Fachkräftegewinnung im Fokus

Büdingen (red). Der Fachkräftemangel und die aktuellen Herausforderungen in der Pflege standen im Mittelpunkt eines Gesprächs der Landtagsabgeordneten Lisa Gnadl und der Bundestagsabgeordneten Bettina Müller (beide SPD) beim gemeinsamen Besuch der Senioren- und Pflegeeinrichtung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Büdingen.
Im Austausch machten Einrichtungsleiter Franz Grefenkamp, Pflegedienstleiterin Stefanie Sy und Gabriele Elster deutlich, wie wichtig die Fachkräftegewinnung und die Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Pflegeberufs sind. »Um gegen den Fachkräftemangel im Pflegeberuf vorgehen zu können, müssen wir nicht nur für eine bessere Bezahlung sorgen, sondern auch den Pflegeberuf attraktiver fürs Personal gestalten. Deshalb ist der Austausch mit der Politik so wichtig, auch damit wir aus der Praxis heraus über Probleme berichten können«, betonte Einrichtungsleiter Franz Grefenkamp.
Praktikums- und Ausbildungsplätze
Die im Jahr 2019 erbaute stationäre Senioren- und Pflegeeinrichtung bietet nicht nur den Senioren ein modernes und hochwertiges Zuhause, sondern auch den Mitarbeitern eine Arbeitsstelle, die ihnen gute Bedingungen bietet und damit ein besonderes Arbeitsklima schafft. Neben Praktikumsplätzen bietet die Einrichtung auch die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft oder die einjährige Ausbildung zur Pflegehelferin oder zum Pflegehelfer an. Auch für Quereinsteiger sind im Unternehmen durch viele Weiterbildungsmöglichkeiten alle Türen geöffnet.
Schon in der Vergangenheit besuchten die Abgeordneten die Einrichtung, um sich ein Bild von der Situation in der Pflege zu machen. Der Umzug vom Wilden Stein in die Innenstadt bietet viele Vorteile. So haben die Bewohner nicht nur alle Einzelzimmer mit eigenem Bad, sondern auch kürzere Wege in die Innenstadt. Die Nachfrage nach einem Platz ist groß, so ist die Einrichtung zwischen 98 bis 100 Prozent belegt. Lisa Gnadl, die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, zeigte sich beeindruckt von den großzügigen Räumen und dem fortschrittlichen Pflegekonzept. »Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist auch das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz der Bundesregierung ein wichtiger Baustein. Mit diesem Gesetz haben wir die Chance, dafür zu sorgen, dass die wichtigen und tragenden Berufe in unserer Gesellschaft mehr Personal zur Verfügung gestellt bekommen«, so Gnadl.
Landespolitisch müssten aber dringend die Anerkennungsverfahren von ausländischen Schul- und Berufsabschlüssen vereinfacht und beschleunigt werden, forderte die Landtagsabgeordnete. Die Bürokratie stelle in Hessen weiterhin ein großes Problem bei der Fachkräftegewinnung dar. »Die Angebote für Fachkräfte sind da, nur ist es mit der aktuellen Bürokratie ein langwieriger Prozess bis zur finalen Vertragsunterzeichnung in den Pflegeeinrichtungen. Da brauchen wir dringend eine Gesetzesreform, um die Prozesse zu beschleunigen und somit den Fachkräftebedarf teilweise decken zu können«, erläuterte Einrichtungsleiter Franz Grefenkamp. Daran werde gerade gearbeitet, berichtete Bettina Müller, in Berlin Mitglied des Gesundheitsausschusses und in der SPD-Bundestagsfraktion Fachberichterstatterin für die Gesundheitsberufe. Ein Gesetz zur Stärkung der hochschulischen Pflegeausbildung sei gerade in Arbeit und enthalte auch viele Regelungen zur erleichterten Anerkennung ausländischer Fachkräfte.
Gleichwertige Anerkennung
»Neben besserer Bezahlung brauchen wir auch dringend Maßnahmen, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestallten. Die akademische und berufliche Ausbildung brauchen dringend eine gleichwertige Anerkennung. Deshalb müssen wir früher mit der Berufsorientierung in Schulen anfangen und auch an den Gymnasien stärker für die duale Ausbildung werben«, ergänzte Müller, die eine Ausbildung zur Krankenpflegerin abgeschlossen hat.
Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, wie wichtig frei-gemeinnützige Pflegeinrichtungen sind, denen es nicht um private Gewinne gehe. Das zeige das Beispiel der Arbeit der DRK-Senioren- und Pflegeinrichtung deutlich.