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Der Dahlhaus macht Wahlkampf: Bekommt er Unterstützung von Parteien?

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In Folge 9 seines Podcasts spricht Bürgermeisterkandidat Kjetil Dahlhaus mit dem Erzieher und SPD-Stadtverordneten Marc Bansemer über Freizeitangebote auf der Seewiese. Auch mit anderen Parteien hat Dahlhaus Kontakt geknüpft. © pv

»Friedberg braucht einen Macher«, sagt Bürgermeisterkandidat Kjetil Dahlhaus und hat eine Podcast-Reihe gestartet. Jüngster Gesprächspartner war ein SPD-Stadtverordneter. Eine Positionierung?

Kjetil Dahlhaus ist Kommunikationsfachmann, er weiß, wie Marken wirken. Im Bürgermeisterwahlkampf, der aktuell vorwiegend im Internet geführt wird, hat er eine Marke etabliert: »Der Dahlhaus wird Bürgermeister«, lautet die Botschaft. Der Unternehmer tritt forsch an, bespielt die sozialen Netzwerke und will Friedberg wieder »zur Hauptstadt der Wetterau« machen (seine Internetseite heißt denn auch www.hauptstadt-der-wetterau.de).

Der von Moritz Herrmann produzierte Podcast wird freitags auf Spotify, Facebook und Co. verbreitet, neun Folgen sind bereits erschienen. Dahlhaus spricht mit Johannes Hartmann vom IZF über Integration, besucht Bierbrauer, Architekten oder Bürgermeister der Nachbarschaft, sammelt Ideen der Bürger und gibt seine Einschätzungen zur Stadtentwicklung ab.

Die Themen reichen vom (kaum sichtbaren) studentischen Leben in der Stadt über die Aufwertung der Altstadt bis zu Tourismus oder Bildung. Die Hörer erfahren, dass in Friedberg 300 Kinder auf einen Kita-Platz warten oder dass Dahlhaus im Juni ein »kreatives Treffen für Unternehmer« plant.

Bis zur Bürgermeisterwahl am 24. September sind es noch rund 170 Tage. Die »heiße Phase« des Wahlkampfs hat noch lange nicht begonnen. Aber zwei der bislang vier Kandidaten scharren bereits mit den Füßen. Während Bürgermeister Dirk Antkowiak nach einem Kurzurlaub im Rathaus seinen Amtsgeschäften nachgeht und von der Linken-Kandidatin Anja ElFehtali immerhin ein Pressebericht im Internet zu finden ist, ist der Grünen-Kandidat Markus Fenske omnipräsent. Über die sozialen Netzwerke verschickt er regelmäßig seine Wochenbilanz, präsentiert, mit wem er über was gesprochen hat.

Dahlhaus hat bereits einen Infostand auf dem Elvis-Presley-Platz hinter sich. Vor Wochen tauschte er dort die Ideen der Bürger gegen Kreppel. Vor allem mit seiner Podcast-Reihe sorgt er im Netz für Aufmerksamkeit.

Podcast mit einem SPD-Parlamentarier

Gast in der neunten Folge war der Erzieher Marc Bansemer, der in der Altstadt einen Kinderhort betreibt. Er sprach mit Dahlhaus über Freizeitmöglichkeiten auf der Seewiese. Bansemer ist mit seinem mit Kindern beladenen Bollerwagen täglich auf der Seewiese, kennt dort jeden Grashalm. »Die Seewiese ist wichtig für das innere Wohl der Menschen. Hier können sie Ruhe finden«, sagt Bansemer. Dahlhaus erwähnt die Umgestaltungspläne, den Entwurf von Studenten, den ISEK-Prozess mit Ideen der Bürger, wie die Seewiese bürgerfreundlicher gestaltet werden kann. Die Stadtmauer müsse besser ins Licht gesetzt werden. Auf der Wiese hinterm Skiclubheim kann er sich einen Kletterpark vorstellen. Der Seebach müsse erfahrbar gemacht werden, die Georgkapelle vom Gebüsch befreit und die Seewiese besser beleuchtet werden. Laut der Sicherheitsaktion »Kompass« ist sie für viele Friedberger ein »Angstort«.

