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Ein Wolf in der Schäferstadt Hungen?

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Der Wolf auf diesem Foto lebt in einem Tierpark. Ob einer seiner Artgenossen vor wenigen Tagen durch Hungen streifte, lässt sich nun nicht mehr abklären. © DPA Deutsche Presseagentur

Bei Utphe soll vor wenigen Tagen ein Wolf gesichtet worden sein. Überprüfen lässt sich die Meldung nicht, dem hessischen Wolfszentrum in Gießen liegt sie zudem bislang nicht vor. Weidetierhalter sind dennoch in Sorge.

Die Meldung verbreitete sich so schnell wie ein Lauffeuer: Vor wenigen Tagen soll in den frühen Morgenstunden in der Schäferstadt Hungen ein Wolf gesichtet worden sein. Kurz nach fünf Uhr sei das Tier zwischen Inheiden und Utphe unterwegs gewesen. Es sei in Richtung Oberer Knappensee gelaufen, heißt es in den sozialen Medien. Seitdem machen sich etliche Gedanken um ihre Haustiere. Insbesondere die Schafhalter sind alarmiert.

Stadtschäfer Ralf Meisezahl zeigte am Sonntag bei der 1250-Jahrfeier in Utphe den Besuchern, wie Schafe geschoren werden. Er macht sich um die Sicherheit seiner Herde Sorgen. Die Berichte der Sichtung hält er für glaubwürdig, zumal bereits vor einigen Jahren ein Wolf in der Schäferstadt gesehen worden sein soll. »Hundertprozentige Sicherheit kann natürlich nur ein Gentest oder eine Kotprobe bringen.« Denn auf die Distanz könnte er auch mit einem Wolfshund oder Schäferhund verwechselt werden. Jedoch hält es Meisezahl für nicht unwahrscheinlich, dass ein Wolf seinen Weg durch die Wetterau nimmt. »Ich hoffe, dass er nur durchgezogen ist«, sagt er. »Ich brauche ihn hier nicht.«

So wie andere Schafhalter auch, versuche er, seine Tiere bestmöglich zu schützen. Elektrozäune seien seit Jahren Standard, müssten aber auch gepflegt werden, damit sie Schutz bieten können. Auch Herdenschutzhunde sind im Gespräch.

Dem Stadtschäfer bereitet die Angst vor dem Wolf schlaflose Nächte. »Bei jedem Anruf in der Nacht schreckst du auf.« Er kennt die Bilder von Schafen, die vom Wolf getötet wurden. »Ich als Schäfer achte auf das Tierwohl. Und dann kommt der Wolf und zerreißt ein Schaf bei lebendigem Leibe. Wo ist da der Tierschutz?«

Das hessische Wolfszentrum in Gießen hat die Ausbreitung des Wolfes in Hessen im Blick. Dort war bis Montag die Sichtung bei Utphe nicht gemeldet worden. »Das macht es schwer, diese zu überprüfen«, sagte ein Sprecher. Denn ohne konkrete Beweise wie etwa ein gutes Foto, Reste von Beutetieren oder Kot könne sich nicht verifizieren lassen, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Fußspuren dürften nicht zu finden sein - aufgrund der Trockenheit sind die Böden steinhart, »da hinterlässt er keinen Fußabdruck«. Selbst wenn es welche gab, dürfte der Gewitterregen in der Nacht auf Montag sie weggewaschen haben.

Sichtungen zeitnah melden

Um eine Sichtung professionell überprüfen zu können, bittet das Wolfszentrum darum, sich innerhalb von 24 Stunden unter der Telefonnummer 06 41/20 00 95 22 bei der Wolfshotline zu melden. Vom Wolf getötete Tiere sollte man nicht anfassen. Insbesondere Hunde sollte man von den Kadavern fernhalten. Denn letztlich bringt nur eine Genprobe die Sicherheit, dass es sich bei dem Angreifer um einen Wolf gehandelt hat. Eine Hundespur könnte diese verfälschen. Verletzte Schafe und andere Tiere sollten sofort versorgt werden, erklärt das Wolfszentrum auf seiner Internetseite. Bekommt man mit, dass durch einen Wolfsangriff eine Herde ausgebrochen ist und kennt den Eigentümer nicht, solle man bei der Polizei anrufen, wenn die Tiere auf eine Straße laufen könnten.

Vor wenigen Monaten war eine Wölfin bei Schotten durch Gentests nachgewiesen worden. »Der Wolf kann aber überall auftauchen«, erklärt der Sprecher des Wolfszentrums. Das Tier bei Inheiden könnte auf der Durchreise gewesen sein. Erst wenn sich in den kommenden Wochen und Monaten weitere Spuren finden und ein Gentest gelingt, könnte belegt werden, dass sich ein Wolf den Rand der Wetterau als Revier ausgesucht hat.

Beim Landkreis Gießen will man nicht warten, bis die Lage eskaliert. Mit dem Programm »Förderung der Aufrechterhaltung der extensiven Weidetierhaltung im Offenland« unterstützt der Kreis Tierhalter bei der Absicherung ihrer Weiden. Im vergangenen Jahr waren die eingestellten 12 500 Euro allerdings bald ausgeschöpft. 24 Weidetierhalter hatten dabei bis zu 80 Prozent Zuschüsse erhalten, zwischen 150 und fast 1000 Euro. Die Förderquote habe sich dabei an der Herdenstärke orientiert. Dieses Jahr standen für die Förderung 20 000 Euro zur Verfügung, teilte die Pressestelle des Landkreis Gießen mit. Zudem versucht man, über Fachberatungen den Haltern Tipps zu geben, wie sie die Weiden für den Wolf schwer zugänglich machen können.

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