Florstadt: Von Fakten zur Fiktion - Ex-Spiegel-Korrespondent Christoph Pauly schreibt Roman

Jahrelang hat Christoph Pauly als Auslandskorrespondent für den »Spiegel« in Brüssel gearbeitet. Im Vorruhestand widmet er sich nun in seiner Heimat Florstadt dem Schreiben.
Mal pompös im Regierungspalast in Spanien. Mal schwitzend in der Sauna mit dem finnischen Premierminister. Christoph Pauly hat als Auslandskorrespondent beim Magazin »Spiegel« die »volle Bandbreite« erlebt, wie er sagt. Nun ist der Florstädter im Vorruhestand und hat ein Buch geschrieben.
I m Vorruhestand wird der 64-Jährige bis Ende 2024 vom »Spiegel« bezahlt. Er nennt die Zahlungen mit einem Augenzwinkern »Literaturstipendium«. Denn nur dadurch habe er überhaupt die Möglichkeit gehabt, sein Buch »Laune der Götter« zu schreiben.
Pauly ist fest in der Wetterau verankert: Sein Haus in Florstadt hat er vor über 25 Jahren gekauft, und seine Kinder sind dort aufgewachsen und haben in Friedberg auf der Augustinerschule Abitur gemacht.
Durch seine verschiedenen beruflichen Stationen habe er das Haus zwischendurch vermietet. Nichtsdestotrotz sei das Haus immer sein »Standbein« gewesen, wie er sagt. Vor zwei Jahren ist er nun mit seiner Partnerin wieder zurück nach Florstadt gekommen.
Roman »Laune der Götter«: Umstieg fällt anfangs schwer
Der Umstieg vom journalistischen zum literarischen Schreiben sei ihm anfangs schwergefallen. Das Benennen von Fakten sei lange sein Beruf gewesen. Man erreiche die Leser aber eher, wenn diese sich in die Protagonisten hineinfinden könnten.
Die Hauptfiguren in »Laune der Götter« sind Mark und Awa. Mark ist EU-Direktor in Brüssel, Awa eine afrikanische Asylbewerberin. Pauly sagt, er habe in seinem Buch zeigen wollen, wie Entscheidungen in Brüssel zustande kommen und persönliche Interessen von Beamten eine Rolle spielen.
Roman »Laune der Götter«: Pauly ist Spiegel-Auslandskorrespondent in Brüssel
Brüssel - das ist auch für Pauly eine wichtige Station in seinem Leben. »In Brüssel als Auslandskorrespondent zu arbeiten habe ich immer als Erfüllung meiner Träume gesehen«, sagt er. »Brüssel ist ein bereicherndes Biotop, das sehr multinational ist. Das hat mich immer fasziniert.« Von 2012 bis zu seinem Vorruhestand 2017 war er dort eingesetzt. Die Euro-Krise und die Berichterstattung darüber haben den Wirtschaftsjournalisten damals dorthin gebracht.
Die Rettung des Euro sei rückblickend für ihn das dramatischste Thema, das er je bearbeitet habe. Mit dabei bei den Gipfeltreffen und den Finanzministertreffen erlebte Pauly »dramatische Nächte«, wie er sagt. »Es stand Spitz auf Knopf. Das war historisch.«
Roman »Laune der Götter«: Frankfurt, London, Brüssel und Florstadt
Der Wunsch, zum »Spiegel« zu gehen, wurde in den 1990ern durch seinen Mentor geweckt. »Mein Volontärs-Vater schwärmte immer vom ›Spiegel‹ «, sagt er. So sei er dort gelandet. Die Korrespondenten-Tätigkeit habe er gewählt, um mehr Freiheit zu haben, gerade bei der Themenwahl. »Ich war dann in meinen Geschichten drin und konnte das ausleben.«
So war er in Frankfurt, kurzzeitig in London und schlussendlich in Brüssel tätig. Als er damals in Frankfurt begann, hatte er sich auf die Suche nach einem neuen Zuhause in der Umgebung gemacht - und war in Florstadt gelandet. Dort fühle er sich nach wie vor sehr wohl. »Ich wurde immer wieder umstandslos integriert, nachdem ich im Ausland unterwegs war. Diese Weltoffenheit brauchte ich«, sagt er.
Roman »Laune der Götter«: Journalismus juckt noch in den Fingern
Manchmal jucke ihn der Journalismus noch in den Fingern. Die Überzeugungsarbeit und der Zeitdruck bei investigativen Recherchen sowie die »Bandbreite der Themen und Menschen« hätten ihm an dem Beruf immer Spaß gemacht. Er wusste aber auch: »Wenn ich ein gutes Buch schreibe, muss ich komplett aufhören. Das bin ich dem Buch schuldig.«
Der Titel »Laune der Götter« hat einen ganz bestimmten Hintergrund. Am Ende des Buches gibt es einen Showdown im EU-Parlament. »Durch die Form des EU-Parlaments wird es im Volksmund auch Caprice des Dieux - wie der Weichkäse - genannt«, sagt Pauly. Das heiße auf Deutsch: Laune der Götter.
Das Schreiben scheint den 64-Jährigen gepackt zu haben, denn er plant bereits einen neuen Roman. Die Recherchen dafür möchte er im Herbst starten. Es wird abgekoppelt von »Laune der Götter« sein. Und so wie er für das aktuelle Buch fünf Jahre gebraucht habe, rechne er auch beim nächsten Roman damit. Für ein Buch brauche es viel Motivation, sagt Pauly. Vor allem aber: »Es muss sich zuerst einmal für mich selbst lohnen.«
Info: Über den Roman
Die Protagonisten in Christoph Paulys Roman »Laune der Götter« sind Mark und Awa. Mark kämpft als EU-Direktor in Brüssel mit verschärften Asylgesetzen für die Einheit Europas. Dann trifft er Awa, die ihm das Leben rettet, und er verliebt sich in sie. Lange ignoriert er, dass die Afrikanerin auch eine Asylbewerberin ist. Zu dem Konflikt zwischen Berufs- und Privatleben kommt dann noch dazu, dass Awas Cousin Islamist ist und im Verdacht steht, einen Anschlag zu planen. Die ISBN lautet 978-3-756-85522-3.