Sieben Hybrid-Autos bei Güterzug-Brand zerstört – Ermittler gehen von technischem Defekt aus
In Butzbach brennt ein Güterzug, die Strecke zwischen Gießen und Frankfurt ist gesperrt. Die Ermittler gehen von einem technischen Defekt aus.
Update vom Dienstag, 17. Oktober, 14.17 Uhr: Nach dem Brand auf einem mit Autos beladenen Güterzug bei Butzbach geht die Polizei nach ersten Ermittlungen nicht von Fremdverschulden aus. Ursache könnte ein technischer Defekt sein. Ein Gutachter müsse das allerdings noch bestätigen, teilte ein Sprecher der Polizei am Dienstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Höhe des entstandenen Schadens konnte dagegen auch am Dienstag noch nicht genau beziffert werden und müsse ebenfalls durch einen Gutachter überprüft werden. Laut Polizeisprecher seien aber insgesamt sieben Hybrid-Autos im Wert von teilweise 88.000 Euro komplett oder teilweise ausgebrannt. Weitere wurden durch die Hitze oder herabstürzende Teile der Oberleitung beschädigt.

Heftige Kritik nach Güterzugbrand in Butzbach: DB reagiert und räumt Fehler ein
Update vom Montag, 16. Oktober, 14.44 Uhr: Der Brand eines Güterzuges bei Butzbach sorgt weiter für Gesprächsstoff. Am Sonntag teilte der Fahrgastverband ProBahn heftig gegen das Notfallmanagement der Deutschen Bahn (DB) aus. Neben der Informationslage habe die DB auch die Zusammenstellung des Ersatzverkehrs auf der Strecke zwischen Gießen und Frankfurt „nicht im Griff“ gehabt.
Am Montag äußerte sich nun die DB auf Nachfrage dieser Redaktion. „Leider waren vor allem zu Beginn der Störung die Auskunftsmedien für die Fahrgäste aufgrund der Vielzahl der erforderlichen Fahrplanänderungen noch nicht auf dem aktuellen Stand, sodass in den Systemen mitunter noch Züge angezeigt wurden, die nicht fuhren. Dies bedauern wir sehr und bitten ausdrücklich um Entschuldigung. Wir nehmen dies zum Anlass, die Prozesse der Kundeninformation noch einmal nachzusteuern“, teilte eine Sprecherin mit.
Nach Güterzug-Brand in Butzbach: Bahn reagiert auf Kritik von ProBahn
Nachdem am Freitagnachmittag drei Autos auf einem Güterzug in Brand geraten waren, konnte am Samstag laut Angaben der DB „die Strecke Butzbach-Gießen eingleisig wieder mit Zügen befahren werden“, zunächst mit Zügen der RE30 zwischen Frankfurt und Kassel, im Laufe des Tages auch mit Zügen der Hessischen Landesbahn (HLB). „Gegen 17:30 Uhr war die Strecke wieder komplett für den Verkehr freigegeben, nachdem die Oberleitung durch den großen Einsatz der Instandsetzungsteams vor Ort schnell repariert werden konnte“, teilte die Sprecherin mit
Auch den Kritikpunkt bezüglich des Ersatzverkehrs griff die DB-Sprecherin auf. „Zwischen Bad-Nauheim und Gießen wurde kurzfristig ein Busnotverkehr für die Reisenden organisiert. Die DB hatte hierbei zunächst 12 Busse und dann weitere 4 Fahrzeuge bestellt. Aufgrund der Arbeiten vor Ort konnten die Busse den Bahnhof Butzbach dabei vorübergehend nicht anfahren. In der Nacht waren Reisendenlenker im Einsatz.“
Deutliche Kritik an Bahn nach Güterzugbrand in Butzbach
Erstmeldung vom Sonntag, 15. Oktober, 13.07 Uhr: Nach dem folgenschweren Brand auf einem Güterzug am Freitag (13. Oktober) am Bahnhof Butzbach übt Pro Bahn Hessen deutliche Kritik am Notfallmanagement. In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Fahrgäste strandeten erneut bei einer länger andauernden Streckensperrung, ohne dass ein Mindestmaß an Information den Menschen vermittelt wurde.“
Auch in den digitalen Medien wie der App „DB Navigator“ sei nicht ausreichend auf die Streckensperrung zwischen Gießen und Frankfurt hingewiesen worden. „So mussten die unbedarften Fahrgäste annehmen, dass die Züge der Hessischen Landesbahn trotz des großen Brandes den Bahnhof Butzbach passieren konnten“, heißt es bei Pro Bahn Hessen.
Nach Brand auf Güterzug in Butzbach: Kritik an Informationspolitik der Bahn und Schienenersatzverkehr
Doch die Informationspolitik ist nicht der einzige Punkt, an dem sich die Kritik nach dem Feuer am Bahnhof Butzbach aufhängt: Auch habe die Bahn als Infrastrukturbetreiberin den Schienenersatzverkehr „nicht im Griff“, stattdessen sei eine „rudimentäre bunte Zusammenstellung von Einzelbussen von Privatbusunternehmen“ im Einsatz gewesen, deren Kapazität nicht ausgereicht habe, um die großen Doppelstockzüge mit ihren 800 Plätzen zu ersetzen: „In Gießen und Friedberg standen dann nur zwei Busse bereit, um die Menschen weiterzubefördern. Somit reduziert man das Platzangebot von 400 Plätzen bis 800 Plätzen im Zug auf 90 Plätze im Bus.“
Pro Bahn fordert nach Feuer in Butzbach mehr Verlässlichkeit in Notfällen
Positiv dagegen bewertet Pro Bahn Hessen die Arbeit der handelnden Personen vor Ort in Butzbach. Der Brand sei schnell unter Kontrolle gebracht worden. Auch die Instandsetzung der Oberleitung schon einen Tag später durch einen Bauzug wird hervorgehoben.
Dennoch überwiegen bei Pro Bahn Hessen die negativen Aspekte rund um das folgenschwere Feuer auf einem Güterzug bei Butzbach: Gefordert wird „die unmissverständliche Vorgabe einer deutlichen Kapazitätsausweitung für Notfälle“ im deutschen Bahnnetz. Bedeutet: Eine Busflotte soll her, in großen Teilen mit eigenen Fahrzeugen, um gestrandete Passagiere zu transportieren. „Des Weiteren muss zumindest an allen Umsteigepunkten, insbesondere aber in Mittelstädten und in Großstädten innerhalb von maximal 20 Minuten nach Eintritt des Ereignisses, Personal vor Ort sein, welches die Fahrgäste informieren kann.“ An kleineren Haltestellen müsse die digitale Fahrgastinformation optimiert und transparenter gestaltet werden. (fd)