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Er macht Ortenberg zur Stadt

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Ritter Rosemann von Kempenich erreichte Mitte des 13. Jahrhunderts die Verleihung der Stadtrechte für Ortenberg. Eine Zeichnung aus dem Jahr 1839 zeigt möglicherweise seine Grabtafel, die wohl im Prämonstratenser-Kloster Rommersdorf bei Neuwied zu finden ist. © pv

Mitte des 13. Jahrhunderts erreichte Ritter Rosemann die Verleihung der Stadtrechte an Ortenberg. Dafür soll nun eine Straße nach ihm benannt werden. Stadtarchivar Michael Schroeder stellt ihn vor.

Ortenberg (red). Derzeit entsteht in Ortenberg ein neues Wohngebiet im sogenannten »Völlchen«, was sich von »Kleinem Feld« oder »Feldchen« herleitet. Die Bewohner werden einen wunderbaren Blick auf Obertor, Schloss und Kirche haben. Auf Vorschlag des Ortenberger Stadtarchivars Michael Schroeder und mit Beschluss der Ortsbeiräte erhielt daher eine neue Straße in diesem Wohngebiet den Namen Ritter-Rosemann-Straße. Nun wird immer häufiger die Frage gestellt: Wer ist denn Ritter Rosemann? Schroeder hat nun eine Biografie dieser Persönlichkeit zusammengestellt:

Rosemann von Kempenich lebte in der Zeit von 1240 bis 1262 auf Burg Ortenberg im »Mußhaus« (Rundturm). Im Jahr 1256 erlangte er die Stadtrechte für Ortenberg und damit auch das Marktrecht (Kalter Markt).

Als Edelherr mit Wurzeln in der Eifel und einer hochkarätigen Verwandtschaft, der allen voran die damaligen rheinischen Kirchenfürsten angehörten, siegelt »Rosemannus de Kempenig« 1263 mit einem Wappenschild, worin zwei rote Balken in Gold zu sehen sind, darauf ein steigender blauer Löwen (Landeshauptarchiv Koblenz; Best. 162 Nr. 67 u. 69). Die beiden roten Balken im Wappen verweisen auf die Verwandtschaft mit den Isenburgern (Mosellinie). Der Löwe, den Rosemann seinem Stammwappen auflegt, weist ihn eindeutig als Erben der frühen Büdinger Dynasten (Konradsdorf: de Budingen) aus.

Von der Eifel nach Ortenberg

Ein kleiner Überblick zu den Vorfahren Rosemanns: Der Bruder eines Grafen Meffried von Wied, Richwin von Kempenich, wurde 1093 in der Stiftungsurkunde des Klosters Laach am See (Kloster Maria Laach in der Eifel) erwähnt. Sein Neffe Arnold von Wied war Erzbischof von Köln und Reichskanzler König Konrads III. Durch Heirat der einzigen Erbin Hedwig von »Wied-Kempenich« gelangt Kempenich an Rembold IV. von Isenburg-Kempenich. Hedwig wird die Großmutter Rosemanns: Ihr Sohn Dietrich I., in einer Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas 1158 genannt, hat drei Söhne: Salentin, Rosemann und Dietrich II. Ritter Rosemann wird der Mächtigste der Brüder. In der ehemals staufertreuen Burg Ortenberg wird nach dem Tod Gerlachs II. von Büdingen (1247 wird er als tot erwähnt) als erster dort Rosemann von Kempenich (»Rosemannus de Chempenig / Kempenig«), Ehemann von Gerlachs Tochter Concea (auch: Conece) residieren.

Stadtgründung vorangetrieben

Von seinem Schwiegervater Gerlach II. de Budingen-Konradsdorf erbte Rosemann das »Münzregal«, das ursprünglich königliche Recht der Münzprägung. In den Jahren 1240 bis 1262 lässt Rosemann Münzen, die »Ortenberger Hälblinge« (zweiseitige Hälblinge des schweren Fußes) prägen.

Spätestens nach dem Untergang der Glauburg wird Rosemann den ehrgeizigen Versuch der Stadtgründung betrieben haben. Er erlangte Stadt- und damit die Marktrechte für Ortenberg um 1256. Nachdem Ortenberg zum oppidum, also zur Stadt, erhoben war, durfte es Siegel führen, Märkte und Messen abhalten, ein eigenes Gericht und eine eigene Verwaltung schaffen sowie feste Wehranlagen errichten.

Dass Rosemann keine Kinder bekam und damit sein Haus auf Burg Ortenberg keinen Bestand hatte, konnte niemand voraussehen. Rosemanns Nachfolger, die aus dem Haus Breuberg stammten, waren dann maßgeblich an der Planung und Ummauerung der Stadt beteiligt. Das legen beispielsweise Stilelemente und Bauformen des Obertors aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nahe.

Rosemann von Kempenich wurde wohl im Prämonstratenser-Kloster Rommersdorf bei Neuwied beigesetzt, da er zu Lebzeiten zwei große Stiftungen an dieses Kloster tätigte.

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Das Siegel Rosemann von Kempenichs. © pv

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