Exklusiver Blick hinter Schausteller-Kulissen

Ganz ruhig war es am Montagvormittag auf der Seewiese. Fahr- und Verkaufsgeschäfte waren noch geschlossen, nur Lieferanten waren unterwegs. Doch vor dem Karussell-Café traf sich gegen elf Uhr eine größere Gruppe zu einer »Backstage«-Tour über den Herbstmarkt.
Die Idee zu dem Blick hinter die Kulissen hatten Marktmeister Norbert Simmer, Schausteller Steven Zey, Vorstandsmitglied im Schaustellerverband Mittelhessen, und Melanie Block von der Marktabteilung des Ordnungsamtes.
»Das war eine Gemeinschaftsidee«, meinte Block in ihrer kurzen Begrüßung der zehn Gewinner einer Verlosung dieser Zeitung. Jeder durfte noch eine Begleitperson mitbringen. Nur drei kamen aus Friedberg, der Rest verteilte sich auf Leserinnen und Leser aus Bad Vilbel, Wölfersheim, Wöllstadt, Bad Nauheim und Butzbach. Unter der Leitung von Marktmeister Norbert Simmer - natürlich im Marktmeistergewand - ging es zunächst zum »Take Off« der Familie Ruppert aus Bad Wildungen, die mit ihrem Fahrgeschäft erstmals in Friedberg ist.
Der Unterbau eines Autoscooters
Betriebsleiter Kevin Flakowski führte die Gruppe hinter das »Take Off«, wo es in das Innere hinein ging - direkt vor den Mittelbau, der alleine 35 Tonnen wiegt. »Zwei Tage benötigen fünf bis sechs Personen für den Aufbau, aber nur sechs Stunden für den Abbau«, erläuterte Flakowski, der zahlreiche Fragen zur Technik beantworten musste.
Weiter ging der etwas andere Marktbummel zum 54 Jahre alten Autoscooter von Sascha Kalbfleisch, der den Unterbau eines Scooters erläuterte. So erfuhren die Besucher, dass der Motor direkt an der Scooter-Lenkung hängt. »Wir brauchen zu viert einen strammen Tag zum Aufbau«, erklärte Sascha Kalbfleisch aus der Butzbacher Schaustellerdynastie, die bereits 1884 ihre erste Lizenz erhalten hat.
»Bei uns treffen sich Generationen zwischen zehn bis 90«, so Kalbfleisch. Aus Saarlouis kommt die Schaustellerfamilie Spangenberg gerne in die Kreisstadt, denn »Friedberg ist eine sehr gute Veranstaltung«, erklärt Mike Spangenberg zusammen mit Vater Johnny auf dem 1996 gebauten Fahrgeschäft »Magic«. Schnell war die Verkleidung abgebaut. So konnten die Rundgangteilnehmer einen Blick auf das Herzstück des Fahrgeschäfts, den großen Motorenblock, werfen.
»Beim Unterbau ist noch Handarbeit gefragt«, erklärt Mike Spangenberg, dessen Einladung zu einer langsamen und natürlich exklusiven Fahrrunde nur drei Frauen und ein einziger Mann respektvoll annahmen.
»Am Schluss war er doch sehr schnell«, meinte der Wöllstädter Michael Harth, während die Bad Nauheimerin Hildegard Lucius feststellte: »Das muss nicht noch mal sein, das ist nichts für mein Alter.«
Die Raketen sind immer noch Kult
Ein kurzer Stopp wurde am »Raketen-Karussell« der Familie Suermann aus Bad Nauheim und Fulda eingelegt. Zey: »Das Fahrgeschäft ist jetzt 65 Jahre alt und längst Kult auf dem Herbstmarkt und auf der Nauheimer Kerb.«
Da nickten etliche Rundgangteilnehmer, die schon als Kind in den Raketen saßen. Genau gegenüber stehen die Verkaufsgeschäfte der Familien Kalbfleisch-Winter und Zey, die Süßwaren, Crêpes und Eis anbieten. Uschi Kalbfleisch-Winter verteilte große Tüten Schokopopcorn an die Teilnehmer. Ines Lang aus Butzbach übte sich im Zuckerwatteherstellen, was nach kleinen Problemen bestens klappte. »Ich nehme sie als Aushilfe«, meinte Uschi Kalbfleisch-Winter. Abschließend luden Simmer und Block alle Teilnehmer zu einem Kaltgetränk im Außenbereich des Festzelts ein.
