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Endlich wieder diese Magie

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Von: Annette Hausmanns

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Leosvel und Diosmani zeigen eine atemberaubende menschliche Flagge am Chinesischen Mast. © Annette Hausmanns

45 Artisten treten beim 19. Internationalen Ovag-Varieté in Bad Nauheim auf. Überraschende Nummern und lyrische Momente stehen beim Comeback nach zwei Jahren Corona-Zwangspause besonders im Mittelpunkt.

Das hat man so noch nicht gesehen. Ein Raunen füllt den Saal, als sich unter der Decke drei festlich gewandete Figuren auf langen biegsamen Stangen elegant hin- und herwiegen und von jetzt auf gleich mitnehmen in einen Traum ohne Zeit und Raum. Kaum haben sich die Akrobaten majestätisch in die Tiefen der Bühne zurückgezogen, spenden über 700 Zuschauer pulsierenden Beifall. Er klingt wie ein großes Gefühl der Dankbarkeit. Wie »Endlich wieder diese Magie«.

Zum Auftakt des 19. Internationalen Neujahrs-Varietés der Ovag ziehen die Catwall Acrobats um ihren kreativen Kopf Hugo Noël mit ihrem neuen Show-Act ein Ass aus dem Ärmel. Überhaupt stehen überraschende Nummern und lyrische Momente beim ersten Varieté nach zwei Jahren Corona-Zwangspause besonders im Mittelpunkt. Dass von 20 000 für das Jahr 2021 verkauften Tickets kaum eines zurückgegeben worden war, ordnet Moderator Karsten Stiers zu Beginn als deutliches Votum für die Bedeutung von Kultur ein.

Waghalsig und sinnlich

Warum das Neujahrs-Varieté weltweit in Fachkreisen einen hervorragenden Ruf genießt und mittlerweile als »größte Varieté-Show Europas« gilt, werden heuer rund 32 000 Besucher bei 49 Vorstellungen im Jugendstiltheater des Dolce Bad Nauheim erleben. Erneut ist es den künstlerischen Leitern Andreas Matlé und Anne Naumann gelungen, eine Traumreise durch die magischen Welten des Varietés zusammenzustellen - packend, prickelnd und poetisch zugleich. Den »roten Teppich« für 45 Weltklassekünstler rollt Sänger Karsten Stiers aus.

Wundervoll ästhetisch geht es nach der Höhennummer am Boden weiter, wenn Selyna Bogino auf ihren Füßen Bälle, Reifen und Kissen jongliert oder Kateryna Nikiforova wieselflinke Bällchen in Schach hält. Ehrfürchtige Bewunderung macht sich breit, wenn die lebende Legende Oleg Izossimov Ballett und hohe Handstandkunst vereint. Leidenschaftlich verbiegt sich Sheyen Caroli, wenn sie Pfeil und Bogen bedient - rückwärts mit den Füßen über dem Kopf. Rasante Runden und unfassbare Fliehkräfte hat das Rollschuhduo Royer und Emelie für sich entdeckt.

Senkrecht gleiten Leosvel und Diosmani am Chinesischen Mast hinauf, um die Schwerkraft Lügen zu strafen, wenn sie waagerecht als menschliche Flaggen am Mast und dabei auch noch aufeinander stehen. Ebenso spektakulär geraten die waghalsige Trapeznummer des Duos High Tension und der sinnliche Flug der Japanerin Yuchan Iizuka an den Luftgurten durch den Artistenhimmel. Noch höher hinaus geht es mit der Groupe Dobrovitskyi, die ihre Luftakrobaten derart hin- und herwirbelt, dass einem der Atem stockt.

Ähnlich mag es Besuchern gehen, wenn Modellflugartist Daniel Golla seine kleinen Maschinen knapp über den Köpfen ihre Loopings drehen lässt. Zurücklehnen ist angesagt bei Hans Davis’ zauberhaften Schattenfiguren und bei der charismatischen Seifenblasenkünstlerin Silvia Gaffurini. Derweil hat Bauchredner Marc Métral mit seinen Tieren und »Freiwilligen« aus dem Publikum die Sympathien und Lacher auf seiner Seite, Magus Utopia fesseln die Zuschauer mit avantgardistischer Magie zwischen Tag und (Alb)Traum.

Mit der archaisch anmutenden Kunst der Kraft- und Luftakrobaten der mongolischen Troupe Khadgaa - und als wäre das Rad der Zeit auf »Vor-Corona« zurückgedreht - mündet der lang herbeigesehnte Varieté-Abend in sein traditionelles Finale mit gefeierten Künstlern unter Funkenregen, Glitzerschlangen und Luftballons, die sich auf die Bühne und in den Saal ergießen. Magische Momente, die sich unter die Haut graben.

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