, berichtet Alicia Reutzel. Die Hunde haben die unterschiedlichsten Vorgeschichten und Ängste, mit denen man umgehen muss. »Es kann schon mal vorkommen, dass man nach einem schüchternen und verängstigten Hund auf ein geladenes Tier trifft«, macht die 24-Jährige klar. Wie man auf das Verhalten der Hunde eingeht, ist immer von deren Charakter abhängig. Mal freut sich ein Hund besonders über viele Streicheleinheiten und Zuwendung, ein andermal sollte man von übermäßigem Körperkontakt absehen, um den Hund nicht zu verschrecken. »Eine Beziehung zum Hund aufzubauen, als ob es der eigene ist, ist nicht möglich«, erklärt Marvin Roos jedoch. Ihre eigene Hündin Hailey hat das Paar auch bei ihrem Einsatz als Gassigänger kennengelernt. Einen weiteren Hund können sie allerdings nicht aufnehmen, da Hailey als gefährlicher Hund gelistet ist.

Neben ihrer Tätigkeit als Gassigänger helfen Alicia und Marvin jederzeit da aus, wo im Tierheim Hilfe gebraucht wird. Egal, ob das bei der Zubereitung von Kleintierfutter nötig ist oder dem Reinigen der Zwinger, beide sind froh, zu helfen.

Insgesamt unterstützen etwa 15 Gassigänger das Tierheim in Dorn-Assenheim, mit den 22 Hunden spazieren zu gehen. So oft es geht und unter Voranmeldung, können die Helfer mit Tieren Gassi gehen. Die Beweggründe der Gassigänger für deren Engagement sind individuell. Für das Tierheim bedeutet die Unterstützung sehr viel. Ohne Gassigänger sei der Alltag im Tierheim nicht stemmbar, macht Nina Pfannkoch klar. Die Gassigänger helfen nicht nur den Hunden, sondern nehmen den Tierpflegern viel Arbeit ab. »Dank der Gassigänger können sich die Pfleger auf die schwierigeren Fälle konzentrieren«, berichtet die Leiterin des Hundebereichs. Außerdem hätten die Tierpfleger mehr Zeit, sich mit Interessenten für Hunde zu unterhalten

Voraussetzungen für Gassigänger

Jedoch ist nicht jeder dazu geeignet, ein Gassigänger zu sein. So müssten Gassigänger volljährig und erfahren im Umgang mit Hunden sein. Des Weiteren ist eine gewisse Standfestigkeit beziehungsweise Fitness nötig. »Die Gassigänger müssen sich bewusst sein, dass sie nur eine Zwischenstation für den Hund sind«, erklärt Pfannkoch. Eine enge Beziehung zu einem der Hunde aufzubauen, sei nicht empfohlen, da die Tiere jederzeit adoptiert werden könnten. Außerdem sollten die Gassigänger die Situation der Tiere realistisch und nicht mit einer rosaroten Brille betrachten. Die Ehrenamtlichen sollten zudem sozial kompetent sein, um mit Tieren, Pflegern und Interessenten umgehen zu können.

Auch Claudia B. ist leidenschaftliche Gassigängerin. Bereits als Kind hatte sie einen Hund und ist seitdem im Hundefieber. Nach einem Berufswechsel fand sie im September vergangenen Jahres wieder Zeit, sich als Gassigängerin zu engagieren. Der Wunsch irgendwann wieder einen eigenen Hund zu besitzen, sei definitiv da. Jedoch stehen dem finanzielle und zeitliche Hindernisse im Weg. Bis es dazu kommt, geht sie ihrer Leidenschaft im Tierheim Elisabethenhof nach. Es freue sie, den Tieren für eine kurze Zeit etwas anders als Tierheimalltag zu verschaffen. »Wir haben beide was davon«, erzählt sie, mit Blick auf Hündin Kessy.

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