1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

Fast jede Nacht ein Feuer gelegt

Erstellt:

Von: Barbara Czernek

Kommentare

Wetteraukreis (bac). Im Sommer 2021 zogen Feuerteufel durch den Wetterau- und den Main-Kinzig-Kreis. Ab Ende Juli verging kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo rund um Friedberg oder im benachbarten Landkreis eine Thujenhecke, Autos, Papiercontainer oder Strohballen in Flammen aufgingen. Es entstand teilweise hoher Sachschaden, Personen wurden jedoch nicht verletzt.

Die Brandserie endete am 3. September 2021: An diesem Tag wurden vier Tatverdächtige festgenommen.

Seit Donnerstag müssen sich nun die beiden jungen Frauen und die zwei 25-jährigen Männer vor dem Landgericht Gießen wegen Brandstiftung und Sachbeschädigung verantworten. Da die Frauen zu dem Zeitpunkt 19 Jahre alt waren, fand die Verhandlung vor dem Jugendschöffengericht statt.

Insgesamt werden den vier Angeklagten, die alle aus Nidderau stammen, 18 Straftaten mit einem Sachschaden von knapp 80 000 Euro zur Last gelegt. Laut Anklage waren die Brandstifter immer die beiden Männer. Sie sollen jeweils von den beiden Frauen in unterschiedlicher Weise unterstützt worden sein.

Sachschaden von knapp 80 000 Euro

Die Serie der Brände begann am 25. Juli und endete am 3. September 2021, nachdem die Vierer-Bande auf frischer Tat gefasst wurde. Zuletzt sollen sie einen Audi A6 im Limeshainer Ortsteil Himbach in Brand gesteckt haben. Vor allem im August verging keine Nacht ohne Brand, manchmal sollen die Angeklagten sogar mehrmals in einer Nacht an unterschiedlichen Orten zugeschlagen haben.

Laut Anklage fuhren sie gemeinsam herum, spähten ihre Objekte aus und zündeten Hecken, Strohballen oder Fahrzeuge an. Bei den Autos gingen sie demnach immer gleich vor: Sie legten Grillanzünder auf den rechten Reifen und zündeten diesen an. Dank des schnellen Eingreifens der Feuerwehren konnte Schlimmeres verhindert werden. Da die abgebrannten Gegenstände sehr unterschiedlich sind, variieren die Schadenshöhen entsprechend. So liegt der Schaden bei den abgefackelten Strohballen pro Ballen bei rund 40 Euro, bei den Thujenhecken variieren die Schadenshöhen zwischen 1500 und 9730 Euro. Auch bei den Autos ist die Bandbreite der Schäden höchst unterschiedlich und werden, je nach Tat, von 2000 bis 20 000 Euro beziffert. Die Papiercontainer, die in Bad Nauheim und Friedberg brannten, schlagen mit insgesamt knapp 4000 Euro zu Buche. Aufgrund der vielen Taten ist ein Schaden von knapp 80 000 Euro entstanden.

Bei einem Rechtsgespräch zwischen den Verteidigern, dem Gericht und der Staatsanwaltschaft wurden verschiedene Erwägungen erörtert, wie der Vorsitzende Richter der ersten Strafkammer, Andreas Wellenkötter, im Anschluss mitteilte. Die Verteidiger der beiden Männer hatten betont, dass sie für ihre Mandanten auf Bewährungsstrafen hofften, zumal beide sich einsichtig zeigten, die Schäden wiedergutmachen wollten und noch nicht vorbestrafen sind. Dem mochten Gericht und Staatsanwaltschaft nicht folgen, da die Taten in die Strafkategorie des Verbrechens fallen: Für diese Taten sieht das Strafrecht jeweils mindestens eine Freiheitsstrafe von einem Jahr vor. Die beiden jungen Frauen waren wohl immer bei den Taten dabei. Inwieweit sie zur Rechenschaft gezogen werden, muss nun die Beweisaufnahme klären.

Die Angeklagten äußerten sich zunächst nicht zur Sache, auch die Motivlage ist dementsprechend noch ungeklärt. Der Prozess vor dem Landgericht wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

Auch interessant

Kommentare