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»Es gibt keine gemeinsamen Ziele mehr«

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2017 organisierte Schottens Gewerbeverein letztmals eine Gewerbeschau. Nun sieht man für einen Fortbestand als Verein keine Grundlage mehr und plant die Auflösung. ARCHIV © Stefan Weil

Statt Vorstandswahl erfolgt der Auftakt zur Auflösung: Schottens Gewerbeverein steht vor dem Aus. Vorstand und viele Mitglieder sehen keine Zukunft mehr für den Verein.

S chottens Gewerbeverein soll sich auflösen. Die Mitgliederversammlung im Landgasthof Kupferschmiede in Rainrod beauftragte den Vorstand mit großer Mehrheit, die Voraussetzungen zu schaffen und zu einer weiteren Versammlung einzuladen, bei der man die Auflösung dann beschließen will. Auf das Aus hatte sich der Vorstand schon im Vorfeld geeinigt

»Wir fragten uns, ist unser Tun noch zeitgemäß, oder sollten wir den Verein lieber auflösen«, sagte Eric Pohlmann. Der Vorsitzende gab zugleich bekannt, für die eigentlich fällige Neuwahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Letztmals fand eine Mitgliederversammlung im Herbst 2021 statt. Damals wählte man den aktuell im Amt befindlichen Vorstand. »Ich sehe im Moment kein Vorwärtskommen mehr«, erklärte Pohlmann als einen Grund seines Verzichts. »Das Interesse an der Vereinsarbeit hat nachgelassen.« Dem pflichtete Schriftführerin Ines Armbrust bei: »Wir veranstalteten in den vergangenen Jahren mehrere Unternehmer-Stammtische und Info-Abende - mit wenig Resonanz. Und es kamen immer die gleichen Leute.« Beisitzer Marco Frank fasste die Meinung der meisten Anwesenden zusammen. »Es gibt kein gemeinsames Interesse mehr, keine gemeinsamen Ziele. Wir sind völlig ohne Ideen, für die wir uns gemeinsam einsetzen könnten.« Der Verein mit noch rund 50 Mitgliedern sollte daher Platz machen, damit sich möglicherweise eine neue Interessengruppe mit anderen Themen finden kann.

Vorstandsmitglied Arno Mangold bezeichnete den Verein als Auslaufmodell. »Der Gewerbeverein gründete sich ursprünglich wegen der Geschäfte. Die gibt es kaum noch. In dieser Form geht es nicht weiter.« Rathauschefin Susanne Schaab erinnerte ebenfalls an frühere Zeiten. »Es tut richtig weh, ich bin mit dem Gewerbeverein groß geworden. Früher hatte Schotten eine lebendige Innenstadt. Es gab drei Schuhgeschäfte, viele Kneipen und Gaststätten sowie mehrere Bekleidungsgeschäfte. Die Auflösung ist ein klares Zeichen, dass wir diese Zeit nicht mehr zurückholen können. Der Gewerbeverein ist nicht mehr zeitgemäß, die Inhalte passen nicht mehr.«

Joachim Haas meinte, mit dem Sterben der Fachgeschäfte hat sich der Sinn des Gewerbevereins erledigt. »Es ist niemand mehr da, der das Vereinsleben managen und sich um Veranstaltungen kümmern könnte.« Gudrun Straub wies darauf hin, dass die in den Verein eingebundenen Gastronomen und Hoteliers bereits mit der Touristik- und Stadtmarketing-Gesellschaft eine - weitere - Interessenvertretung hätten.

Anderer Meinung war lediglich Beisitzer Markus Mergard. »Die Auflösung ist keine Option. Der Verein hat seine vorgegebenen Ziele noch nicht zu Ende umgesetzt.« Er wünsche sich den Fortbestand, um gemeinsam mehr erreichen zu können und als Ort zum Austausch. »Eine Auflösung wäre ein schlechtes Signal. Wir sollten uns neu aufstellen. Der Gewerbeverein ist nicht am Ende angelangt, man muss nur andere Schwerpunkte setzen«, meinte Mergard.

Zu Beginn der Versammlung legt Eric Pohlmann den knapp 20 Anwesenden einen, wie er sagte, »dürftigen« Bericht für die Jahre 2021 und 2022 vor. Eines der beiden Hauptthemen sei der Fachkräftemangel gewesen. Dazu hatte der Gewerbeverein Burkhards einen Info-Abend mit dem damaligen Geschäftsführer Julius Wagner vom hessischen Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands veranstaltet. »Danach sollte in Kooperation mit mehreren Institutionen eine Arbeitsgruppe entstehen, um Möglichkeiten zur Mitarbeitergewinnung zu erarbeiten. »Leider kam es dazu nicht«, so Pohlmann.

Auch das Vorhaben, Abgängern der Vogelsbergschule Ausbildungsplätze in der Großgemeinde vorzustellen, sei bedauerlicherweise gescheitert. »Wir hatten uns mit der Schule geeinigt, an einem Strang zu ziehen. Doch dann zog sie die Veranstaltung alleine durch. Das überraschte uns sehr«, so Pohlmann.

Nach der coronabedingten Absage der Weihnachtsmärkte 2020 und 2021 beschloss der Verein, die Veranstaltung nicht mehr zu veranstalten. »Gründe waren der hohe finanzielle Aufwand, fehlende personellen Ressourcen, die geringen Einnahmen und das damit schwindende Interesse der Händler und Standbeschicker«, sagte der Vorsitzende. Der Gewerbeverein sei aber weiter bereit, mögliche neue Veranstalter zu beraten und zu unterstützen. Das gelte auch für den freitäglichen Feierabendmarkt.

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