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»Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde«

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Die Tage vergehen. Die Blumenauswahl im Garten und auf den Blumenfeldern zeigt uns das fortschreitende Jahr genauso an wie die ersten Lebkuchen und Weihnachtsdekorationen im Geschäft. Wer am Montag wieder ins Schulgebäude geht, ob groß oder klein, versucht gewiss noch einmal die letzten Stunden auszukosten. Die neuen ersten und fünften Klassen sind voller Aufregung.

Schon bald wird das Leben in unseren Straßen wieder ein anderes sein. Da lohnt es sich, noch einmal innezuhalten, noch einmal Luft zu holen.

Wie waren die letzten Wochen?

Damit meine ich nicht einfach das Wetter, auch wenn dies in den letzten Wochen fast alle Register gezogen hat. Unser Leben - seien wir ehrlich - besteht aber aus so viel mehr. Meiner Erfahrung nach sind die Sommerferien nicht einfach nur freie Zeit. Diese Wochen im Sommer bieten Lernmöglichkeiten, wie wir sie sonst kaum haben. Viele fahren in Urlaub, lernen andere Kulturen kennen. Aber auch wer zu Hause bleibt, ist aus dem Rhythmus des Alltags genommen. Diese Pause ermöglicht uns eine neue Sicht auf den Alltag. Obwohl die Älteren meist nicht so sehr von diesen Änderungen betroffen sind, erleben auch sie, dass das Leben in diesen Wochen einen anderen Lauf hat. So manche Enkelkinder haben das Leben ihrer Großeltern gehörig aufgemischt.

Ein wenig fühlt es sich jetzt an wie ein sommerlicher Aschermittwoch. Denn bekanntlich ist an Aschermittwoch alles vorbei. Jetzt im Sommer ist es ähnlich: So plötzlich wie die Ferien kamen, gehen sie nun wieder. Eine andere Zeit beginnt. So könnte man meinen, ganz gemäß dem biblischen Zitat: »Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.« (Pred 3,1)

Ein wenig wehmütig ist auch mir zumute. Beim Anblick der kürzeren Tage, zurückgehender Temperaturen und meines sich füllenden Terminkalenders fühle auch ich die Veränderung.

Dabei lese ich über die so bekannten Worte aus dem Buch des Prediger Salomos hinaus (Pred 3,10-12): »Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen. Er (Gott) hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.«

Das klingt gut. Dass es gut ist, fröhlich zu sein im Leben, das glaube ich sofort. Allein, es gelingt nicht immer. Vielleicht liegt das daran, dass wir Gottes Werk nicht immer ergründen können. Wir fragen, zweifeln, sorgen uns und manchmal schäumen wir regelrecht vor Wut. Von der Ewigkeit, die Gott in mein Herz gelegt hat, spüre ich wenig zwischen all den Telefonaten und Terminen. Wie anders ist das, wenn ich Pause mache. Da steigen ganz andere Gedanken in mir auf. Das wilde Unkraut, dass ich eben noch herausreißen wollte, sehe ich mit anderen Augen an, während die Biene darauf den Nektar sammelt. Diese Ruhe habe ich sonst nicht. Es sind Momente, die eine andere Wirklichkeit aufblitzen lassen. Eine Wirklichkeit, die immer da ist.

In diesem Sommer habe ich viele Bilder gemacht. Bilder, die mich erinnern und wecken sollen, wenn ich im Alltag gefangen bin. Ob auch Sie solche Bilder kennen, die Sie lächeln lassen und Sie fröhlich machen? Freuen wir uns auf die Zeit, die vor uns liegt, mit den gemütlichen Abenden, an denen wir Bilderalben, Filme und gespeicherte Eindrücke genießen und uns daran erinnern lassen, dass diese Ewigkeit Gottes mitten in unser Herz gelegt ist.

Ulrike Wohlfahrt,

Pfarrerin der evangelischen

Kirchengemeinde Düdelsheim

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