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Erst Nidda, dann Brüssel

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Die Niddaer Sternsinger tragen den Segen in den nächsten Tagen in die Häuser. © Elfriede Maresch

In Nidda sind wieder Sternsinger unterwegs und bringen den Segen »C+M+B - Christus mansionem benedicat«. Bald werden sie das auch als einzige deutsche Gruppe im EU-Parlament in Brüssel tun.

Als »Majestäten« redete Pfarrer Dr. Mathias Miedreich die Sternsinger im Aussendungsgottesdienst in der katholischen Kirche in Nidda an. Mit gutem Grund: Keines der zwölf Kinder kam ohne Krone, roten Königsmantel und weiße Tunika zum Altar, um den Sternsinger-Segen zu empfangen und weiterzutragen. Bald werden sie das auch als einzige deutsche Gruppe, als »Sternsinger-Botschafter der BRD«, im EU-Parlament in Brüssel tun.

300 000 Sternsinger sind in den nächsten Tagen bundesweit unterwegs. Sich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen, sind Aktivitäten, die Kindern Spaß machen. Aber hier geht es nicht nur um eine nachgespielte Episode aus dem Weihnachtsevangelium, sondern um die mediale Begegnung mit benachteiligten Kindern in der Welt, um Hilfe und Gemeinschaft. Zur Sternsingeraktion laden jedes Jahr das Kindermissionswerk »Die Sternsinger« und der Bund der Deutschen katholischen Jugend ein.

2023 lautet das Motto »Kinder stärken, Kinder schützen - in Indonesien und weltweit«. Jedes Jahr steht ein anderes Schwerpunktthema und -land im Mittelpunkt der Aktion Dreikönigssingen. Dieses Mal ist der Kooperationspartner vor Ort die indonesische Stiftung ALIT, die gefährdete Kinder oder solche, die Gewaltopfer wurden, unterstützt, sich für Partizipation von Kindern und deren Rechte einsetzt und in Präventionskursen jungen Menschen vermittelt, was sie stark macht, wie sie sich schützen können. Doch werden die Spenden nicht nur in den asiatischen Inselstaat fließen, sondern in 1300 Kinderhilfsprojekte weltweit.

Auch in der katholischen Pfarrei Liebfrauen Nidda wird die Sternsingeraktion intensiv vorbereitet. Schon vor Weihnachten waren die Kinder ins Pfarrzentrum zu einem Vorbereitungsnachmittag mit Gemeindereferentin Maria Schieber und weiteren Engagierten gekommen. Auch in diesem Jahr führte ein Film in das Zielland, der Lebensbedingungen von Kindern in Indonesien schilderte und die Bedeutung von Kinderrechten betonte. Dann wurden die Kronen gebastelt, die Sternsinger-Lieder eingeübt - ein quirliger und anregender Nachmittag.

Segen über die Haustür

Ohne Corona-Einschränkungen sei alles viel leichter zu organisieren, betonte Pfarrer Miedreich während des Gottesdienstes. Feierlich zogen die Sternsinger ein, sie halfen beim Einsammeln der Kollekte. Die Orgel spielte der 14-jährige Tyron Unger, Kantorin war Christina Merkel-Pavone. Das Thema Zeit stand im Mittelpunkt von Miedreichs Ansprache: »Wir zählen die Jahre nach Christi Geburt, die der Zeit eine neue Dimension gegeben hat.« Da mehrere Feste an diesem Tag zusammenfielen, war der Gottesdienst durch eine feierliche Liturgie geprägt.

In kleinen Gruppen, immer von einem Erwachsenen begleitet, kommen die Sternsinger nun zu den Gemeindegliedern, die einen Besuchswunsch angemeldet haben - und nach dem Singen und dem Sammeln der Spende kommen die traditionellen Buchstaben über die Haustür »C+M+B - Christus mansionem benedicat«.

Und wieder einmal werden sich Niddaer Sternsinger-Kinder auf eine Reise machen. Bereits 2020 hatten die Kinder erfolgreich ein vom Sternsinger-Werk gestelltes Rätsel gelöst und waren für einen Besuch im Berliner Bundestag ausgelost worden. Vier von ihnen durften zusammen mit Pfarrer Miedreich und Maria Schieber nach Berlin, wo sie mit anderen Sternsingern aus 26 deutschen Bistümern von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel empfangen wurden. Als einzige Teilnehmerin kam Schieber mit der Bundeskanzlerin direkt ins Gespräch: Sie überbrachte Grüße von Ministerin Lucia Puttrich.

Kompliziertes Protokoll

Jetzt muss sich eine Niddaer Sternsinger-Gruppe einem komplizierteren Protokoll stellen. Schon vor Jahren hatte Esther Langsdorf, engagiertes Gemeindeglied, die Niddaer Gruppe für einen Besuch im EU-Parlament angemeldet. Lange Zeit hörte man nichts, doch dann wurde die Gruppe als Vertreterin Deutschlands mit Sternsingern mehrerer Länder eingeladen. So wartet jetzt auf Jonas Schönfeld, Benedikt Amend, Clara Funke und Christina Sideras, zwischen sechs und neun Jahre alt, in Begleitung von Pfarrer Miedreich, Maria Schieber und Esther Langsdorf eine Reise nach Brüssel.

Auf dem Programm stehen ein Besuch bei der Kommission der europäischen Bischofskonferenzen, ein Empfang beim Vizepräsidenten des Europa-Parlaments, Rainer Wieland, zusammen mit Sternsingern aus Südtirol, Rumänien, Ungarn und Ostbelgien, ein Rundgang durch die Abgeordnetenbüros und schließlich ein Empfang in der hessischen Landesvertretung in Brüssel, zu dem 120 in Belgien lebende und arbeitende hessische Familien eingeladen sind und wohin auch Europaministerin Puttrich kommt. Viele Termine und immer werden die Sternsinger-Lieder gesungen - vorsichtshalber Halspastillen mitnehmen. VON ELFRIEDE MARESCH

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