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»Energiewende für jedermann« in Nidda

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Von: Petra Ihm-Fahle

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Den Ausbau von Fotovoltaik wollen Niddas Stadtverordnete fördern, Diskussionen gibt es um die Förderhöhe. SYMBOL © DPA Deutsche Presseagentur

Nidda will neben der Förderung größerer Fotovoltaikanlagen (PV-Anlagen) jetzt auch Balkonanlagen finanziell unterstützen. Das Stadtparlament diskutierte jüngst über die Höhe der Zuschüsse.

E ine Solaranlage zu montieren, um Sonnenstrom zu gewinnen: Nicht nur für Hauseigentümer, auch für Wohnungsmieterinnen und -mieter ist das eine Überlegung wert. Noch interessanter wird es, wenn die Kommune einen Zuschuss zur Anschaffung gewährt. Ein Beschlussvorschlag des Magistrats stand auf der Tagesordnung des Niddaer Parlaments. Es ging darum, eine Förderrichtlinie für den Zeitraum 2023 zu verabschieden, mit der die Kommune private Betreiber anspricht: Zum einen soll dies für Mini-PV-, aber auch größere Fotovoltaikanlagen greifen. 150 000 Euro will sich die Stadt das kosten lassen. Ob kleine Anlagen letztlich einen Zuschuss von 500 oder 250 Euro erhalten, war Inhalt einer Debatte, die noch nicht abgeschlossen ist.

Hagen Puttrich (CDU), Vorsitzender des städtischen Haupt- und Finanzausschusses, fasste die Beratung seines Gremiums zusammen: Mit großer Mehrheit ünterstützten die Ausschussmitglieder die Förderrichtlinie. Die sah laut Puttrich zunächst vor, Mini-PV-Anlagen bis maximal 500 Euro, größere Anlagen mit maximal 1000 Euro und Stromspeicher mit maximal 500 Euro zu fördern.

Marcus Stadler (Grüne) regte in der Parlamentssitzung allerdings an, die Fördermittel effizienter zu verteilen. Er erklärte, ausdrücklich für die Förderung von Fotovoltaikanlagen zu sein. »Uns geht es darum, eine breitere Mehrheit zu erreichen - wie und mit welcher Summe wir fördern«, sagte er.

Förderung für welche Anlagen?

Am Beispiel seines Scheunendachs von etwa 80 Quadratmetern Fläche rechnete er vor: Der Kauf der Solarmodule koste etwa 21 000 Euro. Laut Stadler ergibt sich bei dieser Größenordnung jährlich ein Gewinn von 1000 Euro durch die Produktion von Sonnenstrom. Er betonte, dabei konservativ zu rechnen. »Es fragt sich, ob es relevant ist, wenn ich von der Stadt einmalig 1000 Euro an Fördermitteln dazu bekomme«, merkte er an. Nach Stadlers Ansicht ist der jährliche Gewinn so oder so ein Anreiz - es sei lukrativ: Dies auch vor dem Hintergrund der Steuererleichterungen für PV-Anlagen. Insofern erachteten es die Grünen als unnötig, größere PV-Anlagen zu unterstützen. Um keinen Konflikt zu schüren, beantragte er aber nicht, die Förderung der großen Variante zu unterlassen.

Die Anschaffung einer Mini-PV- oder Balkonanlage kostet laut Stadler aktuell 600 bis 700 Euro. Seinen Worten zufolge funktionieren die Lieferketten aus China wieder, weshalb die Beschaffungspreise deutlich gesunken seien. »Wir schlagen vor, dass wir bei einem Preis von 700 Euro auf eine Förderung von 250 Euro runtergehen«, sagte er. Bliebe für den privaten Investor ein Kaufpreis von 450 Euro. Mit solch einer Anlage kann der Wohnungsinhaber laut Stadler 550 Kilowattstunden jährlich erwirtschaften. Einen Gewinn macht er, sofern er den Sonnenstrom gleich nutzt, etwa mit einer Zeitschaltuhr für die Waschmaschine. Bei 40 Cent pro Kilowattstunde in 2023 ergibt sich dem Grünen-Politiker zufolge eine Ersparnis von 220 Euro. In zwei bis drei Jahren hätte sich die Anlage seiner Berechnung nach amortisiert. Er appellierte, keine Mitnahmementalität zu unterstützen, indem man zu viel Geld zuschieße. Auch 250 Euro seien attraktiv, »und wir erreichen doppelt so viele damit«. Ziel ist laut Stadler eine »Energiewende für jedermann«. Er schlug weitere kleine Änderungen vor, um das Förderprogramm zu optimieren.

Joachim Zweiböhmer (Bürgerliste) plädierte dafür, den Ursprungsantrag zu beschließen und die Änderungswünsche der Grünen nicht zu berücksichtigen. Nach Ansicht Zweiböhmers bestand vorher Zeit genug. »Das Thema war zweimal im Haupt- und Finanzausschuss.« Die Berechnungen kämen »kurz vor knapp« und seien schwer nachzuvollziehen. Zweiböhmer schlug den Grünen vor, ihren Antrag »neu und geordnet« auszuarbeiten und ein weiteres Mal vorzulegen.

Thomas Jungermann (SPD) beantragte eine Sitzungsunterbrechung. Anschließend beschloss das Parlament einstimmig die Rücküberweisung in den Haupt- und Finanzausschuss. Das Rathaus soll zwei Förderrichtlinien ausarbeiten, eine für große und eine für kleine Anlagen.

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