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Brief-Rückgang hat Folgen

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Natalie Pawlik (l.) ist mit Zustellerin Kerstin Krebs auf Tour. © pv

Friedberg/Rosbach (pm). Die Wetterauer SPD-Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik ist für einen Tag an einen ungewohnten Arbeitsplatz gewechselt. Im Mittelpunkt stand die Deutsche Post DHL. Nach einem Gespräch mit den Mitarbeitern am Zustellstützpunkt Friedberg tauschte sie sich mit dem stellvertretenden Niederlassungsleiter Frank Zimmermann, dem Zustellstützpunktleiter Volker Wunderlin und der regionalen Politikbeauftragten Gabriele Schulz zu Herausforderungen im Wettbewerb und zum Postgesetz aus.

Sie begleitete Zustellerin Kerstin Krebs und kam mit dem Betriebsratsvorsitzenden Jo-achim Krusch ins Gespräch.

Fachkräftemangel ist ein Thema

»Wir legen viel Wert auf hohen Arbeits- und Gesundheitsschutz. Es gibt bei uns einen Tarifvertrag mit fairen Arbeitszeiten, und wir sind ein zertifiziertes Unternehmen im Hinblick auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, Energie, Umwelt und Qualität. In der Branche bezahlen wir den besten Lohn. Dennoch haben auch wir mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen, sodass wir mancherorts händeringend Zusteller und Zustellerinnen suchen. Davon abgesehen stellt uns ein langfristiger Trend von sinkenden Brief- und steigenden Paketmengen vor neue Herausforderungen«, erklärten Wunderlin und Zimmermann. Die gesamte Struktur müsse angepasst werden, da der Mengenrückgang im Bereich Brief zu kontinuierlich sinkendem Umsatz führe. Es sei klar, dass der Umbruch Investitionen erfordere.

»Konzernweit haben wir im Jahr 2022 etwa eine Milliarde Euro in hochwertige Kleidung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den Umbau von Zustellstützpunkten und den Ausbau von Sortierzentren und neuen -technologien investiert. Gleichzeitig haben wir bei unseren Fahrzeugen auf E-Mobilität und E-Trikes umgestellt. Trotzdem muss das Unternehmen wirtschaftlich bleiben und denken. Mit der prognostizierten Halbierung der Briefmenge für 2030 wird der im Inland erwirtschaftete Gewinn weiter zurückgehen«, erläutert Gabriele Schulz. Es sei daher sehr wichtig, dass die von der Bundesregierung geplante Novellierung des Postgesetzes komme, um das Gesetz an die aktuellen Bedingungen im Postgeschäft anzupassen.

Pawlik konnte auch bei der Brief- und Paketzustellung unterstützen. Kerstin Krebs, eine erfahrene Zustellerin und seit acht Jahren im Unternehmen tätig, erklärte der Abgeordneten die Arbeitsschritte und begleitete sie beim Gang zu den Haushalten im Zustellbezirk Rosbach/Rodheim.

Im Gespräch mit dem Betriebsrat verschaffte sich Pawlik zudem einen Überblick über die Anliegen der Beschäftigten. »Natürlich gibt es mit uns als Sozialpartner im Unternehmen auch Auseinandersetzungen, aber die Zusammenarbeit zwischen Leitung und Betriebsrat erfolgt auf Augenhöhe. Wir haben einen großen Anteil an Eigenbeschäftigung, das unterscheidet uns von den vielen unsäglichen Beschäftigungsmodellen wie zum Beispiel der Solo-Selbstständigkeit in der Branche. Derzeit machen wir uns viele Gedanken über die kommenden Sommer und die steigenden Betriebstemperaturen in den Hallen. Ein weiterer Punkt, der uns besonders umtreibt, ist das erlaubte Maximalgewicht bei Paketzustellungen. Laut Gesetz dürfen Pakete maximal 31,5 Kilogramm wiegen. Das ist definitiv zu schwer. Wir hatten in der Zustellung schon manche Kuriositäten: von Fliesen über Brennholz und Kies war alles dabei. Für die Gesundheit unserer Zustellerinnen und Zusteller wird das steigende Gewicht der Pakete ein immer drängenderes Problem«, erklärt Betriebsratsvorsitzender Joachim Krusch. Dem Betriebsrat sei es daher ein wichtiges Anliegen, das erlaubte Maximalgewicht zu reduzieren.

»Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei DHL leisten für uns alle einen wichtigen Beitrag, und es sind harte Knochenjobs. Ohne Post- und Paketzustellerinnen und -zusteller würde unser System zusammenbrechen«, sagte Pawlik. »Sie sind es, die von früh bis spät wichtige Dokumente zustellen, Geburtstagsgeschenke und andere Einkäufe ausliefern oder die Urlaubsgrüße zustellen. Sprich: Sie halten den Laden am Laufen! Daher müssen wir auch darauf achten, dass die Rahmenbedingungen für ihre Arbeit so gestaltet sind, dass sie gesund bleiben.«

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