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Den Weg Friedbergs in die Zukunft ebnen

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Auf dem Podium haben (v. l.) Platz genommen: Lucas Schmidt (Stadt Frankfurt), Stefanie Santila Krause (»dasgute.haus« eG), Bernd Uwe Domes (Wirtschaftsförderung Wetterau), Agnes Model (»dasgute.haus« eG), Dirk Metzger (THM Friedberg) Tobias Brandt (Stadt Friedberg) und Annette Rudolph-Cleff (TU Darmstadt). © Jürgen W. Niehoff

Friedberg (jwn). Wo stehen wir? Wohin wollen wir? Immer mehr Bürger verlangen darauf eine Antwort von den Politikern. Deshalb hatten die »Spurenleger«, das Stadtmarketing und der Bund Deutscher Architekten (BDA) Mittelhessen für den vergangenen Freitag zu einer Bürgerversammlung im Friedberger »Kaiserforum« eingeladen. Dass dieses Thema wirklich nicht nur einen kleinen Kreis von Experten interessiert, hat der Zuspruch von gut 200 Bürgern an diesem Nachmittag gezeigt.

Denn auch die Bürger suchen nach dem sogenannten Friedberger Weg, der Lösungen zu den vielen ungeklärten Fragen aufzeigen soll.

Viele gegen weiteres Gremium

2018 hatten die »Spurenleger« ein Studienprojekt an der TU Darmstadt initiiert, an dessen Ende ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) stand. Entscheidend bei dem vorgeschlagenen Konzept ist eine Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe. Bevor bei der Veranstaltung am Freitag die Bürger zu Wort kamen, waren Experten gefragt. So referierte die Darmstädter Professorin Annette Rudolph-Cleff über die Zukunft der Städte vor dem Hintergrund des Klimawandels durch einen nachhaltigen Umgang mit Wasser. Zwei Akteure der Stadtgesellschaft, nämlich der Vizepräsident für Bauleitplanung an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), Prof. Dirk Metzger, und der Leiter des städtischen Amtes für Stadtentwicklung, Tobias Brandt, versuchten die Alleinstellungsmerkmale der Stadt Friedberg aufzuzeichnen - mit großer Hochschule, einer noch größeren Burganlage und einem riesigen Entwicklungspotenzial auf dem ehemaligen Kasernengelände. Schließlich sprachen Bernd Uwe Domes (Wirtschaftsförderung Wetterau), Stefanie Santila Krause und Dr. Agnes Model (»das gute.haus« eG) sowie Lucas Schmidt (Stadt Frankfurt) über Strategien, wie Politik, Verwaltung und Bürgerschaft zu einem gemeinsamen Handeln zu bewegen sind.

Da die Stadtentwicklungsprozesse vielschichtig sind und die städtische Struktur genauso betreffen wie deren Architektur, deren Mobilität, den Klimaschutz, die Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen wie Straßen und Plätze oder das Kultur- und Freizeitangebot, muss eine Betrachtung aus vielen Blickwinkeln erfolgen. Deshalb ist die Einbeziehung der Bevölkerung von entscheidender Bedeutung. Vorgeschlagen wurde ein »Stadtmacher-Forum«. Es soll sowohl als Plattform vielfältiger Beteiligungsformate dienen, als auch als Gremium für die Hinzuziehung von Stadtentwicklungsexperten. Das »Stadtmacher-Forum« soll dabei nicht nur Impulse setzen, sondern vorgeschlagene Maßnahmen auch strukturieren oder priorisieren und so politischen Entscheidungen den Weg bereiten. In der anschließenden, lebhaften Diskussion mit den Bürgern wurde dann jedoch sehr schnell deutlich, dass viele von ihnen nicht noch ein weiteres Gremium implementiert wissen und somit noch länger auf Entscheidungen warten wollen.

Potenziale als Stadt mit Burg und THM

»Wir sind eine Hochschulstadt mit rund 4500 Studenten. Davon ist in der Innenstadt aber nichts zu sehen. Wir haben die größte Burganlage in Deutschland. Aber darin sitzen das Finanzamt und eine Schule. Wo ist da unserer Identifikationsfaktor, wo das Alleinstellungsmerkmal von Friedberg. Als die Amerikaner hier waren, da boomte Friedberg noch, heute schläft es«, kritisierten mehrere Bürger den Zustand der Stadt.

Mindestens einer Bürgerin war es zu viel: »Das ist mir alles viel zu akademisch. Die sollen nicht reden, sondern handeln« - und ging. Auch andere Stimmen wurden laut: »Nun fangt doch endlich an, und zwar nicht mit dem einen großen Schritt, den es nie geben wird, sondern mit vielen kleinen Schritten auf der Kaiserstraße oder am Bahnhof. Wir leben heute und nicht in 40 Jahren.« Doch der Weg wird lang, das räumte auch der Moderator und Mitglied der Gruppe »Spurenleger«, Michael Frielinghaus, ein. Dazu müsse sich nicht nur die Verwaltung neu erfinden - »nicht jede Entscheidung müsste ganz oben gefällt werden«, so Frielinghaus -, sondern auch die Politik müsse wieder ein Ohr für die Wünsche aus der Bevölkerung haben. Bürgermeister Dirk Antkowiak (CDU), der die Veranstaltung aufmerksam in der ersten Reihe mitverfolgte, nickte zustimmend bei vielen Forderungen.

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