Eberhard: »Das Beste daraus machen«

Der Niddaer Bürgermeister informiert über die Umnutzung des Bürgerhauses in Wallernhausen als Flüchtlingsunterkunft.
Wallernhausen (myl). Voraussichtlich in der kommenden Woche ziehen die ersten Flüchtlinge in das Bürgerhaus in Wallernhausen ein. Darüber informierte Bürgermeister Thorsten Eberhard während der jüngsten Ortsbeiratssitzung im Gasthaus Appel. Außer dem Ortsbeirat waren sieben Bürger gekommen. Die Stimmung während der Sitzung war sachlich, doch es wurden auch Bedenken geäußert. »Die Ereignisse ändern sich täglich«, sagte Eberhard und nannte Zahlen. Diesen Oktober wurden in Hessen etwa 93 000 Geflüchtete gezählt, davon kommen etwa 80 000 aus der Ukraine. Im Wetteraukreis werden es voraussichtlich bis Jahresende 5600 sein. In Nidda sind aktuell etwa 400 Personen.
Bereits 2015 war geplant, im Bürgerhaus in Wallernhausen Geflüchtete unterzubringen. Das Gebäude ist nicht verpachtet, es gibt sanitäre Anlagen, im Dorfladen Einkaufsmöglichkeiten und der Weg nach Nidda ist nicht weit. Das alles sind Argumente für diesen Standort. Letztlich wurde die Immobilie 2015 doch nicht gebraucht. Die Pläne wurden nun jedoch reaktiviert.
Die Option, erneut Sporthallen des Kreises zu belegen, wie es in Nidda bis September der Fall war, ist erst einmal vom Tisch. Mit den Bürgermeistern des Kreises einigte man sich auf eine Verteilung entsprechend der Einwohnerzahlen. »Nidda hat früh reagiert und eine Wohnung nach der anderen angemietet«, berichtete Eberhard. Insgesamt seien es 70 Unterkünfte. Er geht fest davon aus, dass Einzelpersonen im Bürgerhaus Wallernhausen beherbergt werden, da versucht wird, Familien in Wohnungen oder Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen. Aus welchen Ländern die 38 Personen kommen, ist ihm nicht bekannt.
Das Bürgerhaus wird bereits vorbereitet. Die Theke ist zugestellt, Fußböden ausgelegt. Als Sanitärräume werden nach Informationen Eberhards die Gästekabine des Sportvereins genutzt. Es soll ein Küchencontainer installiert werden, damit sich die Bewohner selbst versorgen können. Es wird ein mobiler Sicherheitsdienst engagiert werden, der aber nicht vor Ort ist. »Eine direkter Kontakt würde die Wege verkürzen«, regte Ortsvorsteher Kai Könnecke an. »Ich kann mir gut vorstellen, dass es aufgrund der verschiedenen Ethnien ein kleines Pulverfass geben könnte.« Eine Anwohnerin brachte ihre grundsätzlichen Bedenken vor.
Eberhard berichtete aus dem Stadtteil Eichelsdorf, wo seit mehreren Jahren Flüchtlinge in der alten Schule leben. Das würde insgesamt sehr ruhig verlaufen, außer dass ab und zu der Rauchmelder losgehe. Der Rathauschef äußerte seine Hoffnung, dass sich die Lage bis zum Frühjahr wieder entspannt und die Belegung in Wallernhausen nicht von Dauer sein wird. Die Stadt suche weiter nach alternativen Wohnmöglichkeiten und Verstärkung im sozialen Bereich.
»Wir können viel dafür tun, dass es in unserem Dorf ruhig läuft, indem wir die Leute nicht sich selbst überlassen und schauen, wo wir unterstützen können«, sagte Pfarrerin Beate Henke. »Die Leute wollen da auch nicht wohnen.« Die Security sei dazu da, dass die Flüchtlinge geschützt werden würden und nicht anders herum. »Wir haben in Wallernhausen eine Menge Leute, die sich gern und mit Hirn einsetzen.« Sie bot an, montags einen Unterstützerkreis einzuberufen. Es wäre ein andere Art von Anlaufstelle als ein Ärger- und Kontakttelefon.
Das Bürgerhaus wird von Vereinen genutzt. Für die Vorbereitung auf die Spielrunde könne der FC Wallernhausen nach Fauerbach ausweichen, signalisierte Bernd von Lienen, Ortsbeiratsmitglied und zugleich Vorsitzender der Fußballer. Die Heimspiele jedoch wollten sie in vor Ort durchführen. Von Lienen fragte nach finanziellen Mitteln für ein Zelt, das als Umkleide genutzt werden könnte.
Der Eishockeyclub Pirates Wallernhausen wird nun auf die Rocknacht und die Faschingsveranstaltung verzichten müssen. Es sind Veranstaltungen, die wichtige Einnahmen bringen. Einen Teil davon, aber nicht den kompletten Ausfall, könne über die Sportförderung abgedeckt werden, stellte Thorsten Eberhard in Aussicht. Alles weitere solle der Verein mit der Stadtverwaltung klären, appellierte Kai Könnecke.
Eberhard bedankte sich bei den Beteiligten für den vernünftigen Austausch und deren Initiativen. »Ich weiß, dass es nicht einfach ist, es verursacht Bauchgrummeln. Doch es ist so, wie es ist. Wir müssen zusammenhalten und das Beste daraus machen.«