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Ein Dorf im Wandel der Zeit

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Die Dorfstraße wurde mehrmals saniert. © Rainer Hoffmann

Friedberg-Ossenheim (bf). Die Geschichten eines Dorfes liegen auf der Straße. Man muss sie nur sammeln. »Ossenheim damals und heute« hieß der Bildervortrag, den Rainer Hoffmann, Vorsitzender des Kultur- und Traditionsvereins (KuTV), im Bürgerhaus-Pavillon zeigte. Beim virtuellen Gang vom Sportplatz bis zur Rödernstraße erinnerte Hoffmann an die Wetter-Furt, die 1802 durch eine Brücke ersetzt wurde, und an die schrecklichen Zerstörungen vom 11.

September 1944: Bei dem US-Bombenangriff kamen sieben Menschen ums Leben.

Die Durchgangsstraße wurde 1928 gepflastert. 1958 wurde der Kanal gebaut, 1961 wurde die Straße asphaltiert und wieder 2010, als die Dorfwaage abgerissen wurde. 1977 wurde das Bürgerhaus gebaut, 1982 folgte der Pavillon. Die versprochene Kita wurde erst 43 Jahre nach Abschluss des Einigungsvertrags eröffnet. Sie liegt in der Rödernstraße, die im Volksmund »Schlammgass« genannt wurde.

Auf dem Grundstück gegenüber des Bürgerhauses baute Landwirt Karl Schudt 1914 bis 1920 alle Häuser von der Wetterbrücke bis zum Pappelweg, inklusive der Nährmittelfabrik für Haferflocken. Von 1940 bis 1989 war hier die Baufirma Loth ansässig. 1989 folgten Adelheid Hoffmann und Hans-Jürgen Slusallek, die 1989 die Galerie Hoffmann für experimentelle Kunst eröffneten.

Ein Foto zeigte die Gaststätte von Lilli und Rudi Klein. Hier wurde 1967 der Sportverein gegründet, im Saal fanden bis zum Bau des Bürgerhauses 1977 im Wechsel mit der Gaststätte Thomas Theateraufführungen, Singstunden und die Kirmes statt. Auf der Kegelbahn mit »Kegelbub« trainierte der Verein »Gut Holz«. Über der Bühne im Saal stehen heute noch die Worte »Die Kunst ist das Salz der Erde!«

Wie man früher Geschäfte machte

Gegenüber lag die Schreinerei Richard Dietz. Als zehnjähriger Bub holte Hoffmann dort zwei Leisten für einen Drachenbau ab und fragte den Meister: »Herr Dietz, was bekommen Sie?« Dietz: »Für mich isses zu wenisch un für dich zu veil, mach dich fort!«

In der Nieder-Wöllstädter Straße stand der Solmscher Hof. Das spätere Anwesen Preußner wurde 1999 abgerissen, stattdessen die Niedrigenergiesiedlung Lummerlund aufgebaut. Ein großer Gewinn für die Dorfentwicklung mit 120 Neubürgern.

Weiter ging es zum ehemaligen Lebensmittelgeschäft von Irmgard und Friedel Knihs, der 1959 eröffneten Frostfachgemeinschaft mit 40 Fächern, dem früheren Lebensmittelgeschäft von Emmi und Helmut Thiel und der längst abgerissenen Gaststätte von Inge und Karl-Heinz Thomas, die über Jahrzehnte das Wohnzimmer vieler Ossenheimer war.

Linkerhand produzierte in der Schmiede Horn Friedel Münch Ende der Sechziger- bis in die Siebzigerjahre die kräftigen Mammut-Motorräder mit quer eingebautem 1100-ccm-NSU-Motor und 64 PS. Am Ende der Straße zur Lohmühle liegt das ehemalige Hofgut von Elfriede und Gerhard Keller. Die Mühle für Mehl und Gerbsäure wurde 1919 eingestellt. 2011 übernahm dieses Anwesen der Bio-Hopper.

Schnell waren zwei Stunden vergangen, die Fortsetzung des Bildervortrags ab der Hirtengasse bis ins Oberdorf folgt am 31. März um 18 Uhr wieder im Pavillon des Bürgerhauses. Vielleicht entwickelt sich daraus eine Erzählrunde. »Es wäre schön, wenn sich zu der Veranstaltung weitere Anekdotenerzähler einfinden.«

Ortsgeschichte: Helfer gesucht

Eingangs des Vortrags hatte Hoffmann die digitalisierten historischen Aufzeichnungen über Ossenheim vorgestellt: »Die Heimatglocken« von Pfarrer Hoffmann (1880-1961), die Aufzeichnungen des ehemaligen Lehrers Ernst Schutt (1867-1937), die Chronik des Altbürgermeisters Karl Konrad Maul (1857-1936). Hoffmann selbst führt seit der 1200-Jahr-Feier ein Stichwortverzeichnis zur Ortsgeschichte. Als Grundlage dienen die von der Stadt Friedberg unter Federführung von Katja Augustin aufgelegte Dorfchronik und die Broschüre von Christian Vogel zum Thema »Jagdhaus und Wäldchestage von Ossenheim«.

Eine weitere Chronik von Pfarrer Knorr, beginnend 1799, ist noch nicht transkribiert. Wer sich beim Gegenlesen bereits digitalisierter Aufzeichnungen sowie der Transkription der Chronik Knorr beteiligen möchte, kann sich bei Rainer Hoffmann melden (rainer.hoffmann@unitybox.de oder Telefon 0 60 31/1 27 73).

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