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Ein besonders guter Jahrgang

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Fleischergeselle Till Zoia (r.) beim hessischen Fleischer-Wettbewerb in Aktion. © Emanuel Zylla

Metzger-Meister Jörg Meisinger kann sehr zufrieden sein. Ein Fleischer-Nachwuchs-Talent verstärkt das Team seiner Filiale in der Kaiserstraße in Friedberg. Sein Geselle Till Zoia wurde Gewinner beim Landesleistungswettbewerb des Fleischerverbandes Hessen - und könnte Meisingers Nachfolger werden.

Wer die Friedberger Metzgerei Meisinger mittags betritt, wird dort viel Geselligkeit vorfinden. Hier treffen Menschen, die deftig zu Mittag essen, auf solche, die bei ihrem Einkauf in Sachen Fleisch auf regionale Produkte vom Metzger von nebenan setzen. Mittendrin im Getümmel findet sich auch der 25-jährige Geselle Till Zoia. Freundlich lächelnd hält er Pläuschchen mit den Kunden. Er kann sehr zufrieden mit sich sein, denn er liebt seinen Beruf und räumte im September den ersten Platz beim Nachwuchs-Landeswettbewerb vom Fleischerverband Hessen ab.

In der Regel wird der beste Fleischer-Nachwuchs jährlich geehrt. Dabei melden Berufsschulen die Kandidaten bei entsprechend guten Noten an. Till Zoia hat einen Notendurchschnitt von 2,0 und setzte sich in diversen Disziplinen des Wettbewerbs gegen vier Mitbewerber durch.

Zufrieden morgens aufstehen

Till Zoia wurde als Fleischer in der Metzgerei von Richard Klein in Kronberg im Taunus ausgebildet. Gleich nach dem Ende seiner Lehre hat er bei Jörg Meisinger ab August als Geselle angefangen. Er sei eigentlich nur durch Zufall, nachdem er reinschnuppern konnte, bei dem Beruf geblieben. Ein Handwerk wollte er in jedem Fall erlernen. »Mittlerweile bin ich, froh dabei geblieben zu sein. Ich freue mich jeden Morgen darauf, arbeiten zu gehen«, sagt er und scherzt, dass diese Antwort nicht mit seinem Chef abgesprochen sei.

Dass nun mit Zoia die Crème de la Crème des hessischen Fleischernachwuchses bei Jörg Meisinger ihr Handwerk verrichtet, darauf ist der 60-Jährige besonders stolz. Vor allem auch, weil es sehr schwierig geworden sei, Personal zu finden: »Oft fehlt neben Qualifikation auch die Motivation beim Nachwuchs. Till war für mich ein Glücksfall«, sagte Meisinger, denn sein Auszubildender war in der selben Berufsschulklasse wie Zoia. So erfuhr der hessische Nachwuchsmeister 2023 aus Bad Nauheim von der Attraktivität von Meisingers Betrieb. Zoia schickte ihm drei Monate vor Ende seiner Ausbildung eine Bewerbung. Da habe Meisinger nicht lange gefackelt.

Doch damit nicht genug: Aus Till Zoias Berufsschuljahrgang arbeitet heute auch eine Gesellin, die im Hintergrund gerade eine Kundin bedient. »Von sechs Auszubildenden, die in dem Jahrgang waren, arbeiten jetzt zwei bei mir. Das war ein besonders guter Jahrgang«, sagt Meisinger in Anlehnung an exzellente Weine. Um dieser Tage noch eine der weniger Metzgereien, die noch geblieben sind, betreiben zu können, brauche es eben auch gute Mitarbeiter. Meisinger sei froh, sie gefunden zu haben.

Die Zahlen, die Meisinger nennt, sind bitter: Während Friedberg mit drei klassischen Metzgereien sogar noch ganz gut dasteht, gäbe es in Bad Nauheim nur noch eine - Karben müsse hingegen komplett Verzicht üben.

Wurst wie in guten, alten Zeiten

Till Zoia sagt, er sei glücklich, einen Arbeitsplatz gefunden zu haben, an dem er mit seinem Chef lachen und mit vorrangig freundlichen Kunden nette Gespräche führen kann. »Mir gefällt, dass es bei uns keine Massenabfertigung gibt« sagt er mit Blick auf den auf Schnelligkeit getrimmten Supermärkten.

In Zeiten wie diesen müsse sich der 60-jährige Jörg Meisinger um seine Nachfolge Sorgen machen. Zeiten, in denen immer mehr junge Menschen lieber studieren wollen, als einen Handwerksberuf erlernen. Das sei seine Erfahrung mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Dass ein Handwerksberuf auch attraktiv sein kann, zeigt Till Zoias Beispiel. Er habe gute Chancen, irgendwann Meister zu werden und vielleicht irgendwann sogar die Metzgerei Meisinger zu übernehmen.

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Geselle Till Zoia (l.) von der Friedberger Metzgerei Meisinger hat den ersten Platz im Landes-Wettbewerb des Fleischernachwuchses des Fleischerverband Hessen belegt. Er könnte auch Jörg Meisingers (r.) Nachfolger werden. © Emanuel Zylla
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Urkunde und Pokal von Till Zoia schmücken die Metzgerei-Filiale in Friedberg. © Emanuel Zylla

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