Endlich wieder Backhausbrot: In Rohrbach raucht der Schornstein in der Klostergasse

Endlich wieder frisches Brot und Blechkuchen aus dem Rohrbacher Backhaus. Eine agile Gruppe um Kartar Mahler und Helmut Hübner hatte einen Tag der offenen Tür auf die Beine gestellt.
Am Tag der Deutschen Einheit rauchte wieder der Schornstein des ältesten Backhauses in Hessen. Das steht in Rohrbach und wurde 1631 erbaut. Dort war am Tag der offenen Tür eine Backgruppe um Kartar Mahler, Helmut Hübner und weiteren Bürgern aktiv. Es wurden Brote und Kuchen gebacken und im Hof genossen etliche Rohrbacher den Feiertag in schöner Gemeinschaft.
Lange war der Ofen marode
Ofenbauer Manfred Müller aus Steinau an der Straße sanierte den Backofen 2018 grundlegend. Helmut Hübner, früherer Kassenwart und nun noch Mitglied der Natur- und Vogelschutzgruppe, sowie Kartar Mahler, Beisitzerin im Vorstand der Rohrbacher Natur- und Vogelschützer, waren die Veranstalter des Tages der offenen Tür, an dem die Besucher auch allerhand übers Backhaus und das Brotbacken erfuhren, denn Mahler ist eine versierte Brotbäckerin. Die beiden hatten das Backhaus für den Tag der offenen Tür von der Natur- und Vogelschutzgruppe gemietet. Das Gebäude gehört der Stadt Büdingen, die Natur- und Vogelschützer sind Pächter, nutzen es als Werkstatt und Vereinsheim. Sie hatten seit 2012 viel Arbeit in die Sanierung gesteckt und den Hof gepflastert. So feierte die Dorfgemeinschaft dort zwar ab 2013 Backhausfeste - jedoch ohne dass gebacken werden konnte, weil der Ofen marode war.
Dem konnte jedoch abgeholfen werden, denn bei einer Bürgerversammlung zur Nachbesprechung der 1200-Jahr-Feier des Dorfes im Jahre 2017 beschlossen viele Bürger und der Ortsbeirat, den Erlös des Festes in die Sanierung und den Wiederaufbau des Backofens in dem traditionsreichen Gemäuer zu stecken. Auch sollten dann am Backhaus regelmäßig öffentliche Veranstaltungen stattfinden, damit der bald 400 Jahre alte Fachwerkbau durch die Nutzung eine besondere Wertschätzung erfährt.
Denn in der Bürgerversammlung war man sich einig: »Wir können stolz darauf sein, in unserem Dorf das älteste Backhaus Hessens zu haben«, berichtete Ortsvorsteher Oliver Debus von der damaligen Zusammenkunft. Mit Manfred Müller fand man also einen Ofenbauer für die Sanierung. Im Herbst 2018 war es dann soweit: Im Backofen loderte das erste Feuerchen. Der Wiederaufbau konnte komplett aus dem Erlös des Jubiläums in Höhe von 12 000 Euro finanziert werden.
Ein weiterer Zuschuss fürs Backhaus kam im September 2019 hinzu: Staatsminister Axel Wintermeyer überbrachte der Natur- und Vogelschutzgruppe den Bescheid für eine Förderung in Höhe von 5 000 Euro aus dem hessischen Förderprogramm »Starkes Dorf« für weitere Renovierungen am Backhaus, damit es ein lebendiger und attraktiver Mittelpunkt zur Stärkung der Gemeinschaft und zur Förderung der Lebensqualität im Dorf bleibt. Die Pandemie schob jedoch dem öffentlichen Leben ab Anfang März 2020 für lange Zeit einen Riegel vor, sodass es auch in Rohrbach ruhig blieb. Das Gebäude aber wurde, sobald es wieder möglich war, als Werkstatt der Natur- und Vogelschützer genutzt. Seit vergangenem Jahr sind Veranstaltungen wieder uneingeschränkt möglich, und jetzt wollte die Backgruppe mit ihrem Tag der offenen Tür im und am Backhaus ein Zeichen setzen. Kartar Mahler und Helmut Hübner mussten als Veranstalter auftreten, da der engere Vorstand der Natur- und Vogelschutzgruppe keinerlei Interesse am Tag der offenen Tür am Backhaus zeigte, obgleich dieser der Förderung des Dorflebens dient.
Hübner hatte am Abend zuvor schon mal vorgeheizt, am Feiertag morgens um 7 Uhr angefangen zu heizen und jede Stunde nachgelegt. Ihm geholfen hat der 16-jährige Karl Mahler, der den Umgang mit dem Ofen lernen möchte. Am frühen Nachmittag war die richtige Temperatur fürs Brot erreicht, die Glut wurde herausgeholt und mehrere Brote »eingeschossen«. Nach etwa eineinhalb Stunden waren sie gebacken. Der Ofen war dann noch heiß genug für Kuchen.
Was den Teig zusammenhält
Zum Auftakt hatte Kartar Mahler einer kleinen interessierten Gruppe einiges zur Brotherstellung erläutert und den Teig fachgerecht vorbereitet: »Langes Kneten ist wichtig, damit sich das Klebeeiweiß im Getreide entfaltet. Das hält den Teig zusammen und sorgt für die richtige Konsistenz.« Auch hatte sie verschiedene Getreidesorten ausgelegt, die es zu erkennen galt, was besonders für Kinder interessant war.
