Ein zähes Geschäft: Glasfaserausbau kommt in Schotten so langsam voran

Das Thema Glasfaser ist ein Dauerbrenner. 2022 hat es insofern einen »Durchbruch« gegeben, als der Ausbau des Breitbandnetzes in Rainrod, dem größten Schottener Stadtteil, nahezu abgeschlossen wurde.
Rund 280 Haushalte sind in Rainrod mit hoch leistungsfähigen Anschlüssen bis unmittelbar in die Häuser versorgt. Eine gute Basis für die zukünftige Kommunikation und Internet-Verbindung mit dem ständig größer werden Datenvolumen.
Einige Restarbeiten sowie ein Anschluss sind noch vorzunehmen. »Aber das ist nicht mehr erheblich« sagt Ortsvorsteher Marcel Bechtold.
Auch die zahlreichen Gräben, die für die Hausanschlüsse entlang der Straßen und Wege im Dorf oder auf den Bürgersteigen für die Verlegung der Leerrohre gezogen werden mussten, seien alle wieder ordnungsgemäß verschlossen. Das war lange Zeit keine Selbstverständlichkeit.
»Das war ein zähes Geschäft«, erinnert sich Bechtold im Rückblick. »Jeden Mittwoch fanden im vergangenen Jahr Baustellenbegehungen statt, zusammen mit Vertretern der Stadt und des Unternehmens Goetel.« Daran nahmen auch der Ortsvorsteher und sein Stellvertreter Sven Leuning teil.
Mit Ausbauarbeiten anfangs unzufrieden
Die vom federführenden Göttinger Unternehmen Goetel beauftragten Tiefbauunternehmen leisteten lange Zeit keine gute Arbeit. So wurden die Gräben nur mit Schotter und Split verfüllt, was zu Behinderungen des Verkehrs und der Fußgänger führte.
Dieser Zustand dauerte in weiten Bereichen Rainrods mehr als ein Jahr an. Erst im vergangenen Sommer wurden die Arbeiten professioneller, als eine neu beauftragte Tiefbaufirma in Rainrod die Arbeiten fortsetzte und jetzt auch nahezu zum Ende brachte.
Das Thema Breitbandausbau hat sich in Rainrod lange hingestreckt. Mitte Oktober 2020 überreichten Marcel Bechtold und Sven Leuning vom damaligen Ortsbeirat einem Vertriebsmitarbeiter des Unternehmens Goetel Antragsformulare für den Zugang zu der modernen Kommunikationstechnik mit den Unterschriften von mehr als 60 Prozent aller Haushalte.
Gut zwei Jahre hat es dann gedauert, bis Telefon und Internet über das Glasfasernetz schnell und stabil laufen, wie Marcel Bechtold betont. »Es gab einige Startschwierigkeiten, aber das hat sich nach einer Testphase jetzt gelegt.«
Inzwischen hat auch der Breitbandausbau in weiteren Stadtteilen begonnen. Seit Herbst ist eine Tiefbaufirma im Niddertal, in Burkhards, Kaulstoß und Sichenhausen, tätig. »Die Arbeiten gehen gut voran«, teilt Sichenhausens Ortsvorsteher Martin Grundl dazu mit.
Ausbau auch in anderen Stadtteilen
Hinweise auf die Ausbauplanung in den übrigen Stadtteilen finden sich auf der Internetseite von Goetel. Für das neue Jahr stehen auf der Terminliste die Stadteile Breungeshain mit der Waldsiedlung, Eschenrod, Götzen, Einartshausen, Michelbach, Rudingshain und Wingershausen sowie der Ausbau auf dem Hoherodskopf.
Für das erste Quartal, beginnend Ende 2022, sind die Arbeiten in Busenborn terminiert sowie in Betzenrod und Eichelsachsen, wobei in allen drei Dörfern derzeit noch keine Aktivitäten zu sehen sind.
Ein Sonderfall ist die Kernstadt Schotten. Im März mussten Vertreter des Göttinger Unternehmens in der Stadtverordnetenversammlung Vermarktungsprobleme einräumen. Die angestrebte Quote von 40 Prozent mitmachender Haushalte sei noch nicht erreicht worden. Goetel habe daraufhin beschlossen, die Kernstadt in »Schotten-Ost« und »Schotten-West« aufzuteilen.
Da im Ostteil jenseits der Bundes- beziehungsweise Umgehungsstraße und des Friedhofs in Richtung Michelbach und Rudingshain das Glasfaserangebot eine bessere Resonanz gefunden habe, wolle man hier mit dem Breitbandausbau beginnen.
Wirtschaftlich mache der Ausbau in der kompletten Kernstadt dagegen keinen Sinn, nicht bevor die angestrebte Quote erreicht sei.
Nachträglicher Anschluss teurer
Der Vorschlag fand bei den Parlamentariern und auch bei Bürgermeisterin Susanne Schaab wenig Rückhalt. Wenn der verbleibende Teil Schottens jetzt nicht ausgebaut werde, würden große Bereiche der Stadt auf lange Sicht vom Zugang zum schnellen Netz ausgeschlossen bleiben.
Im weiteren Verlauf des Jahres hatte das Unternehmen Goetel Vermarktungsaktivitäten wieder aufgenommen. Kurz vor dem Jahreswechsel hatten die Bürgermeisterin und Ortsvorsteher Kurt Oesterling in einem offenen Brief die noch zaudernder Bürgerinnen und Bürger Schottens von den Vorzügen eines Breitbandausbaus zu überzeugen versucht.
Ein moderner Internetanschluss gehöre zur Infrastruktur, sei wertbildend für die Immobilie und vergleichbar mit einem Strom- oder Wasseranschluss, so ihre Argumente. Zudem biete das aktuelle Angebot einen Glasfaseranschluss zu sehr niedrigen Konditionen.
Wer sich im Nachhinein selbst eine Leitung verlegen lassen wolle, müsse mit einer Investition von mehreren Tausend Euro rechnen. Dies erleben gerade einige Einwohner Rainrods, die sich erst für einen Glasfaseranschluss entschieden haben, nachdem die von Goetel beauftragten Bautrupps abgezogen und alle Zuleitungsgräben schon lange verschlossen sind.