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Er breitet sich langsam aus

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Noch steht er auf der Roten Liste. Doch der Fischotter hat seinen Weg von allein nach Hessen gefunden. Vor zehn Jahren im Vogelsberg entdeckt, wächst seitdem sein Bestand. ARCHIV © DPA Deutsche Presseagentur

Der Fischotter hat selbst seinen Weg zurück nach Hessen und in den Vogelsberg gefunden. Auch wenn seine Bestände noch nicht groß sind, so wachsen sie langsam, aber stetig. Das ist ein gutes Zeichen, sagt Fischotterexpertin Irene Glatzle. Und anders als beim Biber ist es noch zu keinen Konflikten gekommen - und es werden auch keine erwartet.

Vor zehn Jahren ist er zum ersten Mal wieder im Vogelsbergkreis gesichtet worden: Der Fischotter. Nachdem er Mitte des 20. Jahrhunderts in Hessen als ausgestorben galt und auf der roten Liste steht, ist es erfreulich, dass er wieder im Vogelsberg vorkommt - sich sogar vermehrt. Wenn auch in kleinen Beständen, denn Fischotter pflanzen sich nur langsam fort.

Daher sind ihre Vorkommen insgesamt selten. »Noch ist der Bestand in Hessen nicht über den Berg, aber es ist ein gutes Zeichen«, sagt Irene Glatzle, Biologin und Expertin für Fischotter beim HLNUG (Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie).

Das Besondere an der Rückkehr im Vogelsberg: Es gab in Hessen kein gezieltes Naturschutzprogramm für den Fischotter. Er hat den Weg von selbst - ohne Zutun des Menschen - aus benachbarten Bundesländern hierher gefunden. »Er findet hier Bedingungen, womit er gut zurechtkommt«, erklärt Glatzle. So könne man davon ausgehen, dass er bleiben wird. Von einem stabilen Erhaltungszustand könne man erst ausgehen, wenn ein Drittel der Fläche in Hessen von Fischottern bevölkert werde.

Beim jüngsten FFH-Bericht (Flora, Fauna, Habitat) konnten drei Individuen im Vogelsberg- und Schwalm-Eder-Kreis nachgewiesen werden. Bei den Gewässern und Nebenarmen der Antrifft, Schwalm und Eder. »Wahrscheinlich sind es sogar mehr Tiere«, sagt Glatzle. Weitere Bestände in Hessen gibt es beispielsweise im benachbarten Wetteraukreis.

Insgesamt schätzt das HLNUG den hessischen Fischotterbestand auf 20 bis 30 Tiere, wobei ein Teil davon durchziehende Otter seien. Auch wenn die Bedingungen bisher gut stehen, dass ein stabiler Erhaltungszustand erreicht werde, gibt es auch Gefahren für den Wassermarder. Die größte ist der Straßenverkehr. Glatzle erklärt: »Wenn ein Fischotter nicht trockenen Fußes unter einer Brücke entlang kommt, ist es eine Eigenart der Tiere, auf die Straße auszuweichen.« Weshalb sie auf die Straße ausweichen, anstatt zu schwimmen, ist nicht bekannt. »Es ist kurios, irgendwas hält ihn davon ab.« Zum Schutz der Fischotter, werden bei Brückenneubauten daher sogenannte Bermen angelegt.

Zu seinen natürlichen Feinden zählen im Allgemeinen für Jungtiere große Raubvögel wie Seeadler und auch Wolf und Fuchs. Und manchmal auch für ausgewachsene Fischotter ein Hund, wenn er nicht an der Leine sei und sein Jagdtrieb durchkomme. Es komme auch mal zu Kämpfen unter Artgenossen, »aber das ist bei einer jungen Population mit viel Lebensraum noch kein Problem«, erklärt die Expertin.

Bisher keine Konflikte bekannt

Wenn sich der Bestand in Hessen etabliert habe, sei es eine selbstregulierende Zirkulation, wie bei Jägern und Gejagten üblich. Doch bereitet die Rückkehr des Fischotters auch Probleme? Glatzle weiß, bisher ist es noch zu keinen Konflikten gekommen. Im Gegenteil, durch seine Anwesenheit trage er zur Gesundung des Fischbestandes bei. »Er räumt keine Gewässer leer, sondern passt seine Reviergröße an die vorhandene Nahrung an. Er erbeutet geschwächte Fische und lichtet den Bestand somit im positiven Sinne.«

Zudem halte er sich überwiegend im fließenden Gewässer und nicht in Teichen auf. Dennoch erarbeite das Land wie beim Biber Konzepte zur Konfliktvorbeugung. Die Rückkehr des Bibers - wie auch die Renaturierung der Flüsse - begünstige die Rückkehr des Fischotters. »Er siedelt sich gern in dessen Revier an.« Der Biber sei quasi ein Wegbereiter für den Fischotter.

Damit sich die Bestände der Fischotter weiter stabilisieren können, seien keine gesonderten Maßnahmen zur Ansiedlung nötig. Die Renaturierung von Gewässern und Auen weiterzubetreiben helfe. Wichtig sei die Beseitigung von Gefahrenstellen durch den Straßenverkehr. Glatzle bilanziert: Wenn es keine großen Rückschläge gibt, kann der Fischotter künftig wieder ein fester Bestandteil in Hessen und somit auch im Vogelsberg sein. Doch etwas Zeit braucht der Wassermarder noch.

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