Erleichterung in Aulendiebach: Der Sirenenmast muss umziehen

Nach anfänglichem Schrecken wegen eines Sirenenmasts in der Dorfmitte herrscht nun Erleichterung in Aulendiebach. Der 16 Meter hohe Mast bekommt einen neuen Standort.
Glückliches Ende für Aulendiebach: Seit November steht in der Dorfmitte des Büdinger Stadtteils ein Sirenenmast, der den Anwohnern ein Dorn im Auge ist. Zwischenzeitlich hat sich die Angelegenheit aber überholt, weil sich Stadt und Vertreter der Ortsgemeinschaft auf einen neuen Standort geeinigt haben.
Trotz der erfreulichen Nachricht jüngst im Stadtparlament zeigte sich auch bei diesem Tagesordnungspunkt die aggressive Stimmung, die seit einiger Zeit Bürgermeister Benjamin Harris (CDU) entgegenschlägt.
Harris erklärte in der Sitzung zunächst, wie es zu der Lösung kam. »Als die Bürger nicht zufrieden waren, haben wir uns des Problems sofort angenommen und einen neuen Standort gesucht.«
Das alte Wasserhäuschen bietet sich seinen Worten zufolge an - der neue Mast werde entweder am oder auf dem Bauwerk errichtet werden. Wie sich laut Harris zeigte, ist die Reichweite des Signals von dort aus noch etwas besser.
Vertreter einer Interessengemeinschaft aus Aulendiebach saßen im Publikum und hörten zu. Sie hatten den Mast strikt abgelehnt, da die Häuser um die Dorfmitte großenteils denkmalgeschützt und mit viel Liebe saniert sind.
Der Mast mit seinen 16 Metern Höhe erschien ihnen vor der historischen Kulisse unpassend. Ins Gewicht fiel dabei auch die Vorgehensweise, die Maßnahme nicht mit dem Ortsbeirat abzustimmen.
Kein Blickfang fürs Dorfjubiläum
Zeitnah zur Errichtung des Pfahls im November war im Dezember der bundesweite Warntag terminiert gewesen. Die Interessengemeinschaft konnte die Eiligkeit der Umsetzung ein Stück weit nachvollziehen, wie die Sprecher im Gespräch mit dieser Zeitung seinerzeit erklärten.
Man hielt den Mast an diesem zentralen Ort trotzdem für nicht hinnehmbar. Dies gilt insbesondere, da die Aulendiebächer im Juni ihr Dorfjubiläum genau dort begehen wollen, wo das Corpus Delicti in voller »Pracht« steht.
CDU-Abgeordnete Kerstin Gohlke hatte das Problem in der Dezembersitzung des Stadtparlaments thematisiert. Sie war beim Weihnachtsmarkt in Aulendiebach gewesen und wurde dort auf das Malheur aufmerksam gemacht (diese Zeitung berichtete).
Die Freien Wähler hatten beantragt, den Mast zu demontieren und ihn erneut auf das Dach der Alten Schule zu setzen, was nun überholt war. In der Parlamentssitzung hatte die FWG-Fraktion aber noch eine Frage. »Der Antrag hat sich ein wenig überholt, aber nicht in Gänze«, erklärte Fraktionsvorsitzender Ulrich Majunke.
Er hakte wegen der sogenannten Grunddienstbarkeit in der Alten Schule nach. Die Stadt hat dadurch das Recht, die Sirene auf dem Dach des Bauwerks zu errichten, was sie aber seit einigen Jahren nicht mehr nutzte. »Wieso musste ein Mast gebaut werden? Die Möglichkeit hätte bestanden«, meinte Majunke.
Grunddienstbarkeit vorhanden
Er räumte ein, über das Problem mit der Stromversorgung seit der Umstellung von Dach- auf Erdverkabelung informiert zu sein.
Wie Bürgermeister Harris bestätigte, ist die Grunddienstbarkeit im Grundbuch zwar eingetragen - aber es sei nicht immer möglich gewesen, Zutritt zum Haus zu bekommen. »Die Realität sieht oft anders aus, als es festgeschrieben ist«, erklärte er. Ex-Stadtoberhaupt Erich Spamer habe 2021 deshalb einen Sirenenmast beantragt, als es um Fördergelder in dieser Sache ging. Majunke bat um Auskünfte, wo überall in Büdingen Grunddienstbarkeiten bestehen und wie sie genutzt werden.
Bei diesem Tagesordnungspunkt kam es zu einem Vorfall. Harris wehrte sich gegen Rolf Kleta (SPD), der sich wiederholt über seine Wortbeiträge amüsiert haben soll. Stadtverordnetenvorsteher Dieter Jentzsch (CDU) rief Kleta daraufhin zur Ordnung. Harris steht seit einiger Zeit unter »Beschuss« im Büdinger Parlament, wo FDP, FWG, Pro Vernunft und SPD oft zusammenarbeiten.
In der Januar-Sitzung brachten Jonathan König (CDU) und Joachim Cott (Grüne) das Agieren gegen Harris in Zusammenhang mit der Bürgermeisterwahl 2027. König sprach von »Wahlkampfgetöse«, Cott von »Vorschaulaufen gegen Harris«.
Den Vertretern aus Aulendiebach konnte die Missstimmung allerdings nicht die Laune verderben - sie verließen zufrieden den Saal.