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Zuvor geschätzten Wert verdoppelt: Friedberger Münze für 42.000 Euro ersteigert

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Johann Eberhard von Cronberg, Burgherr in Friedberg, hat die Silbermünze im Jahr 1593 prägen lassen. Nun ist sie für 42 000 Euro versteigert worden. Der neue Besitzer kommt aus Norddeutschland, möchte aber anonym bleiben. © Nicole Merz

Vor 430 Jahren ist die Silbermünze, ein doppelter Reichstaler, in Friedberg geprägt worden. Dieser Tage hat das Stück bei einer Auktion ihren Besitzer gewechselt – für 42.000 Euro.

Osnabrück/Friedberg – Münzen erzählen Geschichten und lassen Geschichte lebendig werden. Entsprechend sind Prägungen vergangener Epochen heute ein oft kostbarer Besitz. Das gilt auch für den extrem seltenen doppelten Reichstaler, den Burggraf Johann Eberhard von Cronberg im Jahr 1593 in Friedberg hat prägen lassen und von dem heute nur ein einziges erhaltenes Exemplar bekannt ist. Die Münze ist Teil einer der bedeutendsten Sammlungen hessischer Münzen seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Rahmen der Herbst-Auktionen des Auktionshauses Künker ist diese Münze nun in Osnabrück für 42.000 Euro ersteigert worden. Erworben hat die Münze ein norddeutscher Sammler, der anonym bleiben möchte. Experten hatten den Preis zuvor auf mindestens 20.000 Euro geschätzt.

In Friedberg geprägte Münze brachte 42.000 Euro bei Auktion ein

Auf der Vorderseite des 430 Jahre alten silbernen Reichstalers prangt ein gekrönter Reichsadler mit österreichischem Bindenschild auf der Brust. Darum ist eine Inschrift zur Herkunft der Münze erkennbar. Links vom Adler ist das Wappen der Burggemeinschaft von Friedberg zu sehen. Auf der rechten Seite lässt sich das Wappen der Grafschaft Kaichen verordnen. Der Heilige Georg verziert, in voller Ritterrüstung, die Rückseite des Talers. Er ersticht gerade einen Drachen. Der Burggraf war als Reichsfürst direkt Kaiser Rudolf II. unterstellt, dessen Titulatur in der Umschrift der Rückseite zu lesen ist. Links und rechts sind das Wappen des Burggrafen und das seiner Gemahlin abgebildet.

Die Geschichte des doppelten Talers geht bis zu Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zurück. Er ließ die Burg Friedberg errichten, um sich und seinen kaiserlichen Nachfolgern die Einkünfte der reichen Wetterau zu sichern. Die Reichsritterfamilien, die mit ihren Soldaten die Burg bemannten, wurden dafür aus Burglehen kompensiert. Zusätzlich besaßen sie als Gemeinschaft das Recht, ihren Anführer, den Burggrafen, selbst zu wählen.

Als die Münze geprägt wurde, hatten die Burgmannen zusätzlich zur Burg Friedberg mit ihren Lehnsgütern die Landeshoheit in der Stadt Friedberg und in der Grafschaft Kaichen inne.

Vermutlich das einzige erhaltene Exemplar: Münze aus Friedberg versteigert

Seit 1541 besaßen die Burggrafen das Münzprivileg. Prägungen gibt es aber nur wenige. Vor allem repräsentative Großsilber- und Goldmünzen kommen nur vereinzelt vor. Der nun versteigerte doppelte Reichstaler ist wahrscheinlich das einzige erhaltene Exemplar. Sein Prägeherr, Johann Eberhard von Cronberg, war ein besonders prunkliebender Vertreter des Reichsrittertums. Er ließ die Burg Friedberg im Stile der Hochrenaissance renovieren und gab schwere Silbermünzen und Goldmünzen aus, die im Adel gerne als Geschenke genutzt wurden.

Der nun für 42.000 Euro versteigerte silberne Reichstaler aus Friedberg ist Teil einer insgesamt 600 Münzen umfassenden Sammlung gewesen, die Dr. Hans-Jürgen Loos in 50 Jahren zusammengetragen hat, darunter auch zwei weitere Münzen vom Burggrafen von Friedberg, die auf jeweils 10 000 Euro geschätzt worden sind. Loos hat damit ein Lebenswerk geschaffen, das sein Interesse an seiner Heimat Hessen und dessen Münzgeschichte zeigt. Der Sammler wurde 1923 in Fulda geboren und ist 2016 in Bad Homburg verstorben. Der Wert seiner Sammlung wurde auf rund 450.000 Euro geschätzt, bei der Versteigerung wurde dieser Wert nahezu verdoppelt.

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