Friedberg: Launige Reise in die 50er Jahre - Stefanie Hertel spielt in »Avanti, Avanti«

Aus dem Film »Avanti, Avanti« ist ein satirisches Lustspiel mit viel Musik geworden. Mit dabei: Schlagersängerin Stefanie Hertel. Am Dienstagabend machte das Stück Halt in der Friedberger Stadthalle.
Friedberg (har). Es ist genau 50 Jahre her, da verfilmte Starregisseur Billy Wilder die Komödie »Avanti, Avanti« des Dramatikers und Drehbuchautors Samuel Taylor mit Jack Lemon und Julliet Mills in den Hauptrollen. Den vom Autor als »unmoralische Komödie« beschriebenen Welterfolg hat Peter von Wiese ins Deutsche übersetzt.
Thomas Rohmer, Intendant des Tourneetheaters »Theatergastspiele Fürth«, hat die Vorlage bearbeitet und daraus ein eher satirisches Lustspiel mit viel Musik und etlichen Comedy- und Slapstick-Einlagen geschaffen und mit hochkarätigen Schauspielern besetzt.
Auf Einladung der Volksbühne Friedberg gastierte die aufwendige Produktion am Dienstagabend in der sehr gut besuchten Stadthalle.
Stefanie Hertel in Friedberg: Deutsche und amerikanische Hits
Schon der Auftakt der über zweieinhalb Stunden langen Zeitreise zurück in die Endfünfziger des letzten Jahrhunderts zeigte den Besuchern, dass es sich bei dem Stück um leichte Kost ohne sonderlichen Tiefgang handelt.
Mit »Amore, Amore« gab das siebenköpfige Ensemble gemeinsam den Startschuss für einen vergnüglichen Abend, bei dem die Handlung immer wieder von passenden deutschen und amerikanischen Hits aus jener Zeit ergänzt wurde.
Geblieben ist die turbulente Handlung der literarischen Vorlage, in dem sich der amerikanische Unternehmer Alexander Ben Caliborn (Stuart Sumner), den alle nur Sandy nennen, ausgerechnet in Rom in die junge erfolglose britische Schauspielerin Alison Ames (Stefanie Hertel) verliebt.
Sandy war zusammen mit Ehefrau Diana (Rebecca-Lara Müller) in die ewige Stadt gekommen, um den Leichnam seines bei einem Autounfall ums Leben gekommenen sittenstrengen Vaters zurück in die USA zu holen. Es stellt sich heraus, dass dieser jedoch zwölf Jahre lang eine Affäre mit Alisons Mutter, die bei dem Unfall ebenfalls ums Leben gekommen war, hatte.
Nachdem Diana abgereist ist, kommen sich Sandy und Alison schnell näher und werden ein Paar.
Stefanie Hertel in Friedberg: »Italienisches Deutsch« in der Stadthalle
Stefanie Hertel, bekannt geworden als Volksmusik-Star, überzeugt in ihrer Rolle als Alison ebenso wie der musical-erfahrene Brite Stuart Summer, der unter anderem in der Hamburger Produktion von »Tarzan« die Titel- und Hauptrolle spielte.
Ihre Duette waren ein gesanglicher Leckerbissen - und doch stahl ihnen Sascha Höhnl als Baldassare »Baldo« Pantalone etwas die Show. Als homosexueller »Berater«, der nicht nur ein sondern beide Augen auf Sandy geworfen hatte, wirbelte der gebürtige Österreicher durch die gesamte Inszenierung. Dabei begeisterte er mit seinem »italienischen Deutsch« ein ums andere Mal - mal vor Selbstbewusstsein trotzend, mal weinerlich und voller Zweifel.
Ergänzt wurde das kongeniale Trio von Alexander Milz als Botschaftsmitarbeiter John Wesley, Adrian Bury als Hoteldirektor und David-Jones Frei in mehreren kleineren Rollen, wie als Page, Kellner oder »Liebesengel«, der Amorpfeile abschießt.
Stefanie Hertel in Friedberg: Musik aus 50ern und 60ern im Mittelpunkt
Es waren solche kleinen »Gags«, welche die Inszenierung, die ausschließlich in einer Nobelsuite eines römischen Hotels spielte, interessant machten. Wurden die Balkontüren geöffnet, dann fuhr Baldo schon einmal auf einer Vespa, einem Auto oder gar dem unvermeidlichen Theaterschwan vorbei. Und selbst eine Gondel aus Venedig durfte ebenso wenig fehlen wie ein Eisverkäufer.
Im Mittelpunkt jedoch stand die Musik aus den 1950ern und frühen 1960er Jahren, von Schlagern wie »Sag mir Quando« oder »Die Liebe ist ein seltsames Spiel« über Twist und Rock’n’Roll bis hin zu italienischen Klassikern wie »O Sole Mio« oder »Volare«.
Viele Besucher sangen lautstark mit. Auch wenn die ein oder andere Sprechszene etwas zu lang geraten war, die Besucher hatten ihren Spaß und den drückten sie in langem Schlussapplaus aus. Es folgte eine zehnminütige Zugabe in Form eines »Hit-Mixes«, bei dem das gesamte Ensemble noch einmal so richtig aufdrehte.
Info: Dank zum Finale
Eine Überraschung erlebten die Besucher in der Stadthalle ganz am Ende der Aufführung. Stefanie Hertel bat um Ruhe, um zu verkünden, dass dies die letzte von 41 Vorstellungen der Tournee gewesen sei. »Wir sind wirklich eine große Familie geworden, es war für mich einfach fantastisch«, sagte die gebürtige Vogtländerin und bat Techniker Nico auf die Bühne, die er mit einem lockeren Sprung »enterte«. »Ich kenne Nico schon 30 Jahre und er ist gerade 70 geworden«, erklärte Hertel und so wurde der Techniker groß gefeiert - von den Besuchern ebenso wie von den sieben Akteuren auf der Bühne, denen ein bisschen Wehmut über das Ende der gemeinsamen Arbeit schon anzusehen war.

