Finanzspritze für Ulfaer Ortsgemeinschaft

Nach zwölf Jahren des Bestehens löst sich Ulfas Heimat- und Geschichtsverein auf, weil es keinen Nachfolger für den Vorsitzenden gibt. Der Ortsgemeinschaft will man aber nochmal etwas Gutes tun.
Ulfa (mtt). Wehmut schwingt mit, als sich Vertreter von Ulfaer Institutionen und Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard am Bürgerhaus in Ulfa trafen. Hier erhalten sie Spenden, die für ihre Zukunft bestimmt sind. Und das von einem Verein, der keine Zukunft mehr hat, weil es ihn seit einigen Tagen offiziell nicht mehr gibt.
Zwölf Jahre gab es Ulfas Heimat- und Geschichtsverein. Und nun hielt der dann ehemalige Vorsitzende Günter Stahnke einen Nachruf auf seine Herzensangelegenheit. Es sei schade um den Verein, der in den zwölf Jahren seines Bestehens doch viel für das Gemeinwohl des Orts getan habe. Der Verein, dem sich sofort 28 Mitglieder anschlossen, gründete sich im Jahr 2010. Er holte vieles aus der Dorfgeschichte wieder ins Bewusstsein und förderte Unbekanntes zutage. Die Recherchen weiteten sich auch auf die Familienforschung aus. So veröffentlichte man 2013 ein Ortsfamilienbuch mit rund 12 000 Personen, das den Zeitraum von 1636 bis 1950 umfasst. Dieses Buch fand großen Anklang bei den Ulfaer Bürgern, aber auch vielen Auswärtigen sogar bis in die USA.
Pflegearbeiten in der Gemarkung
Im Verein bildete sich auch eine Gruppe, die sich in der Heimatpflege den alten Grenzsteinen und der Pflege bestimmter Plätze widmete. So richtete sie das Birnche wieder her und hielt es sauber. Man pachtete kurzerhand das alte Wasserwerk zwischen Ulfa und Eichelsdorf, erneuerte die Umzäunung, pflegte das Grundstück und stellte InfoSchilder am Birnche, der Viehweide und dem Radberg auf. Beim Birnche handelt es sich übrigens um einen Brunnen, den sogenannten Dr.-Metzler-Brunnen, der die Wasserversorgung von Reckenhausen sicherstellte, einer Siedlung, die vor dem 30-jährigen Krieg existierte, inzwischen aber längst in Vergessenheit geraten ist. Zuletzt setzten Vereinsmitglieder den in alten Schriften erwähnten Hinkelstein neu, der wohl Mitte des vergangenen Jahrhunderts verlorenging.
Aus Alters- und gesundheitlichen Gründen gab der Vorsitzende vor einem Jahr sein Amt auf, allerdings auch, um noch eine neue Dorfchronik mit vielen noch nicht veröffentlichten Informationen zu erstellen. Kein Mitglied oder andere angesprochene Einwohner von Ulfa fanden sich aber bereit, das Amt von Günter Stahnke zu übernehmen. Junge Leute erwarteten eher Ergebnisse, die Arbeit könnten andere erledigen, meinte Stahnke resigniert, und so war die Vereinsauflösung die letzte Konsequenz. Dass ihm dabei das Herz blutete, als er diese Beweggründe erläuterte, war ihm anzumerken. Schließlich hatte der gelernte Buchhalter seine Leidenschaft für Zahlen und Fakten auf sein Hobby übertragen. Denn als er in Chroniken Ulfaer Vereine blätterte und an zahlreichen Stellen widersprüchliche Darstellungen fand, beschloss er, hier Klarheit zu schaffen und für Richtigstellungen zu sorgen. Dass dies ein Fass ohne Boden sein würde, ahnte Stahnke in den Anfängen natürlich noch nicht. Er verbrachte sehr viel Zeit in diversen Archiven. Sein Plan war aber nicht, seine Erkenntnisse für sich zu behalten. Er wollte das Interesse aller wecken und eine Öffentlichkeit herstellen. Dazu schien ihm ein Verein am besten geeignet.
1900 Euro Spendensumme
Sein Stellvertreter Klaus Martin ergänzte, dass ein Verein eigentlich gute Möglichkeiten biete, soziale Kontakte zu pflegen und sich ins Dorfleben zu integrieren. Denn wer sich in sein Schneckenhaus zurückziehe, vereinsame auf Dauer. Immerhin sehe er, dass sich Zugezogene in verschiedenen Vereinen Ulfas engagieren. Aber eben nicht im Heimat- und Geschichtsverein.
So traf man sich nun, um die doch stattliche Summe des verbliebenen Vereinsvermögens von 1900 Euro an die Ulfaer Kita, die Grundschule, den Ortsbeirat und die evangelische Kirchengemeinde zuspenden. Bürgermeister Thorsten Eberhard dankte dem Vorsitzenden ganz besonders für die geleistete Arbeit, die ja auch nachhaltig sei. Er versicherte, dass die Gelder, die zunächst zum Teil an die Stadt Nidda überwiesen werden müssen, sehr bald dem angedachten Zweck zugeführt würden.
Ganz tot ist der Verein allerdings noch nicht. Es wird einen Förderverein Geschichte geben, der die weitere Erforschung der Geschichte, der Kultur, des Brauchtums und des Dialekts, besonders in Niddas ältestem Stadtteil Ulfa, fördert.