Erneuerung für Ortswahrzeichen

Wie verlaufen die Sanierungsarbeiten an der Kirche in Stornfels? Niddas Bürgermeister und der Ortsbeirat machten sich davon nun ein Bild und sind voll des Lobs für die beteiligten Firmen.
Stornfels (em). Der Erhalt historischer Gebäude kann eine gleichermaßen schöne wie anspruchsvolle Aufgabe sein. Das gilt auch für die Sanierungsarbeiten an der weithin sichtbaren Kirche in Stornfels, die man jetzt im Rahmen einer offiziellen Baubesichtigung ausführlich besprach. Von »einem Wahrzeichen des Ortes, einem denkmalgeschützten Gebäude mit Symbolwert« sprach Bürgermeister Thorsten Eberhard.
Eberhard begrüßte zur Besichtigung Ortsvorsteher Mario Schneider, Pfarrer Reiner Isheim, Architekt Hubertus von der Heid und weitere Interessierte. Die Sanierung bedeutet für die Stadt Nidda, der die Baupflicht für die Gebäude auf dem ehemaligen Burggelände obliegt, ein finanziell aufwendiges Vorhaben. Hilfreich war ein Zuschuss der Landeskirche, der einem knappen Drittel der Kosten entspricht, sowie Mittel der Denkmalpflege von 50 000 Euro.
Die bautechnischen und restauratorischen Herausforderungen bei den Ausführungen stellte Projektleiter Sebastian Latta, Zimmermann und Hochbautechniker, dar. Das Gebäude ist eine Saalkirche aus dem Jahr 1837. Ihr Bruchsteinmauerwerk stammt teils aus der spätmittelalterlichen Burg Stornfels. Aus dem befestigten Wohnturm machte man eine Zehntscheune, die man 1835 bis 1837 zu Schule, Lehrerwohnung und einer klassizistisch geprägten Saalkirche umbaute.
Hinweis auf nötige Sanierung
Schon seit Jahren wiesen Ortsbeirat und Kirchengemeinde auf die Notwendigkeit einer Sanierung hin. Umfangreiche Vorbereitungen und Absprachen waren nötig. So die Steinkartierung und Schadensdokumentation durch Steinmetzmeister Hermann Schäfer (Erlensee), der auch die Bauüberwachung der Fassadensanierung innehat. Aktualisieren musste man auch die Vorstudien für Dach- und Glockenstuhlsanierung. Das übernahm das Ingenieurbüro Rink (Gießen), das später die benötigten statischen Nachweise erstellte. In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz beschloss man die Ertüchtigung des Kehlbalkendachs und des durch eine Zangenkonstruktion abgefangenen Glockenturms. Die Bauüberwachung der Dachsanierung liegt beim Architekturbüro von der Heid.
Im Dezember 2022 konntem an die Ausschreibungen der einzelnen Gewerke auf den Markt bringen und in der Folgezeit nach Auswertung und Magistratsbeschluss die Aufträge vergeben. Im Mai 2023 begannen die Sanierungsarbeiten. An der Fassade führt sie die bekannte Firma Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth aus, basierend auf der Schadensdokumentation: Musterputzflächen fertigte man an, begutachtete sie, stimmte ab und gab es durch den Denkmalschutz frei. Die Fassade wird nach historischem Vorbild mit einer Baustellenmischung aus heimischen Sanden und gelöschtem Kalk überzogen, nachdem man diese gereinigt, Fehlstellen ausgebessert und Sandsteingewänder restauriert hat. Das angewandte Verfahren entspricht umfänglich dem historischen Vorbild. Bei der Verarbeitung und Aufbringung der Putze hat man Maßnahmen getroffen, die eine regulierte Trocknung, Verarbeitung und Nachbearbeitung möglich machen.
Lob für beteiligte Baufirmen
Aufwendig stellten sich Dachsanierung und Folgearbeiten dar. Die alte Dachdeckung nahm man ab, die Innenräume schützte man durch eine Notabplanung. Der Zimmereibetrieb Rainer Böckel (Michelnau) ertüchtigte und begradigte das Kirchendach und sanierte den Glockenturm durch eine Zangenkonstruktion nach statischen und denkmalschützerischen Vorgaben. Die Dachdeckerfirma Sven Preusch (Ober-Lais) bildete bei der Deckung First, Ortgang und Gratpunkte nach historischem Vorbild aus. Anschließend rüsteten die Handwerker den Glockenturm ein und führten die Verschieferung in altdeutscher Deckung aus.
»Hoch hinaus« gingen Bürgermeister und Baufachleute und besichtigten die Dacharbeiten auf dem Gerüst. Latta sprach den regionalen Fachfirmen ein großes Lob aus, von denen weitere beteiligt waren, insbesondere aber für das Dachdeckerteam Preusch. Störende Antennen eines Internetanbieters können rückgebaut werden. Die Funktion des dort installierten Behördenfunks kann störungsfrei weitergehen. Voraussichtlich abgeschlossen sind die Dacharbeiten Ende August, die Fassadensanierung Ende November.