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Den Tod ins Leben holen

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Von: red Redaktion

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Die Klassen 4a und 4b der Grundschule Ockstadt haben viel Spaß in ihrer Projektwoche - trotz des ernsten Themas. © pv

Friedberg (pm). »Hast Du Angst vor dem Tod?«, fragt Hanna den Bestatter Peter Ugele, der anlässlich des einwöchigen Projekts »Hospiz macht Schule« in die Grundschule Ockstadt gekommen ist. »Nein, Angst habe ich nicht, aber Respekt«, antwortet dieser. Es ist der dritte Tag, und wie jeder der fünf Tage hat auch dieser ein Motto: »Vom Sterben und dem Tod«.

Eine Woche beschäftigen sich die Klassen 4a und 4b mit den Themen »Sterben und Tod«, »Krankheit«, »Trauer«, aber auch damit, was uns tröstet und wie man selbst Trost spenden kann.

Offen sprechen, alle Fragen stellen

Begleitet von sechs Ehrenamtlichen der Hospizhilfe Wetterau und des Hospizdienstes Wetterau erleben die Kinder vor allem eines: Wir können über Tod, Krankheiten, über unsere Ängste und Gefühle offen sprechen, und wir dürfen alle Fragen stellen: Warum müssen die Augen von Toten zu sein? Marlene will wissen, ob Tote geschminkt werden, ob man die Haare mit Shampoo wäscht. »Was macht ihr bei Kindern?«, fragt Roman und »Wer kümmert sich um verstorbene Obdachlose?« Die Kinder sind neugierig, inspizieren die Urnen, die Ugele mitgebracht hat.

Das Motto des ersten Tages lautet »Veränderung(en) im Leben«. Die Kinder sollen überlegen, welche schönen, aber auch schwierigen Erlebnisse sie in ihrem bisherigen Leben hatten. Alles wird auf hellen und dunklen Wolken aus Karton notiert. »Wenn meine Oma glücklich ist«, steht auf einer der weißen Wolken oder »Mit meiner Mutter backen«, »Urlaub«, »Mit Freunden auf dem Spielplatz«. Aber auch die schwierigeren Seiten des Lebens haben alle schon kennengelernt: »Streit mit meinem Bruder«, »Als meine Oma starb«, »Mein Hasenbaby ist gestorben«, »Mobbing«, »Krieg«.

Am zweiten Tag geht es um Krankheit und Schmerz. Viele haben sich schon mal ein Bein oder Arm gebrochen, Auch Corona ist ein Thema. Dann kommt ein Mann in weißem Kittel in die Klasse: Amtsarzt Dr. Reinhold Merbs. Mehrere Schüler sind in ihren Familie schon mit schweren Krankheiten konfrontiert worden. Wie Krebs entsteht und wie man Krebs behandelt, wollen sie wissen. Mehrere fragen, was man tun muss, wenn man von einer Zecke befallen wurde. Merbs erklärt, dass man sie auf keinen Fall mit den Fingern entfernen dürfe, sondern mit speziellen Pinzetten.

Singen, Bilder betrachten, selbst Bilder malen, Geschichten hören zählen zum Programm, auch ein Film aus der Reihe »Checker Tobi« über Sterben und Tod wird gezeigt. Das Projekt »Hospiz macht Schule« gibt es seit 2008 und wurde schon über 1000-mal an Grundschulen in ganz Deutschland durchgeführt.

Am vierten Tag wird die Geschichte »Die Hyazinthe« vorgelesen, in der erzählt wird, wie eine verwelkte Pflanze im nächsten Jahr neu aufblüht. Traurig-Sein wird abgelöst vom Hoffen auf neues Leben. Alle Kinder pflanzen eine gekeimte Bohne in einen Topf, den sie bemalt haben. In den nächsten Wochen können sie beobachten, wie daraus eine rankende Pflanze wächst.

Dieses Bild wird am letzten Tag noch einmal aufgegriffen. Die Kinder schreiben auf die Blätter einer Bohnenpflanze, was sie tröstet und womit sie selbst andere trösten. Alle Blätter werden auf ein Plakat geklebt. Eine »Trostpflanze« ist entstanden, die im Klassenraum aufgehängt wird.

Dann kommt noch das Abschlussfest mit den Eltern. Diese berichten, was ihre Kinder zu Hause erzählt haben. Eine Woche Beschäftigung mit Tod und Trauer, und doch fasst es ein Mädchen so zusammen: »Wir hatten sehr viel Spaß.«

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