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Einander Halt geben und Trost finden

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Petra Albus (l.) und Ursula Pillar-Zimmermann. © pv

Büdingen (red). Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist nichts wie vorher. Wirklich erfassen können das nur Betroffene. In den Trauergruppen der Hospizhilfe Büdinger Land geben sie einander Halt und Trost. Am nächsten Freitag, 13. Oktober, soll in Büdingen eine neue Trauergruppe zusammenkommen. Eingeladen sind alle, die um einen Herzensmenschen trauern - sei es der Ehepartner, ein Elternteil, die beste Freundin oder das eigene Kind.

Feste Gruppe, vertrauter Zirkel

Religiöse Orientierungen spielen keine Rolle, ebenso wenig der Zeitpunkt des Verlustes. »Wir hatten schon Menschen, bei denen das zehn Jahre zurückliegt«, erzählt Petra Albus, die die acht Treffen gemeinsam mit Ursula Pillar-Zimmermann begleiten wird. »Trauer ist ein Zustand, kein Problem, daher gibt es auch keine Lösung«, stellt sie gleich am Anfang klar. »Aber man kann lernen, mit ihr umzugehen.« Dabei wollen die beiden zertifizierten und erfahrenen Trauerbegleiterinnen helfen. »Alle sollen sich in der Runde wohl und geborgen fühlen«, so Albus. »Unser Ziel ist es, die Abende so zu gestalten, dass alle positiv gestimmt auseinandergehen.« Wer es wünscht, kann im Vier-Augen-Gespräch mit Petra Albus oder Ursula Pillar-Zimmermann persönliche Fragen weiter erörtern.

Zum angestrebten Gefühl der Sicherheit trägt bei, dass es sich um eine feste Gruppe handelt und alles Gesagte im vertrauten Zirkel bleibt. »Das gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich langsam zu öffnen, Vertrauen zu fassen und sich so zu zeigen, wie sie wirklich sind«, so Albus. »Hier darf jeder alles sagen, aber man kann auch einfach nur da sein und schweigen.«

Sagen, was ist, wie es ihnen wirklich geht - das sei Trauernden in ihrem normalen Umfeld oft nicht möglich. »Nach einem halben Jahr wird erwartet, dass es besser geht«, weiß Petra Albus. Deshalb spielten Betroffene oft die erwartete Rolle, obwohl der Schmerz weiterhin nage. »Die Tage mag man irgendwie füllen«, fasst Ursula Pillar-Zimmermann die Berichte von Trauernden zusammen. »Aber abends, allein vor dem Fernseher im leeren Haus, schlägt die Trauer mit voller Wucht zu.« Für andere sei das Aufwachen und Frühstücken ohne den geliebten Partner das Allerschlimmste.

Auch langjährige soziale Beziehungen brächen weg. »Viele Freunde fragen nicht mehr, wie es geht, oder sie melden sich ab, weil sie mit der neuen Rolle des Trauenden nicht umgehen können«, berichtet Albus. Früher habe man als Ehepaar gefeiert, jetzt säße da eine Witwe, die sich bei Paaren wiederum als »Stimmungskiller« fühle. »Manche meinen dann, sie müssten ihre Trauer verbergen und heile Welt spielen«, so Pillar-Zimmermann. Und über das eigene Gefühlschaos wollten sie schon gar nicht sprechen. Denn dazu gehörten auch Wut und Zorn, Neid auf andere oder Erleichterung. Das sei völlig normal, versichert Albus. »Und es tut gut zu merken, dass es anderen genauso geht.«

Anmelden zum Vorgespräch

Das Treffen in der nächsten Woche beginnt um 16 Uhr. Interessenten an der neuen Trauergruppe werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0151/10703268 zu einem Vorgespräch anzumelden. Die Termine der acht Treffen (Teilnahmegebühr: 40 Euro) werden zusammen festgelegt. Angepeilt sind Zusammenkünfte im Abstand von etwa zwei Wochen. Verpflichtungen gibt es keine. »In jedem Fall wollen wir Weihnachten und den Jahreswechsel gemeinsam bestehen«, so Albus. Denn diese Zeit stelle für Trauernden eine besondere Herausforderung dar.

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