»Boden unter den Füßen nicht verlieren«
Wetteraukreis (pm). Vor fünf Jahren wurde das Aktionsbündnis Bodenschutz in der Wetterau gegründet. In einem Rückblick verweist es auf seine »Erfolge rund um das geplante Rewe-Logistikzentrum in Wölfersheim-Berstadt«, wie es in einer Mitteilung heißt.
Die Gründung des Aktionsbündnisses sorgte nach eigenen Angaben über die Grenzen der Wetterau für hohe Aufmerksamkeit, vor allem auch deshalb, weil sich Naturschutzverbände und Landwirtschaft zusammengetan haben, um gemeinsam für den Erhalt der besonders hochwertigen Ackerböden einzutreten. Man wolle den Boden unter den Füßen nicht verlieren.
Gleichermaßen war die klare ablehnende Haltung der beiden Kirchen gegenüber dem Rewe-Großprojekt auf diesem Standort von hoher Bedeutung. Das Evangelische Dekanat hatte bereits seit 2007 mit Bodengottesdiensten und -aktionstagen auf den hohen Wert der Wetterauer Böden für die Lebensmittelerzeugung aufmerksam gemacht, musste aber im Zusammenhang mit den Planungen für das Logistikzentrum feststellen, dass die Mahnungen ungehört blieben.
Güte des Bodens spielte keine Rolle
Die erste Aktion des Bündnisses war es, das Gespräch mit dem Rewe-Management zu suchen. In mehreren Gesprächen wurden diesem die Bedenken zu dem Großprojekt, das ursprünglich eine Fläche von 30 Hektar umfassen sollte, vorgetragen und auf die Verantwortung des Unternehmens für den Erhalt von Lebensmittelproduktionsflächen hingewiesen.
»Aus den Gesprächen wurde klar, dass die Bodengüte bei der Standortauswahl keine Rolle gespielt hat. Das Bündnis kritisiert daher scharf, dass ausgerechnet ein Lebensmittelkonzern wertvollsten Boden vernichten und versiegeln will«, schreibt das Aktionsbündnis.
Des Weiteren habe man gemeinsam mit der BI Bürger für Boden mit »kreativen und fachlich fundierten Aktionen Aufklärungsarbeit über die Bedeutung guter Ackerflächen betrieben«, aber auch die sonstigen Auswirkungen des Rewe-Großprojekts auf die Natur, Umwelt und den Verkehr herausgearbeitet.
»Mit unserem vielfältigen gemeinsamen Protest, zu dem auch eine gemeinsame Kundgebung gegen die Verabschiedung des Bebauungsplans durch die Gemeinde Wölfersheim im Juli 2020 gehörte, ist es gelungen, den Bau des Rewe-Logistiklagers auf hochwertigem Ackerboden bis jetzt aufzuschieben und für das Thema zu sensibilisieren«, erklärt Wolfgang Dittrich, Referent für gesellschaftliche Verantwortung beim Evangelischen Dekanat Wetterau, der die Geschäftsführung des Aktionsbündnisses übernahm.
Unterstützung für BUND-Klage
Das Aktionsbündnis und die BI Bürger für Boden unterstützen weiterhin die Klageverfahren des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Ein wesentlicher Erfolg sei gewesen, dass ein Baustopp gegen das Abschieben des wertvollen Oberbodens erreicht werden konnte. Im November stehe eine weitere Entscheidung zur Abweichung vom Regionalplan vor dem Bundesverwaltungsgericht an.
Rewe will auf einer Ackerfläche bauen, die ursprünglich im Flächennutzungsplan aufgrund der hochwertigen Böden als landwirtschaftliche Vorrangfläche eingestuft war. Das Aktionsbündnis erinnert daran, dass die Fachabteilungen im Regierungspräsidium in Stellungnahmen den Bau des Logistikzentrums auf dieser Fläche abgelehnt haben. Dennoch hatte die Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid der Änderung des Flächennutzungsplans angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der Regionalen Planungsversammlung zugestimmt.
»Diese Entscheidung ist vor dem Hintergrund der ablehnenden Stellungnahme der Fachabteilungen völlig unverständlich und es stellt sich weiterhin die Frage, welchen Stellenwert fachliche Expertisen in dieser Behörde haben, wenn sie durch den politischen Prozess ausgehebelt werden. Wir haben aber große Hoffnung, dass die Gerichte abschließend der Argumentation des BUND folgen und die Planänderung für unzulässig erklären«, so Dittrich.
Im Hinblick auf den vom Wetteraukreis genehmigten Bebauungsplan bemängelt das Aktionsbündnis den Verstoß gegen die Ziele und Grundsätze der einschlägigen Gesetze, insbesondere der Raumordnung, des Bodenschutzes, des Naturschutzes, des Gewässerschutzes und des Immissionsschutzes.