Feuer ist »Riesenherausforderung«

Wetteraukreis (keh/dpa). Bei dem seit Sonntag brennenden Feuer auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Pfingstweide in Butzbach geht die Polizei von Brandstiftung aus. »Nach derzeitigen Erkenntnissen hatten sich die Flammen nahezu zeitgleich von mehreren Stellen aus ausgebreitet«, teilte das Polizeipräsidium Mittelhessen am Dienstag mit. Die Ermittler hoffen jetzt auf Hinweise von Zeugen.
Währenddessen ist die Lage um den Waldbrand weiterhin dynamisch. »Alles, was wir Montagmittag gesagt haben, was eintreten kann, ist leider passiert«, sagt Manuela Jung, Sprecherin der Feuerwehr am Dienstagnachmittag. Der Wind hatte sich gedreht, mehrere Glutnester fingen wieder an zu brennen. Der Brand konnte auch am Dienstag zunächst nicht gelöscht werden. Er ist unter Kontrolle, aber widerspenstig, hieß es am Nachmittag.
Doch das ist nur eine Momentaufnahme und kann sich schnell ändern. »Wir haben einen Löschroboter aus Niedersachsen angefordert, um näher an die Glutnester zu kommen«, sagt Jung. »Wir hoffen, dass er gegen Abend kommt.« Die Löscharbeiten gestalteten sich wegen des auffrischenden Windes schwierig, zudem befindet sich noch Munition auf dem Gelände.
1000-Meter-Zone bleibt bestehen
Nach der Einsatzbesprechung um 11 Uhr war es noch nicht zu heiß und es herrschte wenig Wind. »Wenn der Boden unter 60 Grad hat, ist es sicher wegen der Munition«, erklärt Jung. Der Kampfmittelräumdienst ist weiterhin vor Ort. »Die Expertise von allen ist sehr wichtig«, sagt die Sprecherin. Die Einsatzleitung um den Kreisbrand-, den Stadtbrandinspektor und den Bürgermeister hatte deshalb entschieden, dass die Einsatzkräfte näher an die Brandherde heranrücken dürfen.
»Es gibt spezielle Nischen, in die die Einsatzkräfte reinkönnen«, sagt Jung. »So können wir dem Feuer vielleicht etwas voraus sein.« Alle Kameradinnen und Kameraden werden vorher gefragt, ob sie sich das zutrauen, sagt Jung. »Da muss niemand rein.« Die Schutzzone von 1000 Metern bleibt weiterhin bestehen. Zudem sichern die Kreisregner weiterhin die Außenlinien.
»Es wird spannend werden in den nächsten Stunden«, sagt Jung am Nachmittag. Die Lage könne sich schnell ändern, gerade wegen der Hanglage des Gebiets. »Es ist eine Riesenherausforderung, wir planen schon ins Wochenende hinein«, sagt die Sprecherin. Aber immer mit der Hoffnung auf ein Wunder - Platzregen etwa. »Es ist Wahnsinn, was da alles mit reinspielt«, sagt Jung über äußere Faktoren wie das Wetter.
Das Feuer war am Sonntagnachmittag ausgebrochen. Betroffen ist eine 75 000 Quadratmeter große Freifläche mit Totholz auf dem Heidelbeerberg. Zwischenzeitlich waren nach Angaben der Feuerwehr rund 400 Kameradinnen und Kameraden im Einsatz.
Mit einer Spezialpumpe der Frankfurter Feuerwehr wurde am Sonntag und Montag Wasser aus dem nahen Schrenzerbad für die Löscharbeiten gefördert. Nachdem das Bad leer war, wurde es durch Hydranten wieder aufgefüllt, sagt Jung. Auch am Dienstag wird Wasser daraus gefördert. Das Freibad ist daher bis auf Weiteres geschlossen und auch der Shuttle-Bus dorthin vorerst eingestellt. Auch Hochbehälter, die am Montagabend leer waren, sind wieder voll. Zudem unterstützen Landwirte weiterhin mit Wassertanks. »Das ist die positive Nachricht, die Wasserversorgung ist ganz gut«, sagt Jung. Die Stadt Butzbach hatte am Montag wegen des Brandes auf der »kampfmittelbelasteten Fläche« ein Waldbetretungsverbot zwischen der Kernstadt, der L 3053 zwischen Waldsiedlung Hausen-Oes, Ebersgöns und Pohl-Göns angeordnet.
132 Einsatzkräfte vor Ort
Außerdem blieben die vier Butzbacher Schulen - Weidig-, Schrenzer-, Stadt- und Degerfeldschule - am Dienstag geschlossen. »Wegen der immer stärkeren Rauchentwicklung durch den Waldbrand im Stadtwald fällt der Präsenzunterricht aus«, heißt es auf der Website der Weidigschule. Eine Notbetreuung für die Schüler werde eingerichtet.
Am Nachmittag sind 132 Kräfte im Einsatz. Sie versuchen, in Schichten von sechs bis acht Stunden zu arbeiten, sich abzulösen. »Viele sind auch drüber«, sagt Jung aber. Am Dienstag sind neben den Ortsteilfeuerwehren die Drohnenstaffel aus Bad Nauheim, Kameraden aus Fernwald, die auf Waldbrände spezialisiert sind, und aus der ganzen Wetterau dabei. Es gehe auch darum, die Einsatzkräfte einzuteilen, sagt Jung, damit in den nächsten Tagen genug Helfer vor Ort sein können.