Aus der Ferne im Labor wirken

Friedberg/Gießen (pm). Im Lehrbetrieb scheint die Pandemie weitgehend vorbei: Die Hörsäle sind voll, in Laboren wird geforscht, in Werkstätten gearbeitet, Online-Konferenzen gibt es nur sporadisch. Doch es ist nicht gesagt, dass das dauerhaft so bleiben muss. Und selbst ohne künftige Einschränkungen hatte und hat die Pandemie Auswirkungen auf Hochschulen, die auf technische Fächer spezialisiert sind.
Die THM unter Prof. Rafael Greszczynski forscht im Projekt »Relabema« mit Partnerhochschulen aus Ost- und Mitteleuropa an einem »Werkzeugkasten« für den Fernunterricht in Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisierung. In Tallinn haben sich die Partner getroffen, um erste Ergebnisse zu evaluieren.
Präsenz war beim digitalen Projektstart im März 2021 kaum denkbar: Wegen der Pandemie hatten sich viele Länder dazu entschlossen, Fernunterricht einzuführen. Auch die meisten praktischen Kurse wurden anfangs nur als Theorie durchgeführt - für die beteiligten Hochschulen in vielen Fachbereichen ein Problem. Sie setzten sich das Ziel, eine Reihe von Hardware- und digitalen Labortools zu entwickeln, die praktische Übungen im Fernunterricht in einer Art und Weise ermöglichen, die fast identisch ist mit dem persönlichen Studium im Labor oder der Werkstatt. Die Ergebnisse sollten so angelegt sein, dass sie auch dann verwendbar sind, wenn der Unterricht in Präsenz stattfindet.
In Estland fand die erste Pilotschulung des Relabema-Projekts statt. Der Workshop richtete sich an 40 als »Tester« mitwirkende Studierende und beinhaltete den ersten Praxistest von Fernlaboren für Elektrotechnik, Mechatronik und Automatisierung. Zu den Lehrmethoden gehören die Nutzung von Virtual Reality zur Bedienung von beispielsweise Oszilloskopen, die via Kamera kontrollierte Steuerung von Motoren vom Computer aus oder der Remote-Antrieb einer Gewindespindel. Voraussetzung ist ein entsprechendes Labor, das gegebenenfalls auch mit einer geringen Personenzahl in Präsenz besetzt sein muss.