1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

»Ein Pfarrer muss nahbar sein«

Erstellt:

Kommentare

cwo_MUepfarrerpfannkuchen_4c
Pfarrer Leroy Pfannkuchen wird am 4. Juni offiziell die evangelischen Kirchengemeinden Ranstadt und Dauernheim übernehmen. Im Interview mit dieser Zeitung spricht er über sein Selbstverständnis und seinen Werdegang als Pfarrer sowie sein Ankommen an der neuen Wirkungsstätte. © Ingeborg Schneider

Seelsorge auf Augenhöhe, dann wenn es nötig ist. Ranstadts und Dauernheims neuer Pfarrer Leroy Pfannkuchen hat klare Vorstellungen, wie er sein Amt ausüben will, erklärt er im Interview.

E r ist bekennender Disney- und Fantasy-Fan, begeisterter Sänger im Bass und Laienschauspieler, nahbarer Pfarrer, jenseits aller Krisen ein vertrauensvoller Christ - und er wird am Sonntag, 4. Juni, in der Ranstädter Pfarrkirche feierlich durch Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer ordiniert. Diese Zeitung sprach mit Leroy Pfannkuchen, der bereits im Dauernheimer Pfarrhaus sein neues Zuhause gefunden hat.

Pfarrer Pfannkuchen, wie kam es dazu, dass Sie sich für den Pfarrberuf entschieden haben?

Ich bin 1991 in Offenbach geboren und habe 2012 mein Abitur an der dortigen Leibnizschule abgelegt. Anschließend plante ich zuerst, ins Lehramt für Religion und Geschichte zu gehen, bis ich meine wirkliche Berufung fand und das Studium der evangelischen Theologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz aufnahm. Dort liegen die Fakultäten beider Konfessionen unter einem Dach, was einen regen ökumenischen Austausch mit sich bringt. Ein Auslandssemester im Rahmen eines interreligiösen Studienprogramms an der Universität Kyoto in Japan folgte. Dort bin ich mit dem Buddhismus, den Volksreligionen und mit einem Anteil christlicher Gläubiger von einem Prozent der Bevölkerung in Berührung gekommen - letztgenannte Erfahrung bringt eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Schwund an Kirchenbesuchern hierzulande mit sich. Man erfährt, dass der christliche Glaube überlebt, auch wenn sich die Zahl der Kirchenmitglieder stark verringert. Man wird demütiger und schaut verstärkt auf die eigene Glaubwürdigkeit und auf den Kern der frohen Botschaft, die man vermitteln möchte.

Wie verlief Ihr weiterer Ausbildungsweg?

Mein Lehrpfarrer im Vikariat waren Markus Christ in Langen-Bergheim, hinzu kam der Kontakt zu Pfarrer Joachim Bundschuh, dem konfessionskundlichen Berater und Mitglied im Arbeitskreis Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau (EKHN). Durch das Vorbild dieser beiden Persönlichkeiten festigte sich in mir die Vorstellung: Leidenschaftliches Pfarramt muss lebbar, nahbar, praktisch und nicht allzu verkopft sein. Ich gebe mich als Pfarrer in meine Gemeinden ein, wir reden miteinander auf Augenhöhe. Seelsorgliche Gespräche müssen nicht formell vereinbart und vorbereitet werden, sondern können auch spontan, zwischen Tür und Angel, meinetwegen auch an der Theke stattfinden.

Welche Fügung hat sie nach Dauernheim und zur Übernahme der früheren zwei Pfarrstellen für Ranstadt, Dauernheim und Blofeld gebracht?

Um seine erste eigene Pfarrstelle kann man sich in der EKHN nicht bewerben, normalerweise weist die Kirchenleitung sie einem zu. Aber natürlich habe ich gegenüber Dekanin Birgit Hamrich und Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer den Wunsch geäußert, in meinem »Ausbildungsdekanat« Büdinger Land bleiben zu können. Zwischen mir und meinem Ausbildungskollegen David Jumel, der die Pfarrstellen Echzell und Bisses übernimmt, war das Ganze dann nur noch eine Abstimmungssache. Seine Ehefrau benötigte beruflich einen direkten Bahnanschluss. Über einen solchen verfügt Dauernheim nicht. Ich habe diesen Fall der berühmten Würfel nicht bereut und lebe schon jetzt sehr gerne hier, im perfekt renovierten Dauernheimer Pfarrhaus.

Wie hat man Sie in den Ihnen künftig anvertrauten Gemeinden aufgenommen?

Man hat mir überall Akzeptanz, Hilfsbereitschaft beim Einzug, große Sympathie und Erleichterung angesichts des Endes einer langen Vakanz entgegengebracht. Dafür danke ich allen Beteiligten von ganzem Herzen. Dazu Optimismus, Freude, Hoffnung auf eine positive Perspektive, wie ich sie auch in meiner Ordinationspredigt unter dem Motto »Happy End« darstellen werde. »Im Dauernheimer Pfarrerhaus brennt wieder Licht«, war das legendäre ersten Wort, das ich in meinem neuen Heimatdorf hörte. Ich weiß. dass meine drei Gemeinden und ebenso die Nachbarn eine schwere Zeit angesichts von Pandemie, dem Tod von Pfarrer Thomas Philipp und der Vakanz hinter sich haben. Aber ich möchte ganz stark auch dazu ermuntern wahrzunehmen, was all die Krisen Gutes gebracht haben! Wir mussten Kreativität entwickeln, uns selbst etwas zutrauen, über den Tellerrand schauen und neue Möglichkeiten des Gemeindelebens in den Nachbarschaftsräumen entdecken. Ich denke, dass gerade Corona den Kirchen und uns allen einen digitalen Schub gegeben hat, der sonst so nicht möglich gewesen wäre. Aber wir haben auch erkannt, dass die direkte Begegnung von Mensch zu Mensch durch nichts zu ersetzen ist.

Was gibt Ihnen die Gelassenheit angesichts der vielfältigen Herausforderungen, die auf Sie warten?

Spätestens seit meinem Spezialvikariat im Polizeipfarramt der EKHN sind mir die Aufgaben deutlich bekannt. Ich selbst habe einen breiten Rücken, spüre aber auch jetzt schon den Rückhalt in den Gemeinden wie auch bei Pröpstin und Dekanin, denen die Region ein Herzensanliegen ist. Zudem habe ich die Kraft des Glaubens und der Frohen Botschaft, die uns aufgetragen ist. Diese Nachricht der Nähe und Liebe Gottes ist das Feuer, das wir brennen lassen müssen. Es wird niemals erlöschen, egal wie klein und demütig Kirche auch werden muss.

Noch etwas Persönliches: Bei was können Sie in Ihrer Freizeit entspannen?

Ich bin gern in der Natur, gerade hier, in meiner neuen Heimat, bin leidenschaftlicher Sänger und Laientheaterschauspieler. Auch übe ich mich aktuell auf Klavier und Keyboard ein. Im Handwerk habe ich definitiv zwei linke Hände, doch wie sagte mein japanischer Mentor: »Ein Pfarrer muss nicht alles können.« So ist es, aber ich bin zu vielen Schandtaten bereit. Und ich freue mich sehr auf meinen Ordinationsgottesdienst am Sonntag, 4. Juni, um 15 Uhr in der evangelischen Kirche zu Ranstadt. Alle sind herzlich eingeladen, es gibt sogar eine Videoübertragung ins Gemeindehaus. Denn Gottes Haus ist immer für alle offen und keiner bleibt außen vor.

Auch interessant

Kommentare