Eindringliche Kunstwerke: Annekatrin Zint zeigt in Gedern ihre Natur-Ikonen

Den Auftakt der Gederner Kulturtage bildet traditionell eine Vernissage in der Geschäftsstelle der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen. Annekatrin Zint aus Schwickartshausen präsentiert dort ihre Natur-Ikonen.
Der Start der Gederner Kulturtage bot am Donnerstagabend Traditionelles und Neues zugleich: Wie gewohnt begann die sommerliche Veranstaltungsreihe mit einer Vernissage in der Geschäftsstelle der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen. Die Künstlerin Annekatrin Zint aus Schwickartshausen zeigt dort ihre Natur-Ikonen - Bilder von Vögeln, Insekten und Wassertieren, die durch einen besonderen Untergrund hervorgehoben werden. Sie sind während der Öffnungszeiten der Bank bis zum Ende der Gederner Kulturtage zu sehen.
Erster Stadtrat Herbert Weber (FWG) hieß Annekatrin Zint und einen großen Besucherkreis willkommen. Er dankte der VR Bank als Gastgeberin, dem für die Kulturtage zuständigen Team des Kultur- und Tourismusbüros und den Jazzfreunden, die für den musikalischen Rahmen sorgten. Michael Siebert (Trompete), André Brandner (E-Piano) und Willy Wagner (Bass) trafen mit Titeln wie »Girl from Ipanema«, »Summertime« oder »On the sunny side of the street« die Stimmung des Sommerabends. Winfried Sachs, Direktor Region Oberhessen bei der VR Bank, hob den ungezwungenen Dialog zwischen Künstlern und Betrachtern sowie das Kommunikative solcher Ausstellungen hervor, das fördere seine Bank sehr gerne.
Charakteristisches Vorgehen
Zints Natur-Ikonen laden zum intensiven Betrachten und Wahrnehmen von Details in einem großen Sinnzusammenhang ein. Die Farbenfreude von Schmetterlingsflügeln wird beispielsweise durch den goldenen Untergrund hervorgehoben. Vogel-, Säugetier-, Menschenaugen sind nebeneinander auf Holzplättchen abgebildet - alle sind Teil der einen Natur.
»Annekatrin Zint schafft im besten Sinn altmeisterliche Kunst«, sagte Ulrich Ritter, Diplom-Chemiker und Dozent für Farbchemie an der Technischen Hochschule Mittelhessen, in seiner ebenso kenntnisreichen wie freundschaftlichen Laudatio. Er erinnerte an Zints Malerei- und Kostümdesign-Studium in Hamburg, die Inspiration durch Dozenten wie Linda Doernbach, Ellen van Ess und Roland Helmus sowie ihr späteres Mediendesignstudium in Frankfurt.
Ritter ging auch näher auf das charakteristische Vorgehen der Künstlerin ein. »Sie arbeitet mit einer schon in der Renaissance angewandten Maltechnik in Schichten, zum Teil mit selbst geriebenen Farben und in Öl mit Silberstift, verwendet echtes Blattgold nur aus nachweisbaren Quellen in klassischer Goldschläger-Technik wie vor 500 Jahren. Wenn sie Holzformen als Malgrund nutzt, sind diese handgesägt und handgeschmirgelt«, erklärte er.
Bei diesen Aspekten blieb Ritter nicht stehen. »Annekatrin schafft nicht nur eindringliche Kunstwerke. Sie gibt ihr Wissen auch in Zeichenkursen für Kinder und Erwachsene, für Anfänger und Fortgeschrittene, in Gruppen und in Einzelsessions in ihrem kleinen Atelier in Schwickartshausen weiter«, lobte er. Ritter und Zint sehen im Zeichnen eine kommunikative Grundkompetenz wie Lesen oder Schreiben.
Außerdem stellte Ritter dar, wie Zint das Leben und die Kunst, das Nutzen und Bewahren der Natur verbindet. Sie lebt mit ihrem Mann auf einem Selbstversorgerhof mit Streuobstwiesen, Acker, Garten und Haustieren alter Rassen am Ortsrand von Schwickartshausen.
Weltoffenheit drückt sich darin aus, dass der Hof der Zints ein »WWOOF-Hof« (World Wide Opportunities on Organic Farms) ist. Junge Menschen aus europäischen und außereuropäischen Ländern waren schon bei Annekatrin Zint, ihrem Mann Josef Braun und den Kindern im Sommer auf dem Hof, haben mitgearbeitet und, unterstützt von den Gastgebern, Hessen kennengelernt.
Schutz der Natur
Ritter fasste das, was ihn mit Zints Kunst und ihrer Weltsicht verbindet, so zusammen: »Uns liegt der Schutz der Natur durch Wertschätzung am Herzen. Annekatrins Natur-Ikonen, getreu der altüberlieferten Ikonentechnik erschaffen, stellen eine sinnbildliche Verbindung zwischen der verehrungswürdigen ›Natur‹ und dem ›Heiligen‹ her.«
Er skizzierte die Entwicklung der Ikonenmalerei in der alten Mittelmeerkultur vom Totenbildnis auf Sarkophagen über das Kaiser- und Götterbildnis sowie den Heiligenbildern der orthodoxen Kirchen bis hin zu Zints Natur-Ikonen. Ritter: »Diese leiten unseren Fokus und unsere Energie hin zur Wahrnehmung von Biodiversität. Sie zeigen, wie sehr wir von der Diversität der Natur existenziell abhängen. Annekatrin Zint und ihre Natur-Ikonen haben unsere Aufmerksamkeit und unseren Respekt verdient.« VON ELFRIEDE MARESCH