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Wetterau: Mit voller Fahrt in den Beruf - Felix Wilhelm ist 23 Jahre alt und Fahrlehrer

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Felix Wilhelm ist seit April Fahrlehrer in der Fahrschule Hofmann in Echzell. Dort stehen den Fahrschülern zwei Autos zur Verfügung - eins mit Gangschaltung, eins mit Automatikgetriebe. © Kim Luisa Engel

Felix Wilhelm ist 23 Jahre alt und seit Kurzem Fahrlehrer. Ein Beruf, den eher Menschen ausüben, die älter sind als er. Warum ist der Reichelsheimer Fahrlehrer geworden?

Alles, was mit Fahren zu tun hat, macht mir schon von klein auf Spaß«, sagt Felix Wilhelm. Kein Wunder also, dass der Heuchelheimer Fahrlehrer geworden ist. Seit dem 20. April ist er fertig ausgebildet und arbeitet in der Fahrschule Hofmann in Echzell. Das Besondere: Felix Wilhelm ist erst 23 Jahre alt. Und damit um einiges jünger als die meisten Fahrlehrer. Ein Grund dafür ist auch sein früherer Fahrlehrer und jetziger Chef Stefan Hofmann.

»Da habe ich einen Einblick in das Leben als Fahrlehrer bekommen«, sagt Wilhelm. Seitdem er mit 16 seinen Führerschein für Motorrad (A1) bei Hofmann - und später für Auto (B), Anhänger (BE) sowie weitere Motorräder - gemacht hat, findet er den Beruf »cool«. Stefan Hofmann war zu der Zeit Mitte 30, also selbst ein junger Fahrlehrer. »Es hat Spaß gemacht, fahren bei ihm zu lernen«, sagt Wilhelm. »Da ist die Idee entstanden, dass die Ausbildung auch etwas für mich wäre.«

Fahrlehrer mit 23 Jahren: Zuerst Fahrlehrer-Anwärter in Echzell

Doch erstmal entschied Felix Wilhelm sich für eine andere Ausbildung: Nachdem er seinen Realschulabschluss an der Singbergschule gemacht hatte, lernte er Industriemechaniker bei Mahle in Wölfersheim. »Als Absicherung, es kann immer etwas passieren«, sagt er. Und weil er mit seinem Abschluss erst Fahrlehrer werden konnte, wenn er mindestens 21 Jahre ist und eine abgeschlossene Berufsausbildung in der Tasche hat.

Die Fahrerlaubnis für die Klassen B und BE, die er für die achtmonatige Grundausbildung zum Fahrlehrer brauchte, hatte Wilhelm schon mit 17 und 18 Jahren bei Hofmann erworben. Seit vergangenem April hat er als Fahrlehreranwärter eine Art Praktikum bei Stefan Hofmann gemacht. Als Anwärter, erläutert er, durfte er schon allein mit einem Fahrschüler mitfahren. Auch den Theorieunterricht in der Fahrschule Hofmann hat er zu der Zeit allein gegeben. »Um in der Übung zu bleiben«, sagt er. Bald wollen er und sein Chef sich den Unterricht aber wieder teilen.

Fahrlehrer mit 23 Jahren: Auf Augenhöhe mit Fahrschülern

Das Motorradfahren darf Felix Wilhelm den Fahrschülern derzeit noch nicht beibringen. Dazu muss er erst einen Monat zur Fahrlehrerschule und nochmal drei Prüfungen machen. Deswegen übernimmt sein Chef alle Motorrad-, Roller- und Lkw-Fahrschüler und Wilhelm die, die das Autofahren und den Umgang mit dem Anhänger lernen möchten.

Dass Wilhelm in einem ähnlichen Alter wie seine Fahrschüler ist, sei bisher nie ein Problem gewesen. »Da hatte ich etwas Respekt vor«, sagt er. Doch sowohl jüngere als auch ältere Fahrschüler - die Älteste ist 59 Jahre alt - nähmen das an, was der 23-Jährige ihnen sage. »Das ist ein Miteinander, ich stehe nicht über ihnen«, sagt Wilhelm. Die Fahrschüler und er hätten schließlich dasselbe Ziel. »Ich fiebere in der Prüfung mit und freue mich, wenn sie bestehen«, sagt Wilhelm.

Fahrlehrer mit 23 Jahren: Wenig junge Fahrlehrer

Ob es einen Fahrlehrermangel gibt, kann Felix Wilhelm nicht sagen: »In der Schule hieß es aber, dass Fahrlehrer händeringend gesucht werden.« Was er bestätigen kann, ist, dass es wenige junge Fahrlehrer gibt. In seiner Fahrlehrer-Klasse seien vier von 18 Teilnehmern in seinem Alter gewesen - der Rest war älter, der Älteste 56 Jahre alt.

Und woran liegt es, dass wenige junge Menschen Fahrlehrer werden? Felix Wilhelm vermutet, dass viele es eintönig finden könnten, so lange im Auto zu sitzen. »Für mich ist es das aber gar nicht«, sagt er. Die Strecke kann er sich als Fahrlehrer selbst aussuchen, der ganze Wetteraukreis steht zur Verfügung. Außerdem sitzt jedes Mal ein anderer Fahrschüler neben ihm. Mit anderen Schwächen, aber auch mit anderen Stärken. Wilhelm fällt noch ein Grund ein, warum es wenig junge Fahrlehrer geben könnte: Es koste »einen Haufen Geld«, Fahrlehrer zu werden. Der Betrag variiert stark, mindestens 7000 bis 12 000 Euro sollten aber eingeplant werden. Dafür winken später flexible Arbeitszeiten, und so kann Wilhelm schon mal morgens zum Arzt gehen oder zwischendurch einen Handwerker reinlassen.

Auch sein Chef Stefan Hofmann hat gezielt nach einem Fahrlehrer gesucht. Dass es Felix Wilhelm wird, hat sich so ergeben. »Ich bin total zufrieden, dass ich hier arbeiten kann«, sagt er. »Es ist schön, dass alles so familiär ist.«

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