Durchwachsene Saison auf dem Hoherodskopf

Die Betreiber der Freizeitanlagen und gastronomischen Betriebe haben eigenen Angaben zufolge eine durchwachsene Saison auf dem Hoherodskopf hinter sich. Der Fachkräftemangel und die Parkgebühren wirken sich aus ihrer Sicht negativ aus.
Die Zeit der Corona-Pandemie bescherte dem Hohe-rodskopf Besuchermassen, wie sie vorher nur an schneereichen Wochenenden im Winter erreicht wurden. »Die Menschen wollten in die Natur, hatten aber keine Möglichkeit, zu verreisen. So war der Hoherodskopf ein überaus beliebter Anlaufpunkt für etwas Abwechslung vom Pandemie-Alltag mit seinen vielen Einschränkungen«, sagt Ralph Koster, Geschäftsführer der Schottener Tourismusgesellschaft. Doch der Boom scheint vorbei. »Wir erreichen nicht mehr die Besucherzahlen, die wir vor Corona hatten«, schildert Koster.
Zumal das Wetter in den vergangenen Wochen und Monaten auch nicht optimal war. »Alles in allem war diese Saison seit dem offiziellen Auftakt am 1. Mai eher durchwachsen«, sagt Tourismusmitarbeiterin Anke Richter im Info-Zentrum auf dem Hoherodskopf. »Auch in der Herbstferienwoche war die Resonanz sehr unterschiedlich. An einigen Tagen war wenig los, einmal hatten wir aber auch 90 Besucher im Info-Zentrum.« Über einen starken Zulauf konnte sich am Donnerstag der Naturpark Vulkanregion Vogelsberg bei seinem Kürbis-Schnitzen freuen. »Wir konnten 40 Kinder mit ihren Eltern begrüßen«, sagt Mitarbeiterin Ursula Herbst.
Dass das Freizeitzentrum auf dem Hoherodskopf nach wie vor viel zu bieten hat, bestätigt eine Mutter, die sich in den Herbstferien mit ihrer und einer weiteren Familie aus Wiesbaden für zwei Tage in der Jugendherberge einquartiert hat. »Es ist ganz toll hier oben. Man kann ganz viel mit den Kindern unternehmen«, sagt sie. Die Ausflüglerin betont auch die »herrlichen Ausblicke ins Tal« und kann selbst dem Nebel mit dem aus den Schwaden aufragenden Fernsehturm etwas Beeindruckendes abgewinnen.
Stefan Dolzer von der Betreibergesellschaft des Kletterwaldes und des Baumkronenpfades zeigt mit dem Daumen nach unten. »Es war eines unserer schlechtesten Jahre auf dem Hoherodskopf. Die Osterferien und die ersten drei Wochen in den Sommerferien waren verregnet. Diesen Ausfall kann man nicht mehr kompensieren«, sagt er. Auch unter der Woche sei - außer in den Ferien - wenig los gewesen. Nur für Voranmeldungen von Gruppen wurde daher der Kletterwald geöffnet. Für den weniger personalintensiven Baumkronenpfad galt das nicht. Auch sei es immer schwieriger, motivierte Mitarbeiter zu bekommen, die Lust hätten, zu arbeiten.
Fachkräftemangel spielt auch bei Vulkanbäcker Joachim Haas eine große Rolle. »Mitarbeiter zu gewinnen, wird immer schwieriger. Das bereitet immer größeren Stress«, sagt er.
Fehlendes Personal
Das Problem sei keine Folge von Corona. »Es findet sich einfach niemand mehr, obwohl die Arbeitszeiten für die Mitarbeiter angenehmer geworden sind«, sagt Haas. Das Wochenende gehöre aber in der Gastronomie einfach dazu. Insgesamt reiche das Besucheraufkommen auf dem Hoherodskopf für die fünf ansässigen Gastronomiebetriebe nicht mehr für ein auskömmliches Geschäft aus. Andreas Däsch, Inhaber der Berghütte »Hoherodskopfklause«, macht darauf aufmerksam, dass an besucherstarken Tagen das Angebot an Einkehrmöglichkeiten oft nicht ausreiche, weil man die Öffnungszeiten wegen des fehlenden Personals verringern musste. »Es führt bei einigen Gästen zu Unmut, wenn das bestellte Essen nicht nach fünf Minuten auf dem Tisch ist«, schildert er.
Ähnlich äußert sich Christoph Führer vom benachbarten »Berggasthof«, der am 1. Juli als Pächter den Betrieb übernommen hat. »Manche Menschen werden immer ungeduldiger. Da nutzt auch der Hinweis nichts, dass wir die Speisen frisch zubereiten«, sagt er. Der Koch verweist auf die Schwierigkeit, gerade für die aufwendige Arbeit in der Küche Kräfte zu bekommen. Dieses Problem beschäftigt laut Däsch auch das Team der »Hoherodskopfklause« seit geraumer Zeit.
Immerhin sei der September sehr sonnig gewesen, bilanziert Jo Teichert, der seit 22 Jahren zusammen mit seiner Frau Doro das Kiosk »Zur Schönen Aussicht« betreibt. Der Unternehmer hat aber auch generell eine rückläufige Tendenz bei der Zahl der Ausflügler festgestellt. »Unter der Woche ist die Besucherfrequenz auf dem Hoherodskopf nicht mehr mit früher vergleichbar. Das kontinuierliche Geschäft über die ganze Woche hat deutlich nachgelassen«, sagt Teichert.
Immer wieder ärgern sich Besucher des Hoherodskopfs über die Parkgebühren. Wenn das Kleingeld für die Parkautomaten fehlt, suchen sie die ansässigen Betriebe zum Wechseln auf. »Dass die Automaten nicht wechseln können, ist ärgerlich. Aber ebenso ärgerlich ist es, wenn wir als ›Wechselstube‹ angesehen werden und noch den Unmut der Besucher über die Parkgebühren ernten«, sagt Andreas Däsch, Betreiber der Berghütte »Hoherodskopfklause«. »Außerdem droht ein Strafzettel, bis die Autofahrer wieder bei ihren Fahrzeugen zurück sind«, ergänzt Jo Teichert vom Kiosk »Zur Schönen Aussicht«. »Die Strafzettel werden oft zu schnell ausgestellt. Dann sind die Besucher sehr enttäuscht und kommen für längere Zeit nicht mehr.« Teichert moniert außerdem den seiner Meinung nach zu hohen Einstiegstarif von drei Euro für Kurzaufenthalte. »Das ist relativ viel Geld, wenn man nur einen kleinen Spaziergang unternehmen oder einen Kaffee trinken möchte.« Der Parktarif gilt im Übrigen auch für die Nutzung der einzigen öffentlichen und ebenfalls nicht gebührenfreien Toilette auf dem Hoherodskopf. VON STEFAN WEIL