Bansemer wird in dem Gespräch nicht als SPD-Stadtverordneter vorgestellt; er zählt aber innerhalb der SPD-Fraktiuon zu den Wortführern. Positioniert sich jetzt die SPD, die keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufstellt? Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Klaus-Dieter Rack gibt sich zurückhaltend. »Wir haben eine innerparteiliche Abrede«, teilt Rack mit. Zu den Bewerbern werde man vorerst keine öffentliche Erklärung über eine wie auch immer geartete Unterstützung abgeben. Bansemer habe das Gespräch als Tagesvater geführt, nicht als SPD-Politiker. Im Mai werde man beraten, ob und wie man sich positioniere, sagte Rack.

Stellungnahmen von UWG und FDP

Sympathien innerhalb der SPD für den Kandidaten Dahlhaus gibt es aber. Bei der UWG ist das ähnlich. Als Dahlhaus vor Wochen seinen Hut in den Ring warf, teilte der Fraktionsvorsitzende Friedrich Wilhelm Durchdewald mit: »Herr Dahlhaus hat sich in unserer Fraktion vorgestellt. Wir begrüßen grundsätzlich die Kandidatur eines parteiunabhängigen Friedbergers (wenn auch hier zugezogen). Seine bisherige unternehmerische Karriere spricht für ihn. Wir werden seine Aktivitäten, Ideen und Vorstellungen zur Gestaltung Friedbergs beobachten und für uns werten. Ob sich daraus eine aktive Unterstützung entwickelt, ist derzeit noch nicht absehbar.«

Und die FDP? Der Friedberger Unternehmer und FDP-Landtagskandidat Jochen Ruths war ebenfalls ein der Podcast-Gesprächspartner von Dahlhaus. Der FDP-Vorsitzende Ralf Maurer sagt dazu: »Wir sind neutral.« Was er von dem Kandidaten halte? Dahlhaus wirke »frisch«, sagt Maurer. »Positiv ist, dass er aus der Wirtschaft kommt und eine andere Herangehensweise an Probleme hat.« Dennoch: »Die FDP ist neutral.«

Panne beim Auftakt der Kaiserstraßen-Umgestaltung

In seinem vierten Podcast, in dem Kjetil Dahlhaus mit einer THM-Studentin über Bildung und studentisches Leben in Friedberg spricht, erwähnt der unabhängige Bürgermeisterkandidat das »Kick-Off für den Gestaltungswettbewerb der Kaiserstraße« am 24. Februar. Dieses interne Treffen von Politik, Verwaltung und Wirtschaftsvertretern war der Aufakt zur Umgestaltung der Einkaufsmeile. Er hätte gerne an dem Treffen teilgenommen, äußert Dahlhaus. Die Presse sei aber nicht eingeladen gewesen. Er würde solche Prozesse »transparanter« gestalten, sagt Dahlhaus. Was er offenbar nicht weiß oder vielleicht aus Anstand verschweigt: Dieses Treffen war laut mehreren Teilnehmern ein einziger Reinfall. Denn beim ersten Treffen zum zentralen Stadtentwicklungsprojekt in der Kreisstadt war weder der Bürgermeister, noch die Erste Stadträtin anwesend. Die komplette Stadtspitze fehlte. Und auch aus den Reihen der Verwaltung wurden mehrere Personen vermisst. Teilnehmer sprachen von einer »peinlichen Situation«, offenbar war es der Rathausspitze nicht gelungen, sich über diesen Termin abzusprechen. Am Montagabend fand ein weiteres internes Treffen statt, diesmal mit Rathausspitze. Ein Diskussionspunkt waren die Bäume. Offenbar ist der Untergrund der Kaiserstraße derart marode und sind die Wurzeln der Bäume derart angegriffen, dass außer fünf Exemplaren alle anderen entfernt werden müssen. Das wird bereits seit Monaten hinter vorgehaltener Hand getuschelt, bislang hat sich niemand getraut, den Friedbergern diese Nachricht zu überbringen. Klar dürfte aber sein, dass bei der Sanierung der Kaiserstraße eine neue Allee angelegt wird.

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