Ausbildung ebnet jungen Wetterauer Müttern und Vätern den Weg ins Berufsleben
Zwölf Ausbildungsplätze gibt es für junge Eltern aus der Wetterau. Ermöglicht wird dieses Angebot durch die Landesförderung Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget in Kooperation und unter Mitfinanzierung von Wetteraukreis und Jobcenter Wetterau. Das Angebot richtet sich an Väter und Mütter bis 30 Jahre.
Die Ausbildung beginnt am 28. August, der sechswöchige Kurs zur Ausbildungsvorbereitung startet am 6. Juni. Die Teilnehmenden schließen mit dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) den Ausbildungsvertrag, durchlaufen ihre Ausbildung aber regulär an der Berufsschule und im Kooperationsbetrieb. Beim BWHW gibt es außerdem noch einmal pro Woche einen Tag Stützunterricht. Bei Bedarf kann die Ausbildung auch in Teilzeit mit 30 Wochenstunden durchlaufen werden.
„Dass eine Ausbildung auch in Teilzeit gemacht werden kann ist vielen Betrieben noch gar nicht so bekannt“, sagt die Wetterauer Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch. (SPD) „Teilzeit bedeutet hier nicht halbtags, sondern umfasst 30 Wochenstunden und dies ist sowohl für den Ausbildungsbetrieb attraktiv als auch für junge alleinerziehende Väter und Mütter eine großartige Möglichkeit, einen qualifizierten Beruf zu erlernen. Auch der Wetteraukreis bietet als Arbeitgeber Ausbildung in Teilzeit an.“
Vor vielen Jahren war Stewardess der Traumberuf einer 26-Jährigen Ihre jetzige Ausbildung ist dagegen im wahrsten Sinn des Wortes bodenständig: Die Mutter einer dreieinhalbjährigen Tochter macht in Teilzeit eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei einem Betrieb für Holz- und Metallbau in Büdingen. Nachdem die Jahre vorher von Bewerbungen und Absagen gekennzeichnet waren, bekam sie vom Jobcenter das Angebot, über das BWHW ihre Ausbildung zu machen.
Zunächst ein Test
„Versicherungskauffrau hätte mir auch Spaß gemacht, ich habe da auch ein Praktikum gemacht, aber bis zum Beginn der Ausbildung hätte ich noch länger warten müssen und so entschied ich mich für Büromanagement“, erzählt sie. Bei der Arbeitsagentur absolvierte sie zunächst einen Test, um herauszufinden welcher Beruf in Frage käme. „Die Leute vom BWHW halfen mir dann beim Schreiben der Bewerbungen und haben Betriebe angesprochen. Mittlerweile bin ich im zweiten Ausbildungsjahr, das dritte läuft dann über den Betrieb weiter“, erzählt sie.
Das ist nicht selbstverständlich, sondern dann der Fall, wenn alles gut läuft. Ziel der Maßnahme ist es, dass die Teilnehmenden nach dem ersten Lehrjahr im Betrieb übernommen werden. Einmal pro Woche gibt es pädagogischen und fachlichen Stützunterricht. Dann können Probleme angesprochen werden, es gibt Training, zum Beispiel zum Thema Selbstbewusstsein oder Kommunikation. Außerdem sind Dozenten vor Ort, die bei fachlichen Fragen unterstützen. Der Stützunterricht wird in Friedberg und Nidda angeboten, zwei Standorten des BWHW im Wetteraukreis. Am Abend und am Wochenende hat sie Zeit zum Lernen, „dann nehmen mein Freund und meine Mutter auch mal die Kleine“, sagt sie. Bei der Frage warum sie die Ausbildung macht, muss sie nicht lange überlegen: „Ich will es für mein Kind schaffen. Ich will meiner Tochter was bieten. Durch sie habe ich mehr Verantwortung und es wird mir bewusst, dass es wichtig ist, eine Ausbildung zu haben.“
25 Jahre alt ist ein alleinerziehender Vater, sein Sohn ist fünf. Er ist im zweiten Lehrjahr als Einzelhandelskaufmann in Nidda, und auch hinter ihm liegt eine lange Zeit von Bewerbungen, Absagen und Maßnahmen des Jobcenters. Mit seinem Betrieb ist er mehr als zufrieden und inzwischen hat sein Chef ihm auch schon signalisiert, ihn ins dritte Ausbildungsjahr zu übernehmen. Und er hat sogar Chancen, am Ende ganz übernommen zu werden.
Sein Traumberuf? „Erzieher wäre ich gerne geworden, aber das ist mit Hauptschulabschluss leider nicht drin. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, und auch wenn Erzieher und Verkäufer sehr unterschiedliche Berufe sind, so gefällt mir mein Ausbildungsberuf trotzdem sehr. Ich berate sehr gerne“, erzählt er.
Glück mit Betrieb
Vor zwei Jahren bekam er vom Jobcenter Wetterau den Hinweis zu der geförderten Ausbildung und er ist nach eigenem Bekunden froh über diese Chance. „Denn“, so sagt er, „mein Lebenslauf ist nicht so strukturiert. Ich habe auch Glück mit meinem Ausbildungsbetrieb, denn eigentlich müsste ich morgens um sechs Uhr mit der Arbeit anfangen, aber es ist mit meinem Chef abgesprochen, dass ich erst um acht Uhr komme, weil ich vorher meinen Sohn zum Kindergarten bringe.“ Um 16 Uhr ist dann für ihn Feierabend. Und so kann er dann auch gleich den Kleinen wieder vom Kindergarten abholen. fnp