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Feuerwehrmann aus Niddatal: »Vorbild für das Ehrenamt«

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zy_buergerpreis_stagel6__4c © Emanuel Zylla

Feuerwehrmann Tobias Stagel aus Niddatal setzt sich dafür ein, Leid zu mildern, ob bei der Ahrtal-Katastrophe oder bei der Hilfe für Geflüchtete. Dafür wurde er mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet.

Wenn man einen der Träger des Bürgerpreises Oberhessen finden möchte, dann sind Ortskenntnisse gefragt. Denn im verträumten Ilbenstadt die Freiwillige Feuerwehr zu finden, ist selbst für Google Maps schwierig. Das Navi lenkt Unwissende direkt in eine Sackgasse. Durch eine kleine Lücke zwischen zwei Häusern führt ein Weg zum Stützpunkt der Wehr, die in diesem Jahr ihren 75. Geburtstag feiert. Der freiwillige Hauptfeuerwehrmann und Preisträger Tobias Stagel öffnet die Tür. Heute hält er hier die Stellung.

Von der Freundin nominiert

Im rustikalen Freizeitraum erzählt Stagel, wie es zur Nominierung für den Bürgerpreis 2023 gekommen ist. Zwar kann man sich dafür auch selbst nominieren, aber das wäre für den hauptberuflichen Sachbearbeiter in einem Autohaus nicht in Frage gekommen. »Das wäre schon echt seltsam, sich selbst zu empfehlen«, sagt er und lächelt bescheiden. Seine Freundin hatte ihn vorgeschlagen.

Sie meldete ihn im Juli für die Auszeichnung der Sparkasse Oberhessen in der Kategorie »Engagierte unter 30« an. Weitere Kategorien wären »Lebenswerk« und »Alltagsheld« gewesen. Als Held sieht sich Tobias Stagel nicht. »Ich habe nicht einmal damit gerechnet, einen Preis zu erhalten«. Trotzdem: Sein Einsatz für andere Menschen kann sich mit seinen 25 Jahren bereits sehen lassen, fand auch die Jury des Bürgerpreises.

Sein erster Einsatz war der schlimmste

Der Jugendfeuerwehr ist er 2009 mit elf Jahren beigetreten, nachdem er mit seiner Familie von Wölfersheim nach Ilbenstadt umgezogen war. Sein Debüt in der Einsatzabteilung (ab 2015) begann für den damals 17-Jährigen mit einer buchstäblichen Feuertaufe: Ein Frontalzusammenstoß am Altenstädter Wald von zwei Fahrzeugen. Eine Person war noch in einem brennenden Fahrzeug eingeschlossen. »Ich erinnere mich noch an den schwarzen Rauch, den man schon von weitem gesehen hat, und einen schwer verletzten Mann im Straßengraben.« Die Unfallopfer überlebten auch dank der Ersthelfer. Das Ereignis blieb Tobias Stagel im Gedächtnis. »Mein erster Einsatz war auch tatsächlich mein schlimmster.«

Hilfe im Ahrtal

Unvergessen bleibt für ihn auch sein Einsatz im Ahrtal im Juli 2021. Mit dem zweiten Sanitätszug des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) aus dem Wetteraukreis war er für mehrere Tage mit seinen Kameraden am Nürburgring stationiert. Einsatzort war für ihn Ahrbrück in Rheinland-Pfalz. Er erinnert sich an die Verwüstung dort, eine Woche nach der Flut: »Vor Ort erzeugte das Ausmaß der Überschwemmung noch mal eine andere Wahrnehmung als die Berichterstattung in den Medien. Weggebrochene Straßen und Brücken, überflutete Keller, zerstörte Gebäude - es war viel schlimmer als ich erwartet hatte.«

INFO: Der Bürgerpreis

Kultur, Sport, Hilfe für Mitmenschen - ohne ehrenamtlich Engagierte wäre vieles nicht möglich. In der Wetterau gibt es zahlreiche Menschen, die sich für andere einsetzen - auf ganz unterschiedliche Weise. Die Stiftung der Sparkasse Oberhessen würdigt dieses Engagement jährlich mit der Verleihung des Bürgerpreises Oberhessen. In einer Serie stellen wir die Preisträger von 2023 vor. Heute geht es um Tobias Stagel, der sich in der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt engagiert. Er erhielt einen Anerkennungspreis in der Kategorie »Engagierte unter 30«. red

Mithelfen statt herumstehen

Stagel erinnert sich an Menschen, die in einem Moment ihm und den anderen Helfern freudestrahlend dankten und im nächsten Moment weinend zusammenbrachen. »Sie wussten nicht, wie es weitergehen soll, da sie teilweise alles verloren hatten.« Glücklicherweise hatte Stagel als Sanitäter nicht viel zu tun, außer einigen Leichtverletzten Pflaster und Verbände anzulegen. »Wir haben daher auch bei den Aufräumarbeiten mitgeholfen, denn nur rumstehen und zuschauen wollten wir dann auch nicht.«

Für seinen Einsatz im Ahrtal wurde ihm im September 2022 die Einsatzmedaille »Inland« vom Land Hessen verliehen, die extra für die Einsatzkräfte im Ahrtal ins Leben gerufen worden war. Stagel sagt, er würde so einen Einsatz jederzeit wieder mitmachen - auch mit internationaler Tragweite. 2022, hier im März und April, setzte er sich für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in der Erstaufnahmeeinrichtung Nidda ein, zusammen mit dem zweiten Sanitätszug des ASB.

In Ilbenstadt hat der 25-Jährige als zweiter Kassierer Verantwortung im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr übernommen. Er pflegt zudem die Social-Media-Seiten sowie die Homepage des Vereins und plant im Festausschuss den geselligen Aspekt des Ehrenamtes.

Ganz nebenbei sorgt er dafür, dass der Verein frischen Wind durch seine jüngeren Mitglieder erhält, damit er auch noch in Zukunft existieren kann. Seine Freunde und seine Familie sind überzeugt: »Tobias ist ein Vorbild für das Ehrenamt.«

INFO: Der Bürgerpreis

Kultur, Sport, Hilfe für Mitmenschen - ohne ehrenamtlich Engagierte wäre vieles nicht möglich. In der Wetterau gibt es zahlreiche Menschen, die sich für andere einsetzen - auf ganz unterschiedliche Weise. Die Stiftung der Sparkasse Oberhessen würdigt dieses Engagement jährlich mit der Verleihung des Bürgerpreises Oberhessen. In einer Serie stellen wir die Preisträger von 2023 vor. Heute geht es um Tobias Stagel, der sich in der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt engagiert. Er erhielt einen Anerkennungspreis in der Kategorie »Engagierte unter 30«.

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