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Wetterauer Mississippi-Alligatoren abzugeben

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Von: Thomas Kopp

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Die „Alligator Action-Farm“ im Friedberger Stadtteil Ockstadt steht vor dem endgültigen Aus. Voraus ging ein jahrelanger Streit zwischen dem Betreiber und verschiedenen Behörden, der Gerichtsverhandlungen nach sich zog.

Seit Samstag finden Fans exotischer Tiere auf der Internetseite die Offerte von Alois Renz, dem eingetragenen Betreiber der „Alligator Action-Farm“ in Ockstadt. Dort angeboten werden 28 Mississippi-Alligatoren, sie sollen möglichst gruppenweise abgegeben werden. Das bedeutet die endgültige Schließung der umstrittenen Farm.

Denn nach jahrelangem Streit mit verschiedenen Behörden bekam das Unternehmen vor vier Monaten vom Verwaltungsgericht Gießen neue Sicherheitsauflagen verordnet. Die Zirkusfamilie Renz steht wegen ihrer Tierhaltung seit langem in der Kritik. So bot sie Besuchern an, die Alligatoren anzufassen, mit ihnen zu schwimmen oder Kindergeburtstage zu feiern. Ein Gericht untersagte die Praxis.

Nur bedingtes Aufatmen

Konnten Gäste der Farm zuvor noch direkt an die Alligatoren heran, sollten nun Schutzgatter aufgebaut werden, die den direkten Kontakt zu den gefährlichen Panzerechsen verhindern. Ein Eilantrag der Betreiberfamilie war damit vor dem Gießener Gericht gescheitert. Im November wurde der Park geschlossen.

Nicht das erste Mal. Bereits im März 2014 musste die Farm schließen. Der Fachdienst für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung des Wetteraukreises hatte die Anordnung erlassen, nachdem es im Jahr zuvor zu traurigen Zwischenfällen gekommen war. So war in Estland eine Elefantenkuh im Besitz der Familie Renz gestorben, ein Video zeigt, dass dies unter zumindest fragwürdigen Umständen geschah.

Für Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife nur bedingt ein Grund zum Aufatmen. „Wir freuen uns, dass die unsägliche Alligatorfarm endlich schließt. Krokodile sind keine Kuscheltiere, und Wildtiere haben in Shows und Zirkussen nichts zu suchen. Die Frage ist jetzt aber, wo die 28 ausgewachsenen Mississippi-Alligatoren artgerecht und sicher untergebracht werden können.“

Seit dem vergangenen Wochenende stehen die 28 Tiere für ab 3000 Euro pro Tier zum Verkauf. Bei Abnahme der gesamten Gruppe soll ein Gesamtpreis verhandelt werden. „In Hessen ist seit 2007 die Privathaltung von Krokodilen und anderen gefährlichen Tieren verboten, nicht jedoch der Verkauf. In manchen Bundesländern können gefährliche Tiere auch von Privatpersonen gehalten werden“, erklärt dazu Daniela Freyer.

Zweifel an Zuverlässigkeit

Pro Wildlife fordert bereits seit Jahren, Renz wegen mangelnder Zuverlässigkeit die Genehmigung zur Tierhaltung zu entziehen und die „Alligator Action-Farm“ unter anderem wegen der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Gesundheit zu schließen. Auch der frühere Landrat Joachim Arnold (SPD) hatte bereits 2014 gesagt: „Es ist vor allem die wiederholte Missachtung von Tierschutz und tierseuchenrechtlichen Vorschriften, die belegen, dass Renz die erforderliche Zuverlässigkeit nicht besitzt.“

Am 24. Januar dieses Jahres fand eine gemeinsame Kontrolle mehrerer Behörden statt (Fachstelle Veterinärwesen, Obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt, Ordnungsamt Friedberg). Dabei wurden Artenschutz, Tierschutz und Sicherheitsauflagen kontrolliert. „Aufgrund der festgestellten Mängel wurden weitere tierschutzrechtliche Anordnungen getroffen“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Kreises. Und weiter: „Die freiwillige Auflösung des Krokodilbestands wird von der Fachstelle Veterinärwesen begrüßt.“

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