Am Bahnhof: Stadt will begrünte Lärmschutzwand

Sechs Meter hoch soll die Lärmschutzwand werden und vom Bahnhof Friedberg in südlicher Richtung bis zur Großen Unterführung verlaufen. Wie das wohl aussehen mag?
Es sind gewaltige Anstregungen, welche die Deutsche Bahn unternimmt, um ihren Kunden eine bessere Anbindnung ins Rhein-Main-Gebiet zu bieten. Die S 6-Strecke wird viergleisig, die S-Bahn soll bald im Viertelstundentakt zwischen Friedberg und Frankfurt verkehren. Die Kommunalpolitiker begrüßen das. Der Autoverkehr wird entlastet, mehr Pendler könnten im Sinne des Klimaschutzes auf die S-Bahn umsteigen.
Mit den von der Bahn vorgelegten Planungen ist die Stadtverwaltung aber nicht zufrieden. In den Ortsbeiräten der Kernstadt und von Bruchenbrücken wurde darüber gesprochen, nun folgten der Verkehrsausschuss und der Ausschuss für Stadtentwicklung.
Tobias Brandt, Leiter des Stadtbauamtes, erläuterte die Baumaßnahme und ging auf einige der Einwendungen ein, welche die Stadt im Planfeststellungsverfahren geltend gemacht hat. Brandt sprach von einer »Mammutaufgabe«, die Unterlagen durchzuarbeiten. Das Ergebnis kann sich nach Meinung der Politiker sehen lassen: Mehrfach wurden dieEinwendungen gelobt, kein Detail sei vergessen worden.
Ein wichtiges Detail ist die Schallschutzwand. Sie reicht vom Bahnhofsgebäude bis zur Großen Unterführung Richtung Fauerbach und wird sechs Meter hoch. Was macht das mit dem Stadtbild? Das Rathaus habe bereits 2017, in einem früheren Stadium der Planungen, eine Visualisierung der Schallschutzwand gefordert, sagte Brandt.
Warten auf Termin bei der Bahn
Es gibt Gesprächsbedarf mit der Bahn. Aber offenbar noch keinen Gesprächstermin. Aus den Aussagen von Brandt und Bürgermeister Dirk Antkowiak war herauszuhören, dass dies offenbar schwierig ist und die Bahn die Stadt zappeln lässt.
Die Stadt fordert eine Bepflanzung der Wand: eine durchgehende, dichte Baumreihe aus stadtklimafesten Solitär-Baumarten. Die geforderte Visualisierung ist auch deshalb wichtig, da die Stadt den Bahnhofsvorplatz neu gestalten will. Da wirkt eine kahle Wand störend.
Die Planungen des Park&Ride-Platzes an der Bahnstation in Bruchenbrücken kann die Stadt »in dieser Form nicht akzeptieren«. Gefordert wird eine moderne Mobilitätsstation, mit Auto-, aber auch Fahrradstellplätzen, mit Carsharing-Plätzen, E-Ladeplätzen und einer Bushaltestelle; nach den Plänen der Bahn sollen die Busse über die (aus Sicht der Stadt viel zu schmal bemessene) Bahnbrücke fahren und am Park&Ride-Platz wenden. Auch dies wird abgelehnt.
Dann die naturschutzrechtlichen Ausgleichsflächen: Benötigt die Zauneidechse wirklich 10,5 Hektar Ackerland, das in einen Grünstreifen umgewandelt werden soll? Im Ausschuss wurde der Verdacht geäußert, die Bahn habe sämtliche Ausgleichsflächen der Strecke in Friedberg verplant. Wertvolles Ackerland gehe dabei verloren. Für Feldhamster und Rebhühner sind weitere 1,5 Hektar Ackerland eingeplant, die nachher nicht mehr intensiv landwirtschaftlich genutzt werden können.
Auch mit der Regelung, wie Lkw zu den Baustellen gelangen, ist die Stadt nicht einverstanden. Für Radfahrer wird ein Umleitungskonzept gefordert, die Ortsstraßen in Bruchzenbrücken seien zu schmal für den Schwerlastverkehr.
Gunther Best, Mitglied im Verkehrsausschuss und Ortsvorsteher von Bruchenbrücken, trug die Bedenken der dortigen Anwohner vor. Die fühlen sich nicht ausreichend von den Behörden informiert, befürchten mehr Güterverkehr, sind besorgt um ihre Äcker und sehen voraus, dass die Ortsstraßen bald von Pendlern zugeparkt sind.
Achim Güssgen-Ackva (FDP), der im Verkehrsausschuss den verhinderten Vorsitzenden Bernd Stiller (Grüne) vertrat, zog aus diesen und weiteren strittigen Punkten die Erkenntnis, das Projekt an sich sei gut, aber die Bahn gehe »mit den Städten um wie der Herrscher aller Reußen« (ein altes Wort für »Russen«, die Redewendung erfährt gerade eine Aktualisierung). Für den Herbst, sagte Stadtbauamtsleiter Brandt, sei ein Erörterungstermin mit der Deutschen Bahn vorgesehen.
DB: Noch besteht kein Baurecht
Eine Sprecherin der Deutschen Bahn hat gegenüber dieser zeitung darauf hingewiesen, dass man sich noch in der Genehmigungsphase befinde und noch kein Baurecht bestehe. »Die Planfeststellungsunterlagen waren vom 22. November bis zum 21. Dezember 2022 auf der Website des Regierungspräsidiums einsehbar.« Bis zum 21. Februar könne man sich zu den Änderungsplänen beim RP oder bei der Kommune äußern. »Der aktuelle Planungsstand ist also noch nicht endgültig, da er noch nicht genehmigt bzw. planfestgestellt ist.«