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Als die Feuerwehr-Pickelhauben umziehen mussten

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jw_feuer2a_050623_4c_2 © Nicole Merz

Das Feuerwehrhaus der Friedberger Kernstadtwehr ist zu klein, ein Umzug in die Kaserne wird geplant. Letztmals zog die Feuerwehr vor 40 Jahren um. Bernd Fleck und Hans-Jürgen Krug erinnern sich.

Lang ist’s her. Der Bürgermeister hieß noch Dr. Fuhr, der Stadtverordnetenvorsteher Binding, der Landrat Münch und der Architekt Gerhard Bremmer: Anfang Juli 1982 legten sie den Grundstein für den 4,5 Millionen D-Mark teuren Feuerwehrstützpunkt in der Nähe der Friedberger Kaserne. Er sollte »optimalen Brandschutz« gewähren.

Das alte Feuerwehrhaus (heute das Wetterau-Museum) war zu klein geworden, schon damals wurden die Feuerwehrautos immer größer, benötigten mehr Platz. 1977 beschlossen die Stadtverordneten einen Neubau im Wartfeld. Am 7. Juli 1982 wurde der Grundstein gelegt, sechs Jahre später, im Juni 1983, wurde der Feuerwehrstützpunkt eröffnet.

Bürgermeister Dr. Fuhr erwähnte bei der Einweihung, die Feuerwehrleute und ihre Frauen hätten beim Bau fleißig mit angepackt und viel Eigenleistung eingebracht. Daran können sich Bernd Fleck und Hans-Jürgen Krug noch gut erinnern, besonders an den Umzug. Unterm Dach in der Haagstraße hingen über den Balken nicht nur Handschläuche, sondern auch »Scheuerbambel«: Tabak zum Trocknen. Zwei Container voll mit »dem Durcheinander von Otto Harth«, dem allseits geschätzten Gerätewart, wurde gefüllt und im Wartfeld wieder ausgepackt.

Die eigentlichen Bauarbeiten, die ein Jahr dauerten, erledigten Baufirmen. Aber die Feuerwehrleute packten an, wo sie konnten, richteten die Florianstube und eine Küche ein, bauten Spinde auf, sogar ein Einsatzleitwagen wurde selbst ausgebaut. Fleck: »So ging das schneller.« Die Ehefrauen sorgten derweil für die Verpflegung. »Ohne die Frauen wäre das nicht gegangen.«

Auch der neue Feuerwehrstützpunkt platzte bald aus allen Nähten. Die Feuerwehrleute behalfen sich, richteten Spinde in der Fahrzeughalle ein, nutzen jeden Raum für mehrere Funktionen. Beim Rundgang führen Fleck und Krug den Reporter und die Fotografin in den Keller. »Unser Atomschutzbunker«, grinst Fleck. Hier unten befinden sich vier durch dicke Türen und Schleusen gesicherte Schutzräume für je 100 Personen. Die Luftfilteranlage mit Kohlefilter, Handkurbel und dicken Metallrohren, die an der Decke entlang laufen, dürfte noch funktionieren. Heute ist hier das Feuerwehr-Archiv untergebracht: Pokale, Urkunden, Pickelhauben aus längst vergangenen Zeiten, Werkzeuge, Festschriften und eine lebensechte Figur im feuerfesten Anzug, ähnlich einem Raumfahrer, der auf den Mond will. Jedes Relikt löst Erinnerungen aus, etwa der symbolische Schlüssel, der bei der Eröffnung 1983 übergeben wurde. Krug: »Die Baufirma hat uns auch ein Fässchen Bier geschenkt, wir haben aber nicht aufs Verfallsdatum geschaut. Viel später haben wir das an einem Samstagnachmittag ausgetrunken. In der Nacht war ein Brandeinsatz. Alle waren da, aber mit heftigem Schädelbrummen. Das Bier war wohl abgelaufen.«

Leichtbauhallen für zwei Fahrzeuge

Die große Fahrzeughalle ist nach 40 Jahren Nutzung längst zu klein geworden oder anders gesagt: Die Autos werden immer noch größer. Demnächst sollen im Hof für zwei bislang im Freien stehende Fahrzeuge Leichtbauhallen aufgestellt werden. Drinnen stehen bereits zwei Fahrzeuge des Wetterauer Katastrophenschutzes, der den Feuerwehrstützpunkt nach dem Umzug einmal übernehmen soll.

Nebenan ist die Schlauchwaschanlage; einen Schlauchturm erlaubte die benachbarte US-Armee nicht, wollte sich nicht ins Gelände gucken lassen. Mittlerweile verfügt die Friedberger Feuerwehr über eine kombinierte Schlauchwasch- und -trockenanlage. Fleck: »Früher wurden die Schläuche mit heißer Druckluft getrocknet.« Und die Feuerwehrleute mussten ihre Uniform selbst waschen, wenn sie denn überhaupt eine hatten.

Im Hof stehen auch ein selbst gefertigter Übungsturm (leider ohne Tüv und daher nicht mehr nutzbar), alte Autos für Übungen sowie mehrere Garagen und ein Container, alle gefüllt mit Material und Geräten. Auch eine eigene Automobil-Werkstatt gibt es auf dem Feuerwehrstützpunkt. Die Werkstattgrube aber musste abgeriegelt werden, ist laut TÜV nicht mehr zulässig.

Fünf hauptamtliche Gerätewarte halten alles in Schuss. Die Feuerwehr muss ständig auf dem neuesten Stand der Technik sein, da fällt viel Arbeit an. Und sicher dürfte sein: Wenn in einigen Jahren das neue Feuerwehrhaus gebaut ist und der Umzug ansteht, sind abermals die Feuerwehrleute in Sachen »Eigenleistung« gefragt.

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