Erneute Kandidatur: Timo Tichai will Bürgermeister von Hirzenhain bleiben

In einer für Hirzenhain schwierigen Situation, die lokalpolitisch von historischer Bedeutung ist, hat Bürgermeister Timo Tichai erklärt, im Herbst erneut für das Amt des Rathauschefs kandidieren zu wollen.
Die Entscheidung, erneut für das Amt des Bürgermeister kandidieren zu wollen, traf der 39-jährige Mann aus Merkenfritz quasi parallel zu den Bemühungen im benachbarten Gedern, beide Kommunen unter einem Dach in nur noch einer Verwaltungseinheit zu vereinen. Timo Tichai sieht seine persönlichen Ambitionen nicht im nach außen getragenen Widerspruch zu dieser Vorgehensweise, aber natürlich auch auf gar keinen Fall als Beleg für eine Befürwortung eines solch spektakulären Schritts. »Meine erneute Bewerbung soll nur signalisieren, dass es weitergeht bei uns in der Kommune. Unter welchen Voraussetzungen auch immer. Schließlich würde eine Übernahme noch etliche Zeit in der Umsetzung abverlangen.«
Eher kein Bürgerentscheid
Die Voraussetzungen dafür scheinen allerdings, wie eine Abfrage dieser Zeitung ergab, dahin zu laufen, dass ein Bürgerentscheid in Hirzenhain gar nicht zustande kommt, weil die Gemeindevertretung dafür keine Veranlassung sieht und man selbstständig bleiben möchte.
Im März, also in wenigen Wochen, findet die Abstimmung zu diesem gewichtigen Thema statt. In der Hirzenhainer Gemeindevertretung haben 15 Vertreter Platz, jeweils sieben kommen von der CDU und UWG, die SPD verfügt nur noch über eine Abgeordnete. Unions-Fraktionsvorsitzender Andreas Müth: »Bei uns ist die Stimmungslage in Sachen Gedern gemischt. Das wird nicht reichen für eine Zweidrittelmehrheit.« So viele Abgeordnete müssten nämlich nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) für einen Bürgerentscheid votieren.
Bei der UWG sagt Gemeindevertretungsvorsitzender Marko Heun, dass auch dort die Befürworter wohl kaum eine Mehrheit haben. Damit wäre das Unterfangen abgeblasen, Hirzenhain bliebe eigenständig und der neu gewählte Bürgermeister (Wahl wohl am 8. Oktober zusammen mit der Wetterauer Landrats- und der hessischen Landtagswahl) könnte wie gehabt sechs Jahre seiner Tätigkeit nachgehen.
Bei der CDU hat Timo Tichai offenbar volle Rückendeckung, wie Müth wissen ließ. Die Union hatte den parteilosen Tichai bereits bei seiner ersten Direktwahl unterstützt. Bei der örtlich starken politischen Kraft UWG ist man noch nicht so weit, sich definitiv festzulegen. Marko Heun war in der Vergangenheit selbst häufig genannt worden, als es darum ging, wer Interesse für das Amt haben könnte.
UWG hält sich geschickt zurück
Doch der Mann ist Chef vom »freche Bäcker« und muss dort hauptberuflich ganz andere Dinge stemmen. »Das ist immer wieder eine große Herausforderung, stellt mich aber sehr zufrieden.« Als Bürgermeister-Kandidat stehe er deswegen 100-prozentig nicht zur Verfügung. Wäre da noch UWG-Fraktionschef Marcel Weber. Der hielt sich auf unsere Anfrage geschickt zurück, sagte, er und seine Mitstreiter hätten in dieser Angelegenheit noch Beratungsbedarf. Damit ließ er offen, ob er selbst ins Rennen zu gehen gedenkt.
Vielleicht wartet der eine oder andere potenzielle Bewerber noch ab, was die Gemeindevertretung in Sachen Fusion mit Gedern beschließt, um dann Gewissheit zu haben, dass Hirzenhain selbstständig bleibt. Da wäre beispielsweise noch Stefan Endisch aus dem benachbarten Eichselsachsen, der es schon bei der letzten Wahl in den Zweier-Endkampf mit Tichai schaffte und dort nur hauchdünn unterlag. Endisch: »Warten wir mal ab, was in Hirzenhain noch passiert.« Er selbst ist in seinem Job bei der Telekom jedoch kräftig die Karriereleiter hochgestiegen, was sich auch beim Gehalt auswirkt, so dass eine Bürgermeisterkandidatur sich von dieser Seite nicht zwingend ergibt.
Timo Tichai indes geht die erneute Bewerbung mit großer Freude an. Allein die Zahlen im Haushalt sprechen für ihn, denn die Gemeinde steht glänzend da, hat alle Schulden abgebaut und auf der Habenseite liegt Geld. Was er sich aber auch anrechnet: »In der Gemeinde wird wieder vernünftig miteinander geredet. Das war ein Hauptanliegen von mir und da wollte ich stets mit gutem Beispiel vorangehen.«
Moderate Art kommt gut an
Das ist ihm gelungen, was auch auf seine moderate Gangart zurückzuführen ist, wie von allen politischen Seiten betont wird, obwohl der eine oder andere etwas mehr Esprit und Eigeninitiative vom Bürgermeister erwarten würde. Tichai selbst will Lösungen auch bei den Problemfeldern wie Freibad und Kunstgussverein erreichen. Und im Zusammenwirken mit der Landesgartenschau sieht er für Hirzenhain gute Möglichkeiten, etwas zu realisieren, was früher niemand für möglich gehalten habe: »Da muss man kreativ zur Sache gehen.« Das werde er gerne tun, wenn die Wähler das wünschen. Auch hinter den Kulissen sei eine ausgewogene Vorgehensweise durchaus hilfreich.