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»Es braucht nicht mehr als uns«

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Vor 300 Jahren entstand Eichelsachsens evangelische Kirche. Dies feiert die Gemeinde jetzt mit einem Festgottesdienst und stellt klar, das Gebäude ist nichts ohne die Gemeinde, die es mit Leben füllt.

Eichelsachsen (red). »Es liegt an uns, Gemeinde zu leben«, ermuntert Pfarrerin Eleonore Merkel am Sonntag in ihrer Predigt zum 300-jährigen Bestehen der evangelischen Kirche in Eichelsachsen »Es liegt an uns, welchen Weg unsere Gesellschaft nimmt. Kreisen wir nur ums eigene Ich oder teilen wir unsere Fähigkeiten und bringen uns ein?«

Voll besetzt war die denkmalgeschützte Fachwerkkirche, Kleinod und Blickfang mitten im Dorf, zum Festgottesdienst. Das einfallende Sonnenlicht ließ den barocken Kirchenraum regelrecht erstrahlen, und Posaunen, Chöre und die Orgel brachten sicher nicht nur die Seele von Dekanin Birgit Hamrich zum Schwingen, wie sie später in ihrem Grußwort bekannte.

Ein Laib Brot auf dem Altar sowie Feld- und Gartenfrüchte auf dem Boden erinnerten daran, dass man an diesem Sonntag auch Erntedank feierte. Eleonore Merkel dankte nicht nur dafür, dass »wir trotz aller Krisen in diesem Jahr satt geworden sind«, sie dankte auch für die vor 300 Jahren erbaute Kirche, »diesen schönen Ort, an dem wir feiern, trauern und durchatmen können«.

Wandel innerhalb der Kirche

In ihrer Predigt berichtete sie davon, dass man sich in den Anfangsjahren der Kirche um die Sitzplätze regelrecht stritt. Sie seien verlost und teils teuer bezahlt worden, so begehrt seien sie gewesen. »Heute ist ein Kirchenplatz nur noch wenigen Menschen etwas wert«, fuhr sie fort, »aber was wird aus diesem Haus, wenn immer weniger Menschen Gottesdienste feiern und ›Danke‹ sagen? Bleibt dann nur noch ein Denkmal?«

Vor 300 Jahren hätten die Menschen in Eichelsachsen ein Fundament gelegt, tragende Steine auf gutem Boden - die Kirche. Gelungen sei das Werk aber erst, wenn Menschen darin sind, die gemeinsam beten, den Alltag, ihre Freude und Sorgen miteinander teilen. Merkel bezog sich auf Matthäus 5 und die Bergpredigt: »Ihr seid das Salz der Erde. Ihr seid das Licht der Welt«, ruft Jesus den Menschen zu. »Das sind wir«, so Merkel, »die Gemeinschaft, die sich rufen lässt in Gottes Haus. Es braucht nicht mehr als uns selbst«, um trotz aller Veränderungen und Unsicherheit die Kirche mit Leben zu füllen.

Auch Dekanin Birgit Hamrich nahm in ihrem Grußwort Bezug auf den Wandel innerhalb der Kirche und die damit einhergehenden Herausforderungen. »Wir stehen als Kirche und Gesellschaft vor einer ungewissen Zukunft«, konstatierte sie und zitierte den Linken-Politiker Gregor Gysi, der in einem Interview sagte, er glaube zwar nicht an Gott, aber er wolle auch keine gottlose Gesellschaft, womit er die Relevanz betonte, die Kirche nach wie vor hat.

Hamrich erinnerte an viele Generationen, die in der Kirche »Gottes Freundlichkeit erfahren« hätten. Christen seien Teil eines weltweiten Netzwerks, das an Gottes Zusage festhalte: »Ich bin bei euch.« Dafür stehe die lichtdurchflutete Kirche. Die Eichelsachsener forderte Hamrich auf: »Schonen Sie ihre Kirche nicht, Sie sind ihr größter Schatz.«

Gerhard Haas, Vorsitzender von Eichelsachsens Kirchenvorstand, hatte zuvor neben der Dekanin auch die Kirchenvorstände der Nachbargemeinden Eschenrod, Wingershausen und Rainrod, Ina Schulmeyer in Vertretung für die Schottener Bürgermeisterin Susanne Schaab, weitere Kommunalpolitiker und Vereinsvertreter aus dem Ort begrüßt. Viele überreichten Geschenke zum Kirchenjubiläum.

Den an Musik reichen Gottesdienst gestalteten Andreas Schmittberger an der Orgel, der Posaunenchor Eichelsachsen unter der Leitung von Werner Thäle, der Männergesangsverein Eichelsachsen, geleitet von Winfried Gerhard, sowie ein eigens für das Kirchenjubiläum gegründeter Projektchor unter Leitung von Karl Merz.

Nach Ende des Gottesdiensts war die Gemeinde in das Gemeindehaus eingeladen, wo die Tische festlich gedeckt waren und Kaffee sowie ein reiches Kuchenbuffet warteten.

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Seit 300 Jahren befindet sich Eichelsachsens Kirche mitten im Dorf und mitten im Leben. © pv

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