Eine Freude für Vogel und Mensch

Nistkästen bieten Vögeln einen Ort zum Wohnen und Brüten. Frank Uwe Pfuhl, Vorsitzender des NABU Wetterau, erklärt, warum Nistkästen einen Mehrwert für Vogel und Mensch darstellen.
Es ist ein kalter, aber trockener Nachmittag in Niddatal-Assenheim. Frank Uwe Pfuhl, Vorsitzender des NABU Wetterau, geht am Ufer der Nidda entlang. Während sich links vom Weg Schrebergärten aneinanderreihen, stehen rechts davon Bäume in regelmäßigen Abständen .An einem Baum ist ein hölzerner Kasten mit einer NABU-Aufschrift befestigt. Ein Nistkasten für Vögel. Pfuhl hängt den Kasten ab. Er öffnet die Klappe. Es ist ein Vogelnes t zu sehen. Pfuhl greift hinein und findet ein kaubonbongroßes Ei. »Es handelt sich hierbei um das Ei einer Kohlmeise«, erklärt Pfuhl. Der Nistkasten in Assenheim an der Nidda ist bewohnt.
Bereits seit 40 Jahren engagiert sich der 54-Jährige ehrenamtlich für den NABU. Der Arbeitsschwerpunkt von Pfuhl liegt dabei bei der Umwelt- und Naturbildung. »Ich leite seit 33 Jahren die NABU-Umweltwerkstatt der Wetterau. Dort wollen wir der Jugend die Flora und Fauna näherbringen«, sagt Pfuhl. Der Naturschützer hat nach seinem Studium der Agrarwissenschaft noch ein weiteres Studium abgeschlossen: Die Umweltpädagogik. Deshalb bezeichnet sich Pfuhl auch als Naturpädagogen. Seine Art zu lehren, sei eine andere als die eines Lehrers. Pfuhl erklärt: »Ich vermeide Frontalunterricht und gestalte meine Seminare interaktiv.« Pfuhls Devis e: Sein Unterricht gebe den Schülern rote Fäden an die Hand. Die Schüler können dann selbst entscheiden, welcher roter Faden intensiviert werde.
Die Nistkästen schlagen hierbei die Brücke zwischen der praktischen Lehre und dem Naturschutz. Aus den eigenen vier Wänden heraus könne der Besitzer eines Nistkastens die Vögel beobachten. Aus diesen Beobachtungen der Natur heraus erhoffe sich Pfuhl, dass »sich die Menschen für ihre Umwelt und die Tiere sensibilisieren«. Auch deshalb sei ein Nistkasten eine gute Möglichkeit, um Kindern einen ersten Berührungspunkt mit Natur zu geben.
Nistkästen imitieren Natur
Der ursprüngliche Grundgedanke hinter den Nistkästen sei es gewesen, die Brutdichte für die heimischen Vogelarten zu erhöhen. »Der Nistkasten imitiert ein Spechtloch im Baum. Dieses wird von den anderen Vögeln benutzt, sobald der Specht sein Loch verlassen hat«, erklärt der Umweltpädagoge. Es herrsche aufgrund der engen Bebauung in Ortschaften und Dörfern ein Mangel an alten Bäumen mit jenen Spechtlöchern. »Ohne Nistkästen würden die Vögel unter einem erheblichen Wohnungsnotstand leiden«, sagt Pfuhl. Eine weitere Folge der dichten Bebauung von Siedlungen sei der Nahrungsmangel für die Vögel. Durch das verringerte Aufkommen von Grünflächen sinke auch der Insektenbestand. »Vögel ernähren sich und ihre Jungtiere von Insekten«, sagt Pfuhl und erklärt: »Die Eltern versorgen immer zuerst ihre Jungtiere. Weshalb die Vögel im Winter abmagern oder sogar sterben. «Deshalb befürworte es Pfuhl, wenn neben Nistkästen im Winter sogenannte Meisenknödel, die aus Fett und Samen bestehen, aufgehängt werden, um den Vögeln zu helfen.
Kohl- und Blaumeise zu Besuch
Welche Vogelarten besuchen eigentlich die Wetterauer Nistkästen? Pfuhl antwortet: »In den meisten Nistkästen sind Blau- oder Kohlmeisen zu finden.« Neben den gewöhnlichen Nistkästen gibt es auch spezielle Anfertigungen, die Spatzen, Sperlinge oder auch Schwalben zum Brüten einladen.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und einen Nistkasten aufhängen möchte, sollte die Hinweise des Naturpädagogen beachten. Pfuhl: »Die Kästen sollten im Abstand von fünf Meter zueinander aufgehängt werden und so befestigt werden, dass kein Raubtier sie erreichen kann.« Marder, Waschbären oder Katzen seinen die Tiere, die den Vögeln gefährlich werden können. Ein zu tief platzierter Nistkasten kann zu einer Todesfalle für die Vögel werden